AccueilDécouverteOcéansL’algue prolifère dans le silence

L’algue prolifère dans le silence

Vor einigen Jahren noch machte die Caulerpa taxifolia als gefürchtete « Killeralge » Schlagzeilen. Inzwischen hat sich die Aufregung gelegt, vergessen ist das Reizthema der Algeninvasion. Die Caulerpa taxifolia aber ist nicht verschwunden. Sie erobert ungehindert den Meeresgrund. Eine ihrer entfernten Verwandten, die Caulerpa racemosa, erweist sich sogar als noch hartnäckiger. Mit unglaublicher Geschwindigkeit breitet sie sich im Mittelmeer aus. Was aber tun die Anrainerstaaten dagegen? Beim Meeresbiologen Charles-François Boudouresque, Professor an der Universität des Mittelmeers Aix-Marseille II, löst die offensichtliche Gleichgültigkeit der verantwortlichen Behörden gegenüber dem zunehmenden Problem Unverständnis und Besorgnis aus.
Es wird angenommen, dass die unerwünschte, ursprünglich in Südostaustralien beheimatete Caulerpa taxifolia 1984 über das Spülwasser der monegassischen Aquarien ins Mittelmeer gelangt ist. Da sich die Kolonien zwischen Toulon (FRA) und Alassio (ITA) etwas stabilisiert haben, ging man davon aus, dass die Ausbreitung gestoppt worden war und man das Problem im Griff habe. « Das ist völliger Humbug », wettert Charles-François Boudouresque. « Die Ausbreitung an der nördlichen Mittelmeerküste wurde zwar durch das kalte Wasser des Golfes von Genua und des Golfes von Lion gebremst, doch in anderen Teilen des Mittelmeers wuchert die Alge mit unglaublicher Geschwindigkeit weiter. » Als Beispiele führt er Italien, Sardinien, Tunesien, Kroatien und die Türkei an. Dort bilden sich bereits riesige grüne Teppiche. Einziger Lichtblick ist der Umstand, dass sich der mediterrane Taxifolia-Stamm im Gegensatz zu seinen Verwandten in den australischen Gewässern ungeschlechtlich fortpflanzt. Er kann sich also nur durch Verschleppung – über Strömungen, Fischernetze, Ankergeschirr, private oder öffentliche Aquarien oder Wasserballast – ausbreiten. Fahrtensegler können etwas zur Eindämmung der Plage beitragen, indem sie Anker und Ankerkette von Algenresten reinigen.

Noch invasiver: Caulerpa racemosa

Andere Pflanze, andere Sitten: Die in den Medien kaum beachtete Caulerpa racemosa pflanzt sich geschlechtlich fort. « Sie wurde erstmals 1990 im Mittelmeer gesichtet und hat in gut zehn Jahren das gesamte Becken besiedelt. Inzwischen hat sie die Kanaren erreicht », sagt Professor Boudouresque. « Wir wissen nicht genau, wie sie hierher gelangt ist, nur, dass sie wie die Taxifolia aus den warmen Gewässern im Süden Australiens stammt. » Beide Arten haben sich den Mittelmeerbedingungen erstaunlich gut angepasst. Diese Eigenschaft teilen sie mit 600 anderen exogenen Arten, die seit dem 19. Jh. im Mittelmeer eingeschleppt wurden. Doch der Preis ist hoch. Die schleichenden Invasionen beunruhigen den Biologen aus Marseille aus drei Gründen. « Erstens nimmt das Phänomen rasant zu. Über die Hälfte der 600 eingeführten Arten wurde nach 1970 eingeschleppt. Zweitens breiten sich einige Stämme unglaublich schnell aus. Zwar trifft das nur auf 10% der Fremdlinge zu, doch deren Durchsetzungsvermögen ist schlicht verblüffend. Die Caulerpa-Arten, von denen hier die Rede ist, sind chemisch so schwer bewaffnet, dass einheimischen Arten das Nachsehen haben. Drittens bringen die Eindringlinge das Ökosystem vollkommen aus dem Gleichgewicht und sind eine ernsthafte Gefahr für die Biodiversität. In den betroffenen Gebieten sind unzählige Tier- und Pflanzenarten vom Aussterben bedroht. Könnten Sie sich eine Schweiz vorstellen, in der überall nur Eukalyptus wächst, weil er den einheimischen Bäumen den Garaus gemacht hat? Wohl kaum. Ein sol-cher Verlust wäre eine Katastrophe für unsere Natur! »

Tatenlosigkeit der Behörden
Angesichts der Gefahren, die eingeführte Arten für die einheimische Natur darstellen, kann Professor Boudouresque über die fehlende Gesetzgebung und die Tatenlosigkeit der Mittelmeerstaaten nur den Kopf schütteln. In Frankreich zum Beispiel können sich Pflanzen und Tiere ungehindert verbreiten, meint er unzufrieden. In der Thau-See zum Beispiel wurden vor allem von den Austernzüchtern 45 neue Pflanzenarten eingeführt, nur weil sie gesetzlich nicht dazu verpflichtet sind, ihre aus Korea oder Japan importierten Saataustern zu reinigen. Einzig Spanien nimmt die Caulerpa ernst: Ihre Einfuhr wurde strikt verboten. Dass es auch anderes geht, zeigt der Meeresbiologe am Beispiel von Amerika. Dort hätten die Bundesstaaten Gesetze zur Prävention und Kontrolle sowie ein Einführungsverbot für neue Arten erlassen. « Die USA zwingen Schiffe, ihren Ballast auf offenem Meer abzulassen. Und Kalifornien hat die Taxifolia durch sofortiges Eingreifen ausgerottet ». Wie aber lassen sich diese unterschiedlichen Vorgehensweisen erklären? Charles-François Boudouresque: « Bei den Angelsachsen ist das Bewusstsein für die wirtschaftlichen, ökologischen und menschlichen Folgen der Einführung neuer Arten eher vorhanden. Der Fall der Reblaus ist allen noch allzu gut in Erinnerung. Im Übrigen sind die Gesetze sehr praktisch, um die weltweite Handelsfreiheit elegant zu umgehen. Man kann den Import einer Ware unter dem Vorwand verbieten, er könnte mit fremden Arten behaftet sein. Clever! »

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