Ist Covid-19 der Auftakt zur Entglobalisierung oder sogar Dematerialisierung des Sports? Olympische Spiele, America’s Cup, internationale Meisterschaften: Welche Lehren werden die Veranstalter aus dieser Krise ziehen?

Nach der Verschiebung der Olympischen Spiele auf 2021 sorgt Yoshi Mori, der Präsident des japanischen Organisationskomitees, mit seiner Ankündigung, die Olympischen Spiele 2021 abzusagen, falls die Pandemie bis dahin nicht eingedämmt werden konnte, für Schweissausbrüche bei den Athletinnen und Athleten. Während die Entwicklung in der Schweiz in die richtige Richtung zu gehen scheint, präsentiert sich der internationale Kontext für die Organisation von Grosswettbewerben nicht gerade günstig. Die grosse Frage lautet: Wie lange wird die Situation andauern?

Auch auf den sehnlichst erwarteten America’s Cup wird sie jedenfalls bedeutende Auswirkungen haben. Die Absage der AC World Series in Portsmouth und Cagliari beraubt die Mannschaften ihrer einzigen Chance, sich miteinander zu messen, bevor ihr zweiter AC75 gebaut wird. Wenn man die logistischen Herausforderungen im Zusammenhang mit der Einschränkung der Bewegungsfreiheit sowie die Verzögerungen beim Transport der Boote per Frachtschiff hinzurechnet, stellt sich die Frage, wie die Mannschaften in der Lage sein werden, den Wettkampf im März 2021 zu bestreiten.

Lassen wir uns nicht entmutigen 

Aber soll die herrschende Unsicherheit allen Optimismus zunichtemachen? Wie jede menschliche Tätigkeit ist unsere Fähigkeit, gemeinsam nach vorne zu blicken, die treibende Kraft hinter unserem Sport. Trübsal zu blasen und nicht mehr daran zu glauben, dass wir uns je wieder treffen und unsere Leidenschaft ausleben können, würde bereits das Ende unseres Sports bedeuten. 

Einige haben dies bereits realisiert: Da sind zum Beispiel die SNG, der Genfer Yachtclub und Races.ch, die beschlossen haben, nach der Absage der Veranstaltung in Holland die nächsten Nacra 15-Weltmeisterschaften vom 17. bis 23. Oktober gemeinsam zu organisieren. Andere haben sich für Online-Veranstaltungen entschieden und hatten damit weit grösseren Erfolg als erwartet. Dazu gehören auch die eSailing Schweizermeisterschaft, an der man bereits teilnehmen kann und die bis zum 31. August dauert, sowie eine Vielzahl von Ausbildungen und Vorträgen, die von verschiedenen Akteuren angeboten werden. Die Association des Clubs de Voile Lémaniques [FD1]  (Vereinigung der Segelclubs des Genfersees) war überrascht, nicht weniger als 300 Teilnehmerinnen und Teilnehmer zu ihrer ersten Online-Ausbildung über die Regeln von Segelregatten begrüssen zu dürfen (Anmeldung über Manage2Sail möglich). Swiss Sailing und Sailbox bündeln ihrerseits die Kräfte, um eine Webseite mit praktischen Ressourcen und einem abwechslungsreichen Vortragsprogramm aufzubauen. Einer davon wird übrigens von Ihrem engagierten Chefredaktor moderiert! Nicht verpassen: das Interview mit Alan Roura am 6. Mai 2020 um 18 Uhr auf https://on-shore.ch/.