AccueilDécouverteOcéansSous la quille, un univers liquide très surveillé

Sous la quille, un univers liquide très surveillé

© Loris von Siebenthal

Ob die Genferseesegler wissen, dass sie über ein Reservoir gleiten, das 600’000 Menschen mit Trinkwasser versorgt? So gesehen erhält Wassersport eine ganz andere Bedeutung und genau aus diesem Grund wird das 89-Milliarden-Kubikmeter-Becken auch rund um die Uhr überwacht.

Eine der mit dieser Überwachung betrauten Stellen ist die Internationale Kommission für Wasserschutz des Genfersees (CIPEL). Seit 1963 analysiert die französisch-schweizerische Organisation regelmässig das Wasser des Genfersees und seiner Zuflüsse, mit dem Ziel, dessen ökologische Qualität zu erhalten oder wiederherzustellen und so seine Trinktauglichkeit zu gewährleisten. Sie setzt sich zudem für den Artenschutz und die umsichtige Nutzung des Sees als Wassersportrevier ein.

Die CIPEL hat im Lauf der Jahre eine unglaubliche Menge Daten und Erkenntnisse über den See und sein 8000 km2 grosses Einzugsgebiet zusammengetragen. Trotzdem birgt der Genfersee immer noch viele Geheimnisse. Um sie näher zu ergründen, werden zwei russische MIR-U-Boote im Rahmen der Forschungsmission Elemo seine Tiefen sondieren. Dabei sollen die Unterwasserschluchten im Rhonedelta sowie die Strömungen, die Bakterien und die Sedimente untersucht werden. Finanziert wird das Projekt vom Pharmaunternehmen Ferring Pharmaceuticals und dem russischen Konsulat in Lausanne. Interessant dabei ist auch die internationale Zusammenarbeit. Neben Forschern verschiedener Schweizer Universitäten und Institute (Genf, Neuenburg, ETH Lausanne und Eawag) sind Akademiker aus Frankreich, Grossbritannien, Amerika und Russland beteiligt.

Positive Bilanz, aber labiles Gleichgewicht

Um das Positive gleich vorwegzunehmen: Dem Genfersee geht es besser als in den 60er- und 70er-Jahren, als die Phosphor- und Quecksilberverschmutzung energisches Eingreifen notwendig gemacht hatten. „Jetzt dürfen wir aber nicht nachlassen, denn es lauern andere Gefahren, wie beispielsweise Mikroverunreinigungen“, warnt François Rapin, Generaldirektor der CIPEL.

Wie die von der CIPEL erstellte Bilanz für die Jahre 2001-2010 zeigt, ist der Phosphorgehalt im See kontinuierlich zurückgegangen. Dank verschiedener Aktionen bei den Lebensmittelherstellern und den Landwirten und den besseren Abwasserreinigungsanlagen konnte er von 34,2 Mikrogramm pro Liter im Jahr 2001 auf 22,8 Mikrogramm pro Liter im Jahr 2009 gesenkt werden. „Diese Entwicklung ist natürlich erfreulich, aber noch nicht ausreichend“, betont François Rapin und verweist auf die wuchernden Fadenalgen, die das Fischen, Baden, die Navigation und die Trinkwassergewinnung zeitweise verunmöglichen. Deshalb will die CIPEL den Phosphatgehalt bis 2010 auf 15 Mikrogramm pro Liter reduzieren. Auch beim Quecksilber konnten grosse Erfolge erzielt werden. Nachdem zwei Industriestandorte am Rhoneufer ausgemacht wurden, die für die Verschmutzung mitverantwortlich waren, ging der Gehalt dieses giftigen Stoffes in den Fischen massiv zurück.

Obwohl die Ergebnisse Mut machen, können sie doch nicht über ein anderes Problem hinwegtäuschen: das der Mikroverunreinigungen (Metalle, Pestizide, Medikamentenrückstände), die für das Ökosystem noch gefährlicher sind als für den Menschen. 2004 wurden mit neuen, feineren Geräten nicht unbeträchtliche Mengen an Stoffen nachgewiesen, die das Wasser ungeniessbar machen. „Dazu gehörte zum Beispiel das Pflanzenschutzmittel Foramsulfuron“, sagt François Rapin, „es kam der gesetzlich festgelegten Höchstmenge gefährlich nahe. Nachdem wir die Quelle identifiziert hatten, sind die Werte gesunken. Wir behalten diese Schadstoffe nicht zuletzt deshalb genau im Auge, weil die Chemie täglich neue Stoffe entwickelt. Die gesetzliche Auflage, dass die Industrie den zuständigen Behörden von jedem neuen Produkt ein Muster einzureichen hat, erleichtert unsere Aufspürarbeit erheblich.“ Und auch die Kläranlagen tragen das Ihre dazu bei, indem sie neue Systeme (u.a. Aktivkohle) einsetzen, die Mikroverunreinigungen herausfiltern.

Beim Gewässerschutz ist man aber auch auf die Mithilfe von Privatleuten angewiesen. François Rapin appelliert deshalb an die Freizeitsegler: „Werfen Sie nichts über Bord, auch kein Glas!“ Er warnt zudem zur Vorsicht beim Kielholen, das nur an speziell dafür ausgestatteten Stellen vorgenommen werden darf. Und: Grössere Mengen an ausgelaufenem Benzin sind umgehend der Feuerwehr zu melden.

Elemo: Tauchen in die Vergangenheit

Die Mission Elemo, wie die von Juni bis August durchgeführten Tauchgänge mit den MIR-Tauchbooten genannt werden, verfolgt ein multidisziplinäres Ziel. Trotzdem werden die Resultate wertvolle Erkenntnisse zum Gewässerschutz im Genfersee liefern. In den mit den zehn ausgewählten Projekten beauftragten Forschungsteams wirken Geologen, Physiker, Chemiker, Biochemiker und Mikrobiologen mit. „Die Seen sind geschlossene Systeme. Sie registrieren alle klimatischen, geologischen oder in direktem Zusammenhang mit menschlichen Tätigkeiten stehenden Ereignisse unseres Planeten und sind umso interessanter, weil das weltweite Wasservorkommen nur zu 3% aus Süsswasser besteht und von diesen 3% nur 0,3% als Trinkwasser verfügbar sind“, sagt Philippe Gillet, der Projektkoordinator und Vizepräsident für akademische Angelegenheiten der ETH Lausanne.

Pilar Junier, Assistenzprofessor für Mikrobiologie an der Universität Neuchâtel, und andere Forscher werden anhand der mit den MIR-Booten durchgeführten Kernbohrungen im grossen Buch der jahrtausendealten Genferseegeschichte blättern. Junier wird sich dabei vor allem für die Sporen in den Sedimenten interessieren. Die winzigen, mit Pflanzensamen vergleichbaren Teilchen überleben auch unter ungünstigsten Bedingungen und können sogar nach 9000-jährigem Schlaf noch keimen! „Wir wissen, dass zwischen der Häufigkeit dieser bakteriellen Sporen und dem Verschmutzungsgrad ein Zusammenhang besteht“, erklärt der Wissenschaftler. „Unser oberstes Ziel besteht deshalb darin, sie als Bioindikatoren für die Verschmutzung zu verwenden. Als zweites wollen wir analysieren, inwieweit diese Bakterien in der Lage sind Schadstoffe zu absorbieren.“ Da solche Forschungen Seltenheitswert haben, sind sie umso reizvoller. Die Ergebnisse werden denn auch mit Spannung erwartet, dürften aber erst in drei Jahren vorliegen.

© Paulsen.ru

Der Genfersee ist in guten Händen. Seine Untersuchung und das Anbringen permanenter Sensoren werden als Grundlage für die Ausarbeitung von Methoden dienen, die danach auch auf andere Seen übertragbar sind.

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