Texte: Brice Lechevalier

Zum 20-jährigen Bestehen des Skippers-Magazins und den letzten 20 Jahren
Schweizer Segelsport möchten wir 20 grossartige Schweizer Seglerinnen und Segler würdigen, die diese Zeit mit ihren Erfolgen geprägt haben. Um es gleich vorwegzunehmen: Die Liste ist nicht vollständig. Alle porträtierten Athleten haben aber etwas gemeinsam: Sie sind mindestens seit der Jahrtausendwende feste Grössen der Schweizer Segelszene und verteidigen die Farben unseres Landes entweder auf unseren Binnenseen oder auf den Weltmeeren – meist mit beachtlichen Ergebnissen. Zusammen repräsentieren sie einen Grossteil der Segeldisziplinen. Ihr Talent ist bei allen grossen Segelnationen anerkannt und hat die Schweiz aus ihrem Schattendasein befreit. Die meisten feiern weiterhin grosse Erfolge und bescheren uns hoffentlich noch lange Zeit viel Freude! Die Liste im nachfolgenden Kapitel ist umfangreicher: Sie enthält die Schweizermeisterinnen und Schweizermeister aller Klassen von 2000 bis 2020. Einige Namen sind Ihnen sicher bekannt. Ein riesiges Bravo an sie alle!

DONA BERTARELLI

Text: PIERRE-ANTOINE PRETI

Power-Frau in einer Männerdomäne

Die schnellste Weltumseglerin hat mit ihren erfolgreichen Offensiven die Segelszene aufgemischt.

Im männerdominierten Segelzirkus ist Dona Bertarelli eine Ausnahmeerscheinung. Unbeirrt versetzt sie die Regattaszene mit imponierenden Aktionen immer wieder ins Staunen. Erstmals sorgte sie 2007 für Aufsehen, als sie ihr eigenes Regattateam ins Leben rief. Ihr Décision 35 hiess Ladycat, war pink und hatte nur Frauen an Bord.

Auch an Land mag Dona Bertarelli keine halbe Sachen. Sie engagiert sich mit Haut und Haaren für Herzensangelegenheiten wie die Rechte der Frauen, die nachhaltige Entwicklung und den Schutz der Meere. Mit ihrem Bruder Ernesto setzt sie sich im Rahmen der Bertarelli-Stiftung für die Wissensvermittlung und -entwicklung im Bereich der Unfruchtbarkeit ein und macht sich seit rund zehn Jahren für die Einrichtung von Meeresschutzgebieten stark. Ausserdem gehört der dreifachen Mutter seit 2003 das Grand Hotel Park in Gstaad. Es wurde 2016 umfassend renoviert und in Park Gstaad umbenannt.

Als Kämpfernatur wollte Dona Bertarelli nach ihrem Debüt als Regattaseglerin nicht einfach nur eine Statistenrolle spielen. 2010 gewann sie mit Ladycat die Bol d’Or Mirabaud. Dieses Husarenstück war vor ihr erst einer Skipperin gelungen. 2014 und 2016 legte sie zwei weitere Siege nach.

2011 gründete Dona Bertarelli mit ihrem Lebenspartner, dem französischen Skipper Yann Guichard, den Rennstall Spindrift Racing. Zum D35 Ladycat kamen weitere Boliden, die ihr sportliches Aktionsfeld erweiterten und ihr neue Möglichkeiten auf internationaler Ebene eröffneten.

Mit dem 40-Meter-Trimaran Spindrift 2 machte sie sich auf Rekordjagd. 2013 knackte sie die Bestzeit der Route de la Découverte, die sie noch heute hält. Im gleichen Jahr sowie 2015 gewann sie mit dem Riesenmulti das Rolex Fastnet Race. Dona Bertarelli hatte das Offshore-Fieber gepackt. Zwei Jahre später, im August 2015, startete sie mit ihrem Team einen Angriff auf die Jules Verne Trophy. Nach 47 Tagen hatte Spindrift 2 den Rekord zwar verpasst, aber dennoch die drittbeste Zeit aufgestellt. Damit wurde Dona Bertarelli zur schnellsten Weltumseglerin. Tausende von Schülern hatten in den sozialen Medien mit dem Team mitgefiebert.

Als bisherige Krönung holte sie 2016 zusammen mit Yann Guichard auf Spindrift 2 den Sieg am Québec–Saint-Malo in einer neuen Bestzeit. 2014 und 2016 wurde Dona Bertarelli an den SUI Sailing Awards für ihre aussergewöhnlichen Leistungen als «Female Sailor of the Year» ausgezeichnet. In der Segelszene kennt sie heute jeder.


Highlights
2010 : Siegerin der Bol d’Or Mirabaud an Bord des D35 Ladycat
2013 : Rekord an der Route de la Découverte in 6 Tagen, 14 Stunden, 29 Minuten und 21 Sekunden an Bord von Spindrift 2
2016 : Siegerin der Transat Québec–Saint-Malo auf Spindrift 2 und neue Referenzzeit; ihr Rekordversuch an der Jules Verne Trophy macht sie zur schnellsten Weltumseglerin (47 Tage, 10 Stunden und 49 Minuten)