AccueilReportagesVoile en SuisseLe match race à la recherche de son public

Le match race à la recherche de son public

© Nicolas Jutzi

Dem Schweizer Match-Race-Spezialisten Eric Monnin (16. im ISAF Open Ranking) stand die Enttäuschung ins Gesicht geschrieben, als er nach einem hart umkämpften Duell den Bootssteg erreichte. Ein Fehler während des komplexen Vorstarts, der von den Judges auch sogleich sanktioniert wurde, hatte ihm gerade den Sieg gekostet. Der ging mit 2:1 an den Finnen Staffan Lindberg, 15. im ISAF-Ranking.

Wer das Glück hatte, die Halbfinals und die Finals des Teamwork Geneva Match Race mit eigenen Augen zu beobachten, war beeindruckt, mit wie viel Geschick die begnadeten Segler und Taktiker die Boote steuerten und die Wettfahrtregeln auslegten. Ihre Gewandtheit, ihre virtuosen Showeinlagen und ihr Wettkampfgeist machten die Duelle zu einer hochspannenden Angelegenheit. Die vierköpfigen Teams segelten auf sechs absolut identischen Surprise, die von den Organisatoren – der SNG und dem Centre d’Entraînement à la Régate (CER) – präpariert und zur Verfügung gestellt wurden.

Der finnische Skipper Staffan Lindberg und sein Team haben sich auf den Surprise-Booten sichtlich wohlgefühlt und waren in Genf unschlagbar © Nicolas Jutzi

Eric Monnin, der dieses Jahr von Simon Brügger, Arnaud Psarofaghis und Loris von Siebenthal unterstützt wurde, hätte seinen drei Siegen (2003, 2011, 2012) an dieser prestigeträchtigen Regatta des Schweizer Segelzirkus gerne einen vierten Titel hinzugefügt, zumal es dieses Jahr der einzige Grade 2 Event in der Schweiz war. Grade 2 ist die zweithöchste internationale Match-Race-Event-Stufe, entsprechend hochkarätig ist die Beteiligung aus dem In- und Ausland. In Genf waren acht Teams gemeldet, zwei aus der Schweiz (Eric Monnin und Jérôme Clerc), zwei aus Frankreich, zwei aus Finnland und je eines aus Dänemark und Grossbritannien. Vier davon rangieren unter den Top 20 der Welt.

Eric Monnin ist eine Kämpfernatur und ein Ass in seiner Disziplin. Er kann deshalb auch nicht verstehen, warum Match Racing bei den Schweizer Regattaseglern nicht besser ankommt. „Auf diese Art zu segeln ist absolut genial“, schwärmt er. „Wir werden von überall auf der Welt eingeladen. Uns werden die Boote zur Verfügung gestellt, manchmal werden sie sogar vorbereitet wie hier in Genf. Wir regattieren mehrere Tage nacheinander, übernachten im Hotel, können gratis essen und die Besten werden mit Preisen belohnt. In Neuseeland und in Australien ist Match Racing ein Nationalsport. Hier aber hat es grosse Mühe sich durchzusetzen.“

 

Protest des finnischen Skippers Antti Lutha. Er wurde 4. © Nicolas Jutzi
Volvo zieht sich zurück

Er wusste nicht, wie Recht er mit dieser Aussage haben sollte. Wenige Tage nach dem Genfer Event gab Volvo bekannt, dass es sich Ende 2013 vorzeitig aus dem Match Race Cup zurückzieht. Damit ist auch die Ausgabe 2014 gefährdet. „Volvo verzichtet aus wirtschaftlichen Gründen“, betont OK-Präsident Christian Scherrer. „Wir werden unser Möglichstes tun, um die hochwertige Plattform zu erhalten. Sie hat es vielen Schweizer Seglern ermöglicht, ihr Niveau und ihr internationales Ranking zu verbessern. Dazu brauchen wir aber zusätzlich zu C-Quadrat, das uns auch weiter unterstützt, neue Partner.“

Unter Spi wird oft heftig gekämpft. © Nicolas Jutzi

Mit Ausnahme des America’s Cups, bei dem den Budgets sozusagen keine Grenzen gesetzt sind, stolpert Match Racing über zwei Hindernisse: die hohen Veranstaltungskosten, die durch die komplizierte Organisation anfallen, und die Schwierigkeit, das Publikum mit wenig Mitteln, ohne Zuschauerboote und didaktische Massnahmen für eine hochtechnische Disziplin zu begeistern. Marcel Beauverd, der Präsident des Cercle de la Voile, beziffert die Kosten für den veranstaltenden Club mit rund 40’000 Franken. Mehr steht auch ihm nicht zur Verfügung.

Philippe Rey-Gorrez, der Chef von Teamwork, begründet sein Engagement mit dem Wunsch, bei der SNG einen Wettkampf mit gutem Niveau zu erhalten. „Schweizer Segler wie Eric Monnin oder Jérôme Clerc (Anm.d.Red.: 5. in Genf) haben so die Möglichkeit, sich unter vereinfachten logistischen Bedingungen mit internationalen Cracks zu messen“, hält der Sponsor fest. Da sich Teamwork aber auch in anderen Segeldisziplinen engagiert (Genfersee-Mehrrümpfer, Mini-Transat und olympisches Segeln), wünscht er sich in Zukunft ein kollegialeres Sponsoring. „Es braucht weitere Partner, die die bestehenden Sponsoren unterstützen oder abtretende ablösen“, sagt er. Je nach Boot richte sich das Match Racing aber vor allem an Insider: „Um es populärer zu machen, müssten schnelle Boote wie Mehrrümpfer verwendet werden. Ausserdem bräuchte es genügend Mittel, um bessere Teilnehmer anzulocken und Medien und Publikum zu begeistern.“ Natürlich haben alle das grossartige Duell zwischen den Amerikanern und den Neuseeländern in San Francisco im Kopf

 

Eric Monnin und sein Team bei vollem Einsatz © Nicolas Jutzi
Anonyme Boote

Eric Monnin sieht noch einen weiteren Grund für das mangelnde Interesse am Match Racing: „Es wird auf Einheitsbooten gesegelt, die vom veranstaltenden Club zur Verfügung gestellt werden und deshalb auch anonym sind. In der Schweiz segelt man traditionsgemäss lieber auf seinem eigenen Boot.“ Elodie-Jane Mettraux, die Verwalterin des CER, die in Genf das Organisationskomitee leitete, bezeichnet Match Racing als „Gipfel der Vielseitigkeit“. „Man muss sich jedes Mal mit einem neuen Boot und einem neuen Ort zurechtfinden. Das ist für die Segler spannend und für den Nachwuchs sehr lehrreich“, erklärt sie.

Christian Scherrer, der über die Situation doch ziemlich enttäuscht ist, fasst die Problematik wie folgt zusammen: „Um das Interesse der Öffentlichkeit zu wecken, braucht es geeignete und leicht zugängliche Austragungsstätten, genügend Wind, Erklärungen für die Zuschauer und in Publikumsnähe ausgetragene Regatten. Solche Orte gibt es in der Schweiz, in Zürich und Genf zum Beispiel, aber die Organisation hat ihren Preis.“

 

Kräftemessen zwischen zwei vom CER zur Verfügung gestellten Surprise © Nicolas Jutzi
- Advertisment -