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CER, Seigneur des Genfersees

von Quentin Mayerat

Hochspannend: Das neue Format der Meisterschaft der Décision 35 ist zwar anstrengender, aber auch spektakulärer. Hier beim Start des Grand Prix des Ambassadeurs. © Jean-Guy Python

Die Vulcain Trophy, präsentiert von Business und Décision, startete bei aussergewöhnlichen Bedingungen. Am Grand Prix les Ambassadeurs vom 4.-6. Mai in Genf kamen die Teams innerhalb weniger Stunden in den Genuss des ganzen Windspektrums, das der Genfersee normalerweise auf eine ganze Saison verteilt bietet. Für die Skipper war der Anlass deshalb auch eine Art Hauptprobe für die kommenden Regatten. Auf einen schwachen Séchard von 7-8 Knoten folgte Flaute, danach bliesen aus Westen Böen mit bis zu 18 Knoten über den See. Die Verhältnisse sorgten für eine filmreife Kulisse und verlangten den Seglern bei diesem Auftaktrennen der grossen Genfersee-Katamarane eine ebenso filmreife Leistung ab.

Die Kids vom CER konnten von Beginn an mit den Koryphäen mithalten. Unbeeindruckt stürzten sie sich ins Getümmel, nicht im Geringsten eingeschüchtert von den ausgekochten Füchsen auf Alinghi. Von den Teams wurde an dieser ersten Regatta der Vulcain Trophy vollster Einsatz gefordert. Kenterungen, Kollisionen, Männer über Bord und Einstecher prägten das Geschehen und sorgten für grosses Spektakel. Ernesto Bertarelli und Jérôme Clerc hielten die Spannung bis zum Schluss aufrecht.

Realstone Sailing des Centre d’Entraînement à la Régate de Genève (CER) spielte dabei eine Hauptrolle. Im Ziel lobte Ernesto Bertarelli den hartnäckigen Gegner über den grünen Klee: „Die Youngster haben uns ständig attackiert. Sie sind wirklich gut gesegelt und waren eigentlich schneller. Es macht echt Spass, so zu kämpfen. Sie sind unglaublich stark.“ Jérôme Clerc widersprach natürlich nicht: „Wir haben gezeigt, dass wir bereit sind. Wir haben den ganzen Winter trainiert und fühlen uns bei 15 Knoten Wind sehr wohl.“

Realstone Sailing bei Schwachwind an der Genève-Rolle-Genève. Die richtige Kurswahl nahe am Schweizer Ufer und eine fehlerfreie Leistung brachten den Youngstern den verdienten Sieg. © Jean-Guy Python

Schweisstreibendes Regattaformat

Nach dieser fulminanten Ouvertüre wurde in Seglerkreisen heiss diskutiert. Begeistert kommentierten die Teams das neue Regattaformat, das taktisch mehr bietet, die Wettkämpfe spannender macht und häufigere Führungswechsel ermöglicht. Yann Guichard, der Taktiker der Ladycat, meinte dazu: „Das neue Format ist körperlich extrem anstrengend. Die Schläge sind sehr kurz und die Manöver unglaublich zahlreich. Deshalb ist es auch so wichtig, dass das Team gut trainiert ist und sich gut versteht. Das neue Luvtor sorgt für zusätzliches Adrenalin und für die eine oder andere heikle Situation.“

Drei Wochen später hatten die neun Genferseeschlitten in Crans-près-Céligny ihren zweiten Auftritt. Und erneut war Jérôme Clerc in beneidenswerter Form. Realstone Sailing schüttelte die Konkurrenz mit drei Siegen in fünf Läufen problemlos ab, Artemis Racing mit Steuermann Michel Desjoyeaux und De Rham Sotheby’s mit Philippe Cardis mussten sich mit Platz 2 und 3 begnügen. Der Drittplatzierte bedankte sich danach bei seinem Taktiker, über den er sich schwärmend äusserte: „Wir haben das Glück, einen sehr guten Taktiker zu haben. Christian Wahl kann zaubern. Sogar wenn wir Mist gebaut hatten, riss er das Ruder mit einer bemerkenswerten Strategie noch herum.“ Desjoyeaux hingegen zeigte sich vor allem von der Leistung der jungen Genfer beeindruckt. „Realstone Stailing war wirklich eine Klasse besser“, lobte er.

Michel Desjoyeaux und Yvan Ravussin am Steuer der Artemis Racing. © Jean-Guy Python

Vor Beginn der Saison waren sich die Spezialisten noch einig gewesen: Die Meisterschaft würde 2012 ohne Hochseestars auskommen müssen. Falsch gedacht! An Prominenz mangelt es auch dieses Jahr nicht. Am Open de Crans steuerte an der Seite von Yvan Ravussin der französische Crack Michel Desjoyeaux die Artemis Racing. Ernesto Bertarelli wurde an Bord der Alinghi von Nicolas Charbonnier, dem Olympiamedaillengewinner in Peking und mehrfachen Jollenweltmeister, vertreten, Fred Le Peutrec stand am Steuer der Zen Too und Nicolas Grange hatte den Franzosen Jean-Christophe Mourniac als Taktiker an Bord der Okalys-Corumgeholt.

De Rahm Sotheby’s wird immer besser. © Jean-Guy Python

Realstone mit Doppelschlag

An den beiden folgenden Events, dem Grand Prix de Versoix und dem Klassiker Genève-Rolle-Genève, bestätigte Realstone ihre Dominanz. Die beiden Regatten fanden am gleichen Wochenende bei wenig Wind statt, am Start der Genève-Rolle herrschte sogar komplette Flaute. Am ersten Tag in Versoix lief Ladycat zu Höchstform auf, der schwache Wind bekam ihr offensichtlich. Das Team um Dona Bertarelli startete mit einem vierten Platz, gewann den zweiten Lauf und knüpfte gleich mit einem 2. Platz an. „Wir haben endlich den richtigen Bootstrimm gefunden. Das neue Team ist fantastisch. Wir halten zusammen und das zahlt sich aus“, sagte Dona Bertarelli zu ihrem Erfolg. Dennoch reichte es nicht ganz für den Sieg. Den holte erneut Jérôme Clerc. Donas Bruder Ernesto vervollständigte das Podest.

Auch an der folgenden Genève-Rolle-Genève legten die jungen Helden des CER wieder eine fehlerfreie Leistung hin. Eindrücklich stellten sie ihr Talent und ihr Feingefühl unter Beweis. Das Team von Jérôme Clerc mutierte an der Generalprobe der Bol d’Or zum Überflieger. Es entschied sich für einen Kurs entlang des Schweizer Ufers und brachte so einen ungefährdeten Start-Ziel-Sieg ins Trockene. De Rham Sotheby’s, Zen Too und Ladycat konnten zwar einige Male aufschliessen, für mehr reichte es aber nicht. Rund 230 Boote waren bei kaum spürbarem Wind vor dem Yacht Club de Genève gestartet. In Nyon kam dann ein 15 Knoten starker Joran auf, sodass die Teams doch noch einiges zu tun bekamen. Okalys-Corum erlitt sogar einen Mastbruch, verletzt wurde aber niemand.

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