Da bei den Sportnachrichten nach wie vor Flaute herrscht, blicken wir in unserem wöchentlichen Editorial heute auf einen Beitrag aus Skippers Nr. 75 und eine junge Schweizer Marke, die den internationalen Durchbruch geschafft hat. Das scheint nur bedingt zu stimmen, wie eine Marke zeigt. Forward Wip wurde 2014 in Rolle (VD) gegründet und erfreut sich in den oberen Sphären der Foilerszene grosser Beliebtheit.

Text: Quentin Mayerat

Es ist längst kein Geheimnis mehr: Die Schweiz ist ein Nährboden für nautische Innovationen. Das gilt für alle Branchen, also auch für Sicherheitsausrüstung, wie das Beispiel von Forward Wip (für Water Impact Protection) zeigt. Hinter dieser Schweizer Firma steckt der gelernte Ingenieur und angefressene Segler Remi Finiel. Er hat den Foiler-Boom vorausgeahnt und sich schon sehr früh im damals noch verschwindend kleinen Markt etabliert. Mit der festen Überzeugung, dass sich das Foilersegeln breit durchsetzen würde, gründete er nach dem America’s Cup in San Francisco sein Unternehmen.

«Als die America’s Cupper anfingen, übers Wasser zu fliegen, kam es zu mehreren heiklen Situationen», erinnert sich Remi Finiel. «Die Teams merkten, wie gefährlich foilen ist und suchten nach Ausrüstung, die sie vor Schlägen schützt. Loïck Peyron kontaktierte mich im Namen von Oracle und bat mich, ihnen bei der Entwicklung eines solchen Produkts zu helfen.» Der Schweizer Visionär brachte in wenigen Monaten Helme und Regattawesten mit Aufprallschutz und Auftriebskörper in den Handel. «Durch das Aufkommen der Foiler hat sich der Segelsport grundlegend geändert und wir konnten komplett neue Produkte anbieten», kommentiert er.

Neue Bedürfnisse frühzeitig erkennen

Als Remi Finiel seine Firma lancierte, hatte er gerade einmal 200 potenzielle Kunden, denn aktive Foilersegler gab es damals erst wenige. Innerhalb weniger Jahre erlebten Jollen, Katamarane, Jachten, Wind- und Kitesurfboards eine Revolution und die Nachfrage nach Sicherheitsausrüstung explodierte. Forward Wip hatte dank der Weitsicht ihres Gründers in diesem Segment bereits einen erheblichen Vorsprung und begann, Rider und Speedsegler auf der ganzen Welt auszurüsten, darunter Glenn Ashby, Alinghi, Realteam, den Mottensegler Benoît Marie und den PWA-Wind- foil-Weltmeister Nicolas Goyard.
Nachdem er die Spitzensportler überzeugt hatte, wollte Forward Wip seinen Kundenkreis erweitern. «Wenn wir in der Lage sind, innovative Produkte für Tempofreaks herzustellen, können wir das auch für traditionelle Segler tun», so Finiel. Also suchte er nach Artikeln, für die ein nachweislicher Bedarf bestand, der vom herkömmlichen Markt jedoch nicht oder kaum abgedeckt war. Eines seiner erfolgreichsten Produkte ist WIPEE, das es Frauen ermöglicht, sich an Bord ebenso einfach zu erleichtern wie Männern. «Wir haben festgestellt, dass viele Seglerinnen auf dem Wasser absichtlich nichts tranken, damit sie nicht urinieren müssen. Es schien uns wichtig, etwas dagegen zu tun», argumentiert er.
Remi Finel hat mit seinen praktischen Lösungen nach dem America’s Cup jetzt auch die Hobbysegler erobert. Forward Wip ist ein weiteres Beispiel für das unendlich grosse Potenzial des Schweizer Sailing Valley.