Wir haben Galicien verlassen und sind in Richtung Teneriffa aufgebrochen. Ob Regatta oder Kreuzfahrt: Die Passatwinde-Route gibt es nur selten geschenkt! Von den rauen, herbstlichen Bedingungen entlang der Küste Portugals in den milden Süden: Unsere erste Etappe dieser Atlantiküberquerung war vollgepackt, intensiv und anstrengend.

Text: Quentin Mayerat

Video: Christopher Shand

Wir verlassen den kleinen, geschützten Hafen von Camariñas in der Nähe des Kap Finisterre. Die See ist rau, der Wind pfeift uns um die Ohren, auch Hagel ist dabei – kurz, alle notwendigen Zutaten für einen buchstäblich feucht-fröhlichen Tag! Während Sturm Barbara bereits über die französische Küste fegt, bekommen auch wir dessen Auswirkungen zu spüren. Alles ist grau in grau. Die Welt, in die wir hineinfahren, ist vollkommen farblos. Wir wappnen uns daher mit Geduld und sehnen uns nach besseren Zeiten – vor allem nach einigen Sonnenstrahlen, die unsere tropfnassen Sachen trocknen!

Wie auf dem Rollband

Aber was sind schon 48 Stunden im Vergleich zur Aussicht, bald mit den Passatwinden segeln zu können? Auf den Sturm folgt die Flaute. Wir befinden uns vor Nazaré. An diesem Morgen beobachten wir eine sagenhafte Dünung auf ihrem Weg ins Mekka der Big-Wave-Surfer. Ein Unterwasser-Canyon kanalisiert hier die Wellen. Da der Meeresboden kurz vor der Küste jedoch unvermittelt ansteigt, entstehend die berühmten Riesenwellen. Mindestens zwei Tage lang sind wir bei schwachem Wind in dieser majestätischen Dünung unterwegs, die uns das Gefühl gibt, uns auf einem Rollband zu bewegen. Unsere Pogo 12.50 bahnt sich ihren Weg durch die Wellentäler. Schon bald sind wir zwischen Marokko und Madeira und langsam wird es wärmer. Ab und zu kreuzen wir Meeressäuger und -vögel und machen auch die eine oder andere überraschende Begegnung: mit einer verirrten Libelle, mit einer Schildkröte, die sich von der Strömung treiben lässt oder auch mit kleinen Vögeln, die vermutlich von einem Frachter aus gestartet sind.

Land in Sicht!

Je näher die Kanarischen Inseln kommen, desto intensiver und regelmässiger werden die Passatwinde. An den beiden letzten Tage auf See schliesslich gibt es für uns nicht viel zu tun. Der Spi ist perfekt und der NKE-Autopilot macht (fast) alles.

Und dann, am siebten Tag auf See, zeichnet sich in der Ferne im Dunst ganz schwach der Gipfel unseres nächsten Etappenziels ab: Teneriffa! Mit einer Höhe von 3’718 Metern ist der riesige Vulkan Teide Zeuge der unglaublichen Kraft des Magmas, das ihn vor rund 200’000 Jahren erschaffen hat. Sobald unser Boot in Santa Cruz vor Anker liegt, nutzen wir die Zeit für einen Landgang und nehmen Teneriffa unter die Lupe. Die einladende Insel birgt eine grosse Vielfalt an Landschaften mit steilen Bergen und fruchtbarem Boden. Doch wegen Covid-19 gibt es gleichzeitig viele Fragezeichen zu unserer Weiterfahrt. Den Atlantik überqueren – ja. Aber mit welchem Ziel? Direkt nach Martinique, aber dafür auf die anderen Juwelen der Antillen verzichten? Wegen der Reisebeschränkungen ist es nicht einfach, die Zwischenstopps auf den Inseln zu planen. Auf den Kanaren hingegen sind wir in unserer Bewegungsfreiheit nicht eingeschränkt. Wir gehen daher in den Entdecker-Modus und brechen zu den seglerisch sehr interessanten Inseln auf!

Um die Reise unseres Chefredakteurs zu folgen: https://api.whatusea.com/embed/5b242b7675de8413d4435f18a812f6eb

Das Abenteuer findet mit ihrer Unterstützung statt: