Text: Quentin Mayerat

Ob American Magic oder die restliche Flotte der Vendée Globe: Diese Woche steht ganz im Zeichen der Heimkehr. 4 zu 0: So lautet das Endergebnis der schmerzlichen Niederlage der Amerikaner gegen Luna Rossa. Unterdessen kämpft Alan Roura an der Vendée Globe gegen drei Boote darum, seine Weltumsegelung in Würde zu beenden.

Die Bilder der Kenterung des fliegenden Riesen sind um die Welt gegangen. Doch das Team von Terry Hutchinson hat es geschafft, den AC75 nach seinem Beinahe-Untergang in der Bucht von Auckland wieder auf Vordermann zu bringen. Währenddessen hatten die Italiener von Luna Rossa viel Zeit zum Trainieren und um im Wettkampf gegen INEOS an ihren Reflexen zu feilen.

Obwohl die Amerikaner mit einer Geschwindigkeit von bis zu 53.31 Knoten durchaus beeindruckend waren, brauchte sich Luna Rossa keine Sorgen zu machen. Nach der kompletten Überholung des hydraulischen und elektrischen Systems erreichte American Magic nicht mehr die Brillanz, die sie an ihren ersten Matches an der World Series im Dezember gezeigt hatte. Dabei scheint es ihr bei den Manövern an zwei Schlüsselelementen gefehlt zu haben: Präzision und Aggressivität. Die Erklärung für diesen Schlusskampf mit ungleich langen Spiessen liegt zweifelsohne im Zwischenfall von Mitte Januar.

Doch die Italiener haben keineswegs einen unverdienten Sieg eingefahren und scheinen mit jedem Rennen besser zu werden. Das Finale des Prada Cup gegen INEOS mit Startschuss am 13. Februar verspricht Spannung pur! Auf dem Spiel stehen insgesamt sieben Punkte. Der Sieger wird die Ehre haben, den Gegner im Kampf um die älteste Sporttrophäe der Geschichte herauszufordern.

Vendée Globe

Was dürfen sie stolz sein, die Seglerinnen und Segler der Vendée Globe, die einer nach dem anderen in der Hafeneinfahrt von Les Sables d’Olonne auftauchen. Einer davon hat in den letzten Tagen ganz besonders unsere Aufmerksamkeit erregt: Maxime Sorel, der Skipper von V and B Mayenne, hat sich für ein ebenso mutiges wie riskantes Finale entschieden. Er hat eine grossartige Weltumrundung hinter sich und gegenüber Booten, die weitaus leistungsfähiger waren als sein eigenes, einen bewundernswerten Kampfgeist an den Tag gelegt. Dabei entschied er sich systematisch für die radikalsten Routen – eine Taktik, die er bis zum Schluss durchgezogen hat. Dank dieser Strategie konnte er Armel Tripon auf Abstand halten. Dieser hatte nach dem klugen Entscheid, das riesige Tiefdruckgebiet vorbeiziehen zu lassen, das die beiden in der Biskaya begleitet hatte, wieder aufgeschlossen. Am Steuer seines beschädigten Bootes und in voller Kenntnis der Sachlage wagte Maxime Sorel sein Glück, und dieses Mal war es dem wagemutigen Segler hold!

Mit ungebrochenem Kampfgeist hat Alan Roura die Passatwinde hinter sich gelassen und ist nun unterwegs in Richtung Azoren. Der Schweizer Skipper befindet sich ganz in der Nähe von Mie Caline, DMG Mori und Time for Ocean. Er darf jetzt seinen Fokus und seine Motivation nicht verlieren, wenn er seine Vendée zu einem guten Ende bringen will. Er, der so gerne weiter vorne gesegelt wäre, dem aber sein schwenkunfähig gewordener Kiel einen Strich durch die Rechnung gemacht hat, wird nun seinen letzten Ressourcen mobilisieren müssen, um seinen Kampfgeist auch auf den letzten Meilen wach zu halten und seine Weltumsegelung zu einem erfreulichen Abschluss zu bringen.