Text: BRICE LECHEVALIER

Zum 20-jährigen Bestehen des Skippers-Magazins und den letzten 20 Jahren Schweizer Segelsport möchten wir 20 grossartige Schweizer Seglerinnen und Segler würdigen, die diese Zeit mit ihren Erfolgen geprägt haben. Um es gleich vorwegzunehmen: Die Liste ist nicht vollständig. Alle porträtierten Athleten haben aber etwas gemeinsam: Sie sind mindestens seit der Jahrtausendwende feste Grössen der Schweizer Segelszene und verteidigen die Farben unseres Landes entweder auf unseren Binnenseen oder auf den Weltmeeren – meist mit beachtlichen Ergebnissen. Zusammen repräsentieren sie einen Grossteil der Segeldisziplinen. Ihr Talent ist bei allen grossen Segelnationen anerkannt und hat die Schweiz aus ihrem Schattendasein befreit. Die meisten feiern weiterhin grosse Erfolge und bescheren uns hoffentlich noch lange Zeit viel Freude! Die Liste im nachfolgenden Kapitel ist umfangreicher: Sie enthält die Schweizermeisterinnen und Schweizermeister aller Klassen von 2000 bis 2020. Einige Namen sind Ihnen sicher bekannt. Ein riesiges Bravo an sie alle!

DOMINIQUE WAVRE

Text: Pierre-Antoine Preti

Globetrotter der Meere

Kein anderer Schweizer hat in den letzten 20 Jahren das Offshore-Segeln so stark geprägt wie Dominique Wavre.

Anfang der 2000er-Jahre verfügte Dominique Wavre bereits über eine solide Hochseeerfahrung und einen einzigartigen Leistungsnachweis an Team- und Einhandregatten. Den Jahrtausendwechsel absolvierte er solo an seiner ersten Vendée Globe, die er auf der 60-Fuss-Jacht Union Bancaire Privée als 5. beendete. Spätestens jetzt wusste Dominique Wavre: Die Offshore-Szene war seine Welt. Es folgten drei weitere Vendée Globes: (2004: 4.; 2008: ausgeschieden; 2012: 7.) und vier Transats Jacques Vabre (2001: 7.; 2003: 7.; 2005: 4.; 2011: 8.), drei davon bestritt mit seiner Lebensgefährtin Michèle Paret.

2004 belegte er an The Transat mit der Temenos den 2. Platz, 2006 wurde er an der Route du Rhum auf Temenos II 5. und 2008 holte er am Barcelona World Race zusammen mit Michèle Paret mit dem gleichen Boot einen Podestplatz. Vier Jahre später wollte er es erneut wissen, diesmal auf der Mirabaud. Doch das Boot erlitt Mastbruch und die letzte Zweihandregatta des Paars Wavre-Paret endete mit einem frühzeitigen Aus. 2012 nahm Dominique Wavre seine letzte Vendée Globe unter den Bug.

Zwischen 2000 und 2020 ist er sechsmal um die Welt und siebenmal über den Atlantik gesegelt. Vor ein paar Jahren zog der Mittsechziger von seiner Wahlheimat La Rochelle zurück in die Schweiz, wo er seinen Ruhestand geniesst. Er segelt immer noch leidenschaftlich gern, dabei geht es ihm aber vor allem darum, Freundschaften zu pflegen und Spass zu haben. An der Bol d’Or Mirabaud ist er denn auch eher am Steuer der Luthi-Jacht Ardizio anzutreffen als dass er auf einem Mehrrümpfer verbissen um den Sieg kämpft.

Als langjähriger IMOCA-Segler kennt Dom Wavre die Herausforderungen an einen Hochseesegler besser als jeder andere. Er ist eine unerschöpfliche Informationsquelle, hat unzählige Anekdoten auf Lager und ist nie um wertvolle Insidertipps verlegen. Ruhig und gelassen nimmt sich der frühere Zeichenlehrer Zeit für seine Ausführungen und veranschaulicht seine technischen Erläuterungen gerne mit kleinen Skizzen. Wenn er von seinen Hochseeabenteuern erzählt, leuchten seine Augen hinter der unverkennbaren Brille. Sein Feuer ist nicht erloschen und wirkt ansteckend.


Highlights

2000: Erste Vendée Globe Challenge auf Union Bancaire Privée (5.)
2004: 2. Platz an The Transat
2008: 3. Platz am Barcelona World Race mit seiner Lebenspartnerin Michèle Paret