© Walter Rudin
Herr Oberhänsli, als langjähriger Segler ist es Ihnen doch bestimmt leicht gefallen, eine Ausstellung zum Thema Segeln auf die Beine zu stellen.

Ich muss Beruf und private Leidenschaft schon trennen können. Das Verkehrshaus der Schweiz ist kein Sportmuseum. Unser Zielpublikum sind nebst den Seglern vor allem Familien, die sich für Mobilität und Technik interessieren. Im Zentrum steht das Motto „Spass am intelligenten Umgang mit Technik“. Mein Konzept basierte darauf, erleben zu lassen, dass Wind als Antriebskraft funktioniert und aktuell ist. Und natürlich ist es eine tolle Sache die Alinghi SUI100 zu zeigen, um eine breite Öffentlichkeit zu begeistern.

Und Sie haben mit Swiss Sailing einen Partner gefunden, der mitgeholfen hat, für eine hohe Interaktivität zu sorgen?

Die Partnerschaft ist im Hinblick auf das Jubiläum des Verbandes entstanden. Die Schnuppersegelkurse im Rahmen des Projekts „New Kids on the Water“ auf dem grossen Bassin à Voile haben sich als grosser Erfolg entpuppt. Gegen 3000 Kinder konnten erste Kontakte zum Segeln knüpfen, eine unglaubliche Zahl. Die Einsteigerkurse waren trotz häufig schlechtem Wetter fast immer ausgebucht.

Gelungener Auftakt: drei Schweizermeisterschaften und ein Europacup bei der Windweek Brunnen Ende August © Walter Rudin

Auch das Segeln mit den Modellbooten hat fasziniert. Der Wasserspiegel des Beckens lag fast auf Augenhöhe und bot dem Zuschauer so einen ganz neuen Blickwinkel. Man konnte etwa Bug- und Heckwellen entdecken und sich wundern, wie schnell die Boote auch bei wenig Wind vorwärts kommen.

Sie blicken also auf eine erfolgreiche Sonderausstellung zurück?

Ja sicher, wir hatten von April bis Oktober über 350’000 Museumseintritte und Erfahrungswerte zeigen, dass etwa 80 Prozent auch die Ausstellung zur Segelnation besucht haben. Ich denke, es ist uns gelungen, der breiten Bevölkerung das Bild einer interessanten Freizeitmobilität und einer faszinierenden Sportart zu vermitteln, die nicht nur Privilegierten vorbehalten ist.

© Brice Lechevalier
Sie arbeiten ja nicht nur beruflich an der Ausarbeitung und Realisierung von Konzepten. Für Ihren Segelclub, den Regattaverein Brunnen, haben Sie das Eventkonzept zur „Windweek“ entwickelt.

Ich habe dafür tatsächlich einiges Herzblut investiert. Mit dem Urnersee können wir eines der schönsten und windsichersten Segelreviere Europas anbieten. Das Revier verdient es, ein Pendant zum Genfer- oder Gardasee zu werden. Dem steigenden Nutzungsdruck auf dem Wasser soll mit einer schwerpunktartigen Konzentration von Regattaveranstaltungen begegnet werden. In einer späteren Phase können in zwei Wochen vielleicht je vier Klassen an einer internationalen Regatta teilnehmen. Am Wochenende dazwischen soll mit Attraktionen an Land ein Szenentreffpunkt und vermehrt auch ein breites Publikum angesprochen werden.

Ende August hat die erste Auflage der Windweek stattgefunden. Ihr Fazit?

Die Pilotausgabe der Windweek ist ein grosser Erfolg, die Organisatoren vor Ort haben tolle Arbeit geleistet. Besonders froh bin ich über die positiven Feedbacks aus der einheimischen Politik und Bevölkerung. Generell ist eines der Probleme, dass in Brunnen eigentlich der urbane Hintergrund für eine solche Veranstaltung fehlt. In Zürich etwa wäre es einfacher, ein Netzwerk zu bilden und einen starken Partner zu finden, der den Anlass mitprägt, wie etwa Mirabeau die Bol d’Or. Man beginnt aber in Brunnen zu realisieren, dass der Segelsport auch touristisch eine interessante Diversifizierung und eine hohe Wertschöpfung bringt. Das sieht man auch bei den Projekten der Gemeinde, den Uferbereich von Brunnen neu zu gestalten und mehr Wasserbezug zu schaffen.

© Brice Lechevalier
Gibt es für die Organisatoren noch Potenzial, den Anlass zu optimieren?

Die ganze Veranstaltung muss weiter professionalisiert werden. Das Milizsystem stösst an Grenzen. Ich habe schon zu oft erlebt, wie viele tolle OK-Mitglieder verbrannt wurden. Eine solche Veranstaltung ist mit Fronarbeit allein nicht mehr zu bewältigen.

Wenn sich der Anlass zu einem Seglerfest weiterentwickeln soll, muss sich die Seglerszene mitten in Brunnen, auf dem geschichtsträchtigen Platz der Auslandschweizer treffen können. Bei den Publikumsevents und der Showmeile müsste auch das Headquarter der Segelwettbewerbe mit Startschiff und Race Office präsent sein. Eine Jollenklasse könnte dort einwassern, das schafft die richtige Atmosphäre und Action.

Und This Oberhänsli hat ja auch immer wieder neue Ideen?

Ja natürlich. Ein Traum wäre eine Art SM für Auslandschweizer und deren Familien, unter dem Rütli im Herzen der Schweiz. Vielleicht gelingt es den Bund mit an Bord zu holen, der ja Programme für Auslandschweizer und ihre Kinder anbietet. Damit könnten unsere im Ausland wohnhaften Mitbürger ihren „Kanton“, also ihren Platz, auch jährlich in Besitz nehmen.

Über 3000 Kinder haben diesen Sommer den Opti-Einsteigerkurs im Verkehrshaus Luzern besucht. © Walter Rudin
Wie stellt sich Swiss Sailing zum Projekt Windweek?

Wir haben das Projekt schon sehr früh Swiss Sailing vorgestellt. Präsident Vincent Hagin steht voll dahinter und hat bestätigt, dass die Windweek auch für den Verband ein wichtiges Projekt ist.