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Schuemann et les Helvètes

Sie haben im Team MarazziSailing die erste Etappe des Audi Med Cups in Alicante bestritten. Welche Rolle spielen Sie bei diesem Projekt?
Ich arbeite jetzt schon zehn Jahre mit Schweizern zusammen, mit Alinghi natürlich, aber auch mit Roni Piper und der Marazzi- Familie in der 5,5er-Klasse. Flavio kenne ich vom Olympiasegeln her schon lange. Nach der Olympiade in Peking und seinem Abschneiden in Qingdao haben wir gemeinsam über ein Segelprogramm im Hinblick auf London 2012 nachgedacht. Der auf TP52 ausgetragene Audi Med Cup hat sich schnell als geeignete Tour profi liert, da hier auf hohem Niveau gesegelt wird. Die Entscheidung daran teilzunehmen war rasch gefällt. Wir wollen neue Erfahrungen ausserhalb des Olympiazirkusses sammeln.

Das Team MarazziSailing wurde in Rekordzeit aufgegleist. Welches Geheimnis steckt dahinter?
Ich konnte meine im Jahr 2008 mit Platoon gesammelte Erfahrung und mein Fachwissen in das Team einbringen. Darauf baut unsere Crew auf. Als die Grundlagen erst einmal geschaffen waren, war es naheliegend, Enrico De Maria, Blumi und Bernard Labro aufzubieten, mit denen wir bereits viel und oft zusammengearbeitet hatten. Meine Felderfahrung war für den schnellen Aufbau des Projekts entscheidend. Ich kenne die Budgets und die Gesamtbedürfnisse. Kontur hat das Projekt dann im Februar 2009 angenommen. Der Yacht Club von Gstaad ist eingestiegen und wir konnten bei der ersten Etappe in Alicante dabei sein. Wenn die Entscheidungen erst einmal gefällt sind, muss man Nägel mit Köpfen machen. Das haben wir getan.

Haben Sie andere Touren als die der TP52 ins Auge gefasst?
Derzeit gibt es auf Topniveau keine Alternative. Schauen Sie sich das Feld der Skipper einmal an! Die Tour ist hochprofessionell und fast alle Konkurrenten können Wettfahrten genauso gewinnen wie sie auch als Schlusslicht über die Linie gehen können. Wir haben gezeigt, dass mit uns zu rechnen ist und wir vorne ein Wörtchen mitzureden haben. Wir haben eine Regatta für uns entschieden und andere im vorderen Drittel beendet. Unsere weniger guten Resultate sind darauf zurückzuführen, dass unser Boot nicht wirklich auf Schwachwind zugeschnitten war. Damit müssen wir leben. Wichtig ist, dass wir in dem neuen Umfeld das Potenzial der Teammitglieder und besonders das von Flavio ermitteln. Wir haben bereits einen grossen Schritt nach vorne gemacht. Marazzi hatte bisher keine Erfahrung mit so grossen Crews zu segeln, da er sonst nur auf Zweimannbooten segelt.

Wie sehen Ihre Projekte mit MarazziSailing aus?
Priorität hat weiterhin die Olympiavorbereitung von Flavio und Enrico auf dem Starboot. Wir werden die Möglichkeit, weiter auf TP52 zu segeln, nach den Regatten Anfang Frühling neu überdenken. Das Boot, mit dem wir den Audi Med Cup bestritten haben, war sowieso nur für dieses eine Rennen verfügbar. Es wird umgebaut, damit es in einer anderen Klasse segeln kann. In Schweden werden wir an Bord eines anderen Bootes sein. Unter dem Strich laufen alle unsere Projekte darauf hinaus, Erfahrungen im Hinblick auf die Olympiade von 2012 in London zu sammeln.

Das Regattaprogramm ist demnach ein fester Bestandteil von Flavio
Marazzis Olympiavorbereitung?

Absolut. Heute müssen Olympiaathleten vollendete Profi segler sein, die sich auf verschiedenen Booten zurechtfi nden. Der einzige echte Schweizer Regatteur, der seinen Lebensunterhalt im internationalen Segelzir-kus verdient, ist Blumi. Es müssten eigentlich
viel mehr sein. Alle Olympiaanwärter müssten parallel an Profi -Circuits teilnehmen. Flavio und Enrico gehören in der Starklasse seit zehn Jahren zu den Top 5 der Welt. Das ist bereits ein Erfolg. Jetzt fehlt noch das gewisse Etwas für den Gewinn einer Medaille.

Langfristig führt also nichts am Profi status vorbei, wenn man auf höchster internationaler Ebene mitmischen will?
Ja, das sollte man sich bewusst sein. Es ist nicht mehr möglich eine, zwei oder drei Olympiakampagnen in Angriff zu nehmen, ohne ein festes Einkommen zu haben. Wir sind alle auf eine fi nanziell abgesicherte Zukunft angewiesen, auch wenn wir unsere Leidenschaft ausleben. Athleten sollten nicht in Büros arbeiten oder zwischen zwei Olympiakampagnen studieren. Sie müssen segeln. Wer, wenn nicht sie, soll auf Booten wie den TP52 für die nötige Fachkompetenz sorgen? Warum ist Ben Ainslie dort, wo er ist? Er macht nichts anderes als segeln, das ist sein Beruf, damit verdient er seinen Lebensunterhalt. Indem man überall dabei ist, lernt man mit Stress umzugehen. Es wird zum Job, zur Routine. Man wird mit den Medien und den verschiedenen Regatten vertraut. Ich denke, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Die anderen Teams oder Solosegler, die international brillieren wollen, müssen unbedingt eine Profi karriere anvisieren. Anders ist eine Olympiamedaille heute nicht mehr zu gewinnen.

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