Dieses Jahr gibt eines der prominentesten Duos der Offshore-Szene den Skippers-Leserinnen und -Lesern praktische und wichtige Ratschläge für Hochseeabenteuer. Simon Koster und Valentin Gautier erklären in vier Kolumnen, worauf man achten muss, bevor man in See sticht. Ihre erfahrungsbasierten Tipps und Tricks sind nicht nur für Regatten, sondern auch für Törns eine wertvolle Hilfe.


Text: Simon Koster

Foto: Anne Beauge


«Eine Regatta gewinnt man nicht an Land, aber man kann sie an Land verlieren». Diese Redensart habe ich bei der Vorbereitung unseres Boots und Materials auf die bevorstehende Atlantiküberquerung stets im Hinterkopf. Mit unserer Class40 werden wir auf die Saison verteilt weit über 10 000 Seemeilen segeln, was dem Material viel abverlangt. Wir versuchen das Gewicht unsers Boots und der Ausrüstung tief zu halten. Leicht ist schnell, daher ist an Bord nur wenig überdimensioniert. Leicht bedeutet aber auch mehr Unterhalt, weshalb immer und überall der richtige Kompromiss zwischen Gewicht und Zuverlässigkeit gefunden werden muss.

Um den hohen Ansprüchen zu genügen, muss alles kontrolliert werden. Eine regelmässige Inspektion von Rumpfstruktur, Rigg, Beschlägen und Winschen ist un- umgänglich. Oft braucht es Speziallösungen. Ich versuche mir alle möglichen Szenarien auf dem Wasser auszumalen, um abschätzen zu können, ob die Lösung funktionieren kann oder nicht. «Ach, das wird schon halten» ist keine Einstellung, da kann man schon fast sicher sein, dass einem das Teil in der nächsten Regatta um die Ohren fliegt.

«Eine Regatta gewinnt man nicht an Land, aber man kann sie an Land verlieren»

Bei der Ausrüstung lautet das Schlüsselwort «Backup». Für die vielen Systeme an Bord braucht es Notlösungen. Alles doppelt dabei zu haben ist jedoch nicht möglich oder macht das Boot zu schwer. Da sind intelligente und simple Lösungen gefragt wie z.B. eine Ersatzschot, die so lang ist wie das längste Fall, aber im Notfall auch eine Spischot oder Fockschot ersetzen kann. Ersatzteile von Material an Bord zu nehmen, das sich nicht ohne Spezialisten und ohne spezielles Werkzeug austau- schen oder nicht in einer feuchten Umgebung ersetzen lässt, ist sinnlos. Alle Ersatzteile müssen mindestens einmal montiert gewesen sein; am besten sollte man sogar damit gesegelt sein. Nur so kann man sicher sein, dass das besagte Teil auch funktioniert und sich montieren lässt.

Dasselbe gilt natürlich auch für das Werkzeug. So kommen zum Beispiel nur Schraubenschlüssel mit, die grössenmässig zu den Schrauben an Bord passen. Das Optimieren und Testen der Ausrüstung braucht also sehr viel Zeit, oft eine ganze Saison, denn nicht alles lässt sich im Winter auf dem Trockenen vorbereiten. Eine schlechte Vorbereitung kann dazu führen, dass man eine Regatta aufgeben muss oder nur noch im Überführungsmodus weitersegeln kann.