Da geht was auf dem Silvaplanersee: Zum krönenden Abschluss der Sommersaison diente das schöne Gewässer den Schweizermeisterschaften als Bühne. Erstmalig wurden an einem Wochenende Wettkämpfe in zwei Disziplinen abgehalten: im Windsurfen und im Kitefoilen. 2-in-1 für Show am laufenden Band.

Text: Pauline Katz

Vom 8. bis 11. September 2022 kamen in Silvaplana sämtliche Schweizer Regatteure zu den Swiss Championships zusammen. Rund 40 Windsurfer und etwa 20 Kitefoiler waren dem Aufruf zu dieser Doppelregatta gefolgt. Beide Foilsportarten werden demnächst olympisch und sie haben viele Gemeinsamkeiten. Daher der Beschluss von Swiss Windsurfing und dem umtriebigen Vereinspräsidenten Raoul Marty, es mit einem neuen 2-in-1-Format zu probieren und das Kitefoilen in die legendäre WindsurfSchweizermeisterschaft zu integrieren. Wind war an dem Wochenende zwar Mangelware. Dennoch hat das Konzept Zukunft und die ersten KitefoilSchweizermeister der Geschichte sind nun gekürt.

©Christian Wolfensberger

Jedes Aufbrisen wird genutzt

Kurz vor dem Regattawochenende die bange Frage: Wie wird’s mit dem Wind? Unbeständig sollte es werden, voraussichtlich mit einigen Regenfronten. In der Tat war der Wind am Wochenende ein seltener Gast, aber die Organisatoren setzten alles daran, keine einzige Böe zu verpassen. Der Startschuss fiel am späten Donnerstagnachmittag, als sich eine leichte Brise von etwa zehn Knoten einstellte. Aufgrund des potenziell sehr kurzen Windfensters wurden die beiden Flotten im Abstand von wenigen Minuten ins Course-Race (olympischer Zwei-Runden-Kurs) geschickt. Es konnten immerhin zwei Läufe für die Windsurfer und drei für die Kitefoiler gewertet werden. An Tag zwei machten die Kiter den Anfang und nutzten das laue Lüftchen so optimal, dass
drei zusätzliche Läufe gewertet werden konnten. Die Windsurfer konnten aufgrund des schwachen Winds nur einen Slalomlauf (downwind) absolvieren. Am Samstag dann: unbeständiges Wetter mit Regen. Die Veranstalter nutzen ein ultrakurzes Windfenster, um einen dritten Course-Race-Lauf bei den Windsurfern zu werten. Es sollte allerdings die letzte Wettfahrt dieser Meisterschaften sein, denn ein sehr böiger Nordwind machte weitere Rennen am Sonntag unmöglich.

Jan Vöster aus Deutschland hat die Nase vorn

Die Kür der Sieger fand am Sonntag statt, wobei es bei den Herren jeweils eine äusserst knappe Entscheidung war: Bei den Kitern hatten Jan Vöster (D), Bruce Kessler (CH) und Ulysse Dereeper (F) die ersten sechs Läufe punktgleich abgeschlossen. Den Titel «Schweizermeister» konnte sich Vöster erst bei der letzten Wettfahrt vor Kessler und Dereeper sichern. Das Gleiche in Grün bei den Surfern: Auch hier waren die beiden ersten Rider exakt gleichauf. Schliesslich setzte sich der erst 20-jährige Schweizer Sebastian Schärer gegen Richard Stauffacher (CH) und Luca Bordoni (CH) durch. Leider reichte es bei den Windsurfern nicht für eine Verleihung des Meistertitels, weil nur drei Läufe gewertet werden konnten. Vorgeschrieben sind jedoch mindestens vier. Kleine Notiz am Rande: Der Tessiner Elia Colombo, der gerade hart daran arbeitet, der Schweiz einen Nationenplatz für die Olympischen Spiele in Paris zu sichern, konnte den Lauf am Samstag für sich
entscheiden, den einzigen, an dem er hatte teilnehmen können. Bei den Damen setzte sich Manon Berger aus Saint-Blaise im Windsurfen gegen die Züricherin Elena Sandera und Chloé Huguenin durch. Schweizermeisterin im Kiten wurde Elena Lengwiler, die als einzige Dame in dieser Disziplin teilgenommen hatte. Bei den U15-Windsurfern siegte Ernestine Inversin vor Luca
Györvary und Raphael Kobel. Im U19-Bereich war Robin Zeley seinen Konkurrenten Noam Kobel und Léonard Nussbaumer überlegen. Den U21-Sieg fuhr Sebastian Schärer vor Elena Sandera und Maximilian Räuchle ein. Bei den U18-Kitern errang Ulysse Dereeper den Sieg vor Gian Stragiotti und Angelo Soli.

©Christian Wolfensberger

Zwar hat der Wind bei diesen Swiss Championships nicht wirklich gut mitgespielt. Trotzdem ist die Bilanz ausgesprochen positiv: Es war die Gelegenheit, einmal einen Windsurf- und einen Kitefoil-Wettbewerb zu kombinieren. Aufgrund der vielen Synergien können so die benötigten Ressourcen erheblich reduziert werden. Und da die Kitefoiler schon mit einem Minimum an Wind ins Rennen gehen können, wird den Zuschauern durchgehend etwas geboten. Ein Tick mehr Wind und das neue 2-in-1-Format ist der Hit.