Seit Anfang Jahr durchleuchtet eine experimentelle 100 Quadratmeter grosse Forschungsstation den Genfersee. LéXPLORE wird zehn Jahre vor Pully in Betrieb sein. Sie ist mit unzähligen Sonden und Sensoren bestückt, mit denen Forschende des Wasserforschungsinstituts Eawag, der ETH Lausanne sowie der Universitäten Lausanne und Genf ökologische Vorgänge im Genfersee verstehen wollen.

Text und Fotos: Jean-Guy Python

«LéXPLORE ist weltweit die modernste schwimmende Forschungsstation auf einem See», sagt Natacha Pasche, Limnologin und Projektverantwortliche an der EPFL. An Bord der Plattform: unzählige Messinstrumente und Dutzende von Sensoren, eine Wetterstation, Seilwinden, Zugangsschächte, und Probensammler für die Untersuchung der Wasserqualität. Ein komplett ausgestattetes Labor für biologische und physikalische Analysen also.
Anfangs traf die mit Technologie vollgestopfte, hausbootähnliche Platt- form bei den Anrainern in Pully auf viel Widerstand. Die Einsprachen konnten vom Kanton aber alle behoben werden. Für den Standort Pully sprachen mehrere Gründe, erklärt Natacha Pasche: «Massgebend war vor allem die Seetiefe. Diesbezüglich ist die jetzige Stelle ideal. Sie musste an der Grenze der thermischen Schichtung, d.h. in mindestens 60 Metern Tiefe liegen. Die Verankerungen des schwimmenden Labors befinden sich 75 bis 140 Meter tief. Nachdem wir uns ein Jahr mit den verschiedenen Seenutzern besprochen haben, erwies sich Pully als der beste Kompromiss.»

Wie geht es dem Genfersee?

Mit der LéXPLORE soll den Umweltveränderungen im Genfersee auf den Grund gegangen werden. «Auf der Plattform werden dreizehn Forschungsprojekte durchgeführt. Ein Beispiel: Der See wurden in den 1980er-Jahren stark verschmutzt, heute geht es ihm besser. Aber obwohl der Phosphorgehalt merklich gesunken ist, sind die Algen nicht zurückgegangen. Diese Erkenntnis kam für uns überraschend.»
Ein weiteres Projekt besteht in der Untersuchung von Mikroplastik. «Wir wollen verstehen, wie sie im See zirkulieren», sagt Natacha Pache und nennt gleich noch ein drittes Vorhaben: «In den letzten Tagen hat sich der See türkis verfärbt, was mit einer Anhäufung von Kalkspat zusammenhängt. Wir werden dem Phänomen nachgehen. Neben der wissenschaftlichen Wasseranalyse widmet sich LéXPLORE praktischen Aspekten wie der Frage, ob wir das Seewasser in Zukunft weiter trinken können. Da durch den Klimawandel potenziell giftige Algen wachsen könnten, befassen wir uns mit Phytoplankton. Wir haben neue Technologien erarbeitet, unter anderem viele Sensoren, die wir in unterschiedlicher Tiefe positionieren. Mit Glassensoren untersuchen wir die Algen und mit Sensoren aus Fischzellen die Toxizität des Sees. Und wir haben viele Instrumente entwickelt, mit denen wir die Proben vor Ort messen können. Wir können es kaum erwarten, endlich mit den Messungen zu beginnen und dem See seine Geheimnisse zu entlocken!»