In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts verbreiteten Entdecker wie der Botaniker Henri Mouhot das romantische Bild der vom Dschungel umrankten Ruinen so erfolgreich, dass man erwartet, in Kambodscha die Buschkiller- Euphorie einer Lara Croft auf der Suche nach verborgenen Schätzen zu empfinden. Und man wird nicht enttäuscht: Die Tempelanlagen von Siem Reap beflügeln die Fantasie. Kaum vorstellbar, dass vor 800 Jahren über 12 600 Menschen das 60 Hektar grosse Gelände besiedelten. Die Würdenträger schliefen in Seidentüchern und assen aus goldenem Geschirr im Schatten eines zentralen Turms, der unter dem Gewicht der Edelsteine fast zusammenbrach. Bei der Restauration der heiligen Stätte wurde die wild wuchernde Vegetation stellenweise absichtlich stehengelassen, sodass sich moderne Abenteurer in dem Chaos aus Steinen und Pflanzen fühlen wie Indiana Jones. So faszinierend diese Zeitreise sein mag, sie birgt auch Gefahren. In den letzten zehn Jahren hat sich der Besucherstrom verfünffacht. Schätzungen zufolge sollen 2025 zehn Millionen Touristen die Tempelstadt besuchen. Bei einem solchen Massenandrang könnten die mehrere Jahrhunderte alten Zeitzeugen des Khmer-Reichs unwiderruflichen Schaden nehmen.