
Hochspannung bei den Ein- und den Mehrrümpfern: Der Start ist auch bei schwacher Thermik ein intensiver Moment. © Jean-Guy Python
Ein 500-Kilo-Rind am Spiess, speziell für den Anlass entworfene T-Shirts und auch sonst ein in allen Belangen peinlich genau vorbereiteter Jubiläumsanlass zauberten Nicolas Menzinger ein Lächeln ins Gesicht. „Ich wollte diesen Geburtstag gebührend feiern“, sagte der frischgebackene Präsident des Yacht Club de Genève. „Zusammen mit der Regattaleitung haben wir versucht, dieses Jahr ein paar Dinge anders zu machen. Wir liessen T-Shirts mit dem Clublogo herstellen, haben Gedenkgläser verteilt, den Radiosender One FM aufgeboten, der live von der Regatta berichtete, und uns auch sonst mächtig ins Zeug gelegt.“

© Jean-Guy Python
Ein weiteres Novum waren die erstmals zugelassenen kleinen Katamarane. „Sie erforderten eine besondere Logistik, deshalb hatten wir auch ein doppeltes Sicherheitssystem mit je einem Regattaleiter für die Genève-Rolle und die kleinen Katamarane“, erklärte Menzinger und fügte an: „Uns verfolgt der Ruf, das Warm-up für die Bol d’Or zu sein. Wir haben zwar weniger Teilnehmer, freuen uns aber über jedes gemeldete Team. Ich bin seit fünf Jahren Mitglied dieses Clubs, der vor Kurzem sein 125-jähriges Bestehen feiern konnte, und extrem stolz, dass ich die 50. Genève-Rolle-Genève als Präsident organisieren durfte. Es war eine tolle Herausforderung. Der Wettkampf wird von Jahr zu Jahr besser und dieses Mal haben wir für einen reibungslosen Betrieb gesorgt.“

Duell erster Güte: Ernesto Bertarelli gegen Jérôme Clerc. © Jean-Guy Python
Menzinger stand die Genugtuung förmlich ins Gesicht geschrieben, als er mit uns am Rande der grossen Party beim Yacht Club über den Anlass sprach. Währenddessen mussten sich mehrere Teams auf dem Wasser in Geduld üben. Sie steckten nur wenige Kabellängen vor der Ziellinie in einem Flautenloch und wünschten sich bestimmt nichts mehr als mitzufeiern. Wer es nicht mehr vor Sonnenuntergang ins Ziel geschafft hatte, musste zusehen, wie der Wind komplett zusammenfiel. Einige benötigten mehr als vier Stunden für den letzten Kilometer.

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Filmreifer Fight
Etwas früher am Nachmittag konnten die Zuschauer in Coppet einem aussergewöhnlichen Spektakel beiwohnen. Bei einem leichten Thermikwind von rund fünf Knoten lieferten sich die beiden Hauptdarsteller des Rennens direkt vor dem Schweizer Ufer einen Zweikampf, bei dem manch einem die Luft wegblieb.

Spam, Siegerboot der Bol d’Or du lac de Neuchâtel, konnte auf dem Genfersee nicht nachdoppeln. © Jean-Guy Python
Die beiden Führenden der D35-Meisterschaft gaben alles. Sie attackierten und tricksten, als gäbe es eine Seeschlacht zu gewinnen. Jérôme Clerc auf Realstone leistete sich bei der Bojenrundung vor Rolle eine kleine Unaufmerksamkeit, die Bertarelli sofort ausnutzte. Er zog davon und preschte allein Richtung Ziel. Realstone versuchte bis zum Schluss wieder aufzuschliessen, aber ohne Erfolg. Jérôme Clerc bestätigte: „Wir haben den ersten Platz vor Rolle verloren. Danach waren die Vorderen durch den Séchard im Vorteil. Es war aber sehr eng.“ Nach der Kenterung beim Training am Mittwoch vor der Regatta war das Team besonders stolz über sein Abschneiden. Sie arbeiteten wie die Verrückten, um das Boot notdürftig zu flicken und gingen schliesslich mit einem von Zen Too geborgten Mast und einem von Artemis zur Verfügung gestellten Rumpf an den Start.

Realstone und Alinghi, die beiden Hauptdarsteller der Regatta, lieferten sich vor Coppet ein echtes Match Race. © Jean-Guy Python
Alinghi überragend
Ernesto Bertarellis Sieg war hochverdient. Nach 4 Stunden und 52 Minuten stand sein Team als Sieger des hochdramatischen Rennens fest. „Wir standen enorm unter Druck“, erklärte der Skipper. „Es war pures Match Racing vom Start bis ins Ziel. Vor Rolle konnten wir dank eines gelungenen Manövers die Führung übernehmen und bis zum Schluss verteidigen. Die Rückfahrt war unglaublich. Wir segelten mit 16 bis 17 Knoten Richtung Genf und behielten unsere Verfolger dabei ständig im Auge.“ Den dritten Platz belegte die D35 Mobimo, von Christian Wahl.

Jean Psarofaghis, 2. nach einem spannenden Zweikampf mit French Connection. © Jean-Guy Python
Bemerkenswert war die Leistung der Zenith Fresh, Siegerin der Bol d’Or 2013. Die Ventilo M1 beendete die Regatta als 5. und liess sogar einige D35 hinter sich. Bei den M2 nahm die Safram von Rodolphe Gautier der zweitplatzierten Patrimonium und der drittplatzierten Genolier über vier Minuten ab. Der Katamaran feierte mit dem Sieg an seiner ersten Regatta in diesem Jahr einen gelungenen Saisonauftakt. „Wir kennen unser Boot und das Rennen gut und wir sind ein eingespieltes Team. Das Ergebnis gibt uns Vertrauen für die weitere Saison“, sagte der Skipper.
Bei den Einrümpfern kam es auf der Hinfahrt nach Rolle ebenfalls zu einem harten Zweikampf. French Connection und Syz & Co von Jean Psarofaghis schenkten sich nichts, schliesslich musste Syz & Co aber zusehen, wie die von einem Verein aus Thonon geführte French Connection nach 5:54 als Siegerin ins Ziel ging. Taillevent belegte Rang 3.
Die Kategorie der Grand Surprise entschied Pump-it up in 7:33 vor Little Nemo und Tixway für sich. Die erste Surprise erreichte das Ziel hingegen erst nach langen 12:48. Mirabaud 1 gewann zwei Minuten vor der lange Zeit führenden Fou du Vent – Branchard. Teo Jakob wurde 3.