Eine hochkarätige Flotte, abwechslungsreiche Bedingungen und hart, aber fair umkämpfte Regatten haben an dieser Jubiläumsausgabe der Voiles de Saint-Tropez vom 25. September bis 9. Oktober 2021 ein weiteres spannendes Kapitel der 40-jährigen Geschichte geschrieben.

Text: Servane Dorléans

Wie schon 2020 wurde das grosse Segelfest über zwei Wochen verteilt ausgetragen. Die Société Nautique de Saint-Tropez (SNST) wollte mit dem neuen Format für bessere Bedingungen an Land und auf dem Wasser sorgen, was ihr auch gelungen ist. In der ersten Woche regattierten 82 klassische und 130 moderne Jachten unter 60 Fuss, in der zweiten 45 Maxijachten.

Starkes Schweizer Comeback

Letztes Jahr waren pandemiebedingt nur wenige Schweizer am Start, dieses Jahr fanden sie sich wieder zahlreich ein. Music belegte an der North Sails Trophy für Boote mit einem IRB-Rating den 7. Platz und Mathilde M reichte es an der BMW Trophy der IRC-C-Boote sogar für den 4. Rang. Deren Eigentümer Morten Kielland bedauerte zwar, dass nicht noch andere Swan 50 vertreten waren, fand aber wie immer grossen Gefallen an der Regatta: «Ich mag die Voiles, da in den verschiedenen Klassen so viele unterschiedliche Boote teilnehmen und der unberechenbare Wind die Regatten äusserst schwierig macht.» Auch Alain Marchand, der Skipper der Ottocinque XL (18.), genoss seine zweite Teilnahme: «Wir hatten eine schöne Woche mit hervorragenden Bedingungen. Was für eine Genugtuung, die Voiles wieder so zu erleben, wie sie vor der Pandemie waren!»

In der Kategorie der IRF siegte Tilly Harrison, die Tochter des CEO von Richard Mille EMEA, auf Jolt. Die Vorjahressiegerin Nostromino von Sir Andrew Cook mit dem zweifachen Olympiasieger Jesper Bank am Steuer musste dieses Jahr mit dem 9. Platz vorliebnehmen. Dass sie ihren Titel nicht verteidigen konnte, stiess dem Boat Captain und Projektmanager der in Rolle stationierten Wally Nano sauer auf. «Wir haben alle unsere fünf Läufe in Echtzeit gewonnen, aber aufgrund unseres Ratings hatten wir keine Chance gegen die Challenger. Sie konnten die abstruse und ungenaue Regel für die Verwendung der fliegenden Genua oder des Code 0 zu ihren Gunsten nutzen», kritisierte er, hatte aber auch Grund zur Freude: «Dieses Jahr haben wir Verstärkung erhalten. Die Teilnahme der Wally Nano Pilgrim ist ein echter Lichtblick. Ihr Eigner Thomas Leclerc war letztes Jahr bei uns auf dem Boot und so begeistert vom Stil, dem Verhalten und der Leistung der Nostromino, dass er eine eigene Wally Nano wollte. Da die Zeit zu knapp war, um für die Voiles 2021 eine bauen zu lassen, kaufte er das erste Modell von Joop Doomernik und fuhr damit auf den 2. Platz in Echtzeit.»

Monique-Anne sicherte sich in der IRD-Wertung und Cochise in der IRE-Klasse den 18. Platz. David Estoppey beendete die Voiles auf seiner J112 E Ninotchka IV auf dem 7. Schlussrang. Zufrieden mit der Top10-Platzierung meinte er: «Die Teilnahme an der Regatta ist eine Tradition. Wir segeln seit 25 Jahren zusammen oder gegeneinander auf dem Bielersee. Bis zu seinem Tod segelte auch mein Vater mit. Jetzt ist meine Tochter dazugestossen. Wir kommen hierher, um zu regattieren, aber auch, weil es Spass macht und wir uns mit Gleichgesinnten Gilles-Martin Raget austauschen können.»

Bei den Marconi-Traditionsjachten C brillierte Carron II von Angelo Mazzarella. «Ich steure das Fife-Boot seit 2014. Nach mehreren Podestplätzen an den Voiles fehlte uns nur noch der Sieg. Diese Lücke haben wir nur geschlossen», frohlockte Jean-Luc Lévêque und wagte dann eine Prognose für nächstes Jahr: «Es wird schwierig sein, den Doppelerfolg an den Régates Royales und an den Voiles de Saint-Tropez zu wiederholen, aber mit der Carron II kann man nie wissen, sie verliert nämlich nicht gern.» Für weitere erfreuliche Ergebnisse aus Schweizer Sicht sorgten Oiseau de Feu (13. bei den Marconi-Traditionsjachten A), Silhouette von Daniel-Carl Heine (6. bei den Traditionsjachten mit Gaffeltakelung B) sowie Sumurun von Alain Moati und Nordwind von Jakob Handte in der Kategorie «Grand Tradition» (3. und 11. Platz).

Die zweite Woche im Zeichen der Maxi-Jachten

In der zweiten Woche hatten die Maxi-Jachten ihren grossen Auftritt. 45 Boote zwischen 60 und 107 Fuss waren vertreten. Wally, J Class und andere Vollblutracer konnten bei den vielfältigen Windverhältnissen ihr ganzes Spektrum ausspielen und boten im Golf von St. Tropez ein grossartiges Spektakel. Zum ersten Mal mit dabei waren die Rambler 88 und die Comanche. Bei den IRB 3 konnte die letztjährige Gewinnerin Ryokan 2 von Philippe Ligier ihren Titel nicht verteidigen und wurde 3., direkt vor Wawatoo IV, die für den Gstaad Yacht Club startet. In der IR4-Wertung mischten ebenfalls zwei Schweizer Jachten mit: Aloha von Nicolas Piguet belegte Rang 2, Saida Rang 5. Bei den IR2 holte sich Silvertip den 3. Schlussrang.

Der Gstaad Yacht Club feiert 10 Jahre Centenary Trophy

Die Gstaad Yacht Club Centenary Trophy wurde dieses Jahr bereits zum zehnten Mal ausgetragen. Sie krönte Olympian zum Sieger.

Pierre-Alexandre Nuoffer, der als Taktiker und einziger Schweizer auf der Chinook segelte, meinte begeistert: «Wir hatten herrlichen Wind. Da es sich um ein Verfolgungsrennen handelt, sind wir nach den anderen gestartet, aber es war trotzdem grossartig, nicht zuletzt wegen der Duelle vor dem Deich. Wir haben es knapp vor The Lady Ann und Sumurun mit Elodie-Jane Mettraux ins Ziel geschafft. Eine wirklich schöne Regatta!» Manrico Iachia, der Commodore des Gstaad Yacht Club, pflichtete T. Campion Gilles-Maretin Raget ihm bei: «Wie immer waren nur Jachten zugelassen, die mindestens hundert Jahre alt sind. Davon gibt es nur noch 300 auf der Welt. Die Regatta war ein voller Erfolg.»

Scud gewinnt die Rolex Trophy

An der Rolex Trophy, die ausschliesslich Traditionsjachten mit Marconitakelung A unter sich ausmachen, konnte sich die Herreshoff-Jacht Scud aus dem Jahr 1903 als Siegerin feiern lassen. Die Jacht von Patrizio Bertelli gewann mit dem brasilianischen Olympiasieger Torben Grael am Steuer drei der vier Läufe und erwies sich vor allem bei Starkwind als unschlagbar.