Am Youth Sailing Cup in Steckborn, der inoffiziellen Junioren Club-Meisterschaft, belegten die drei Schweizer Vertreter der Youth Sailing Champions League das Podest. Etwas überraschend siegte das Team vom Zürcher Yacht Club (ZYC)
und verwies das Nachwuchsteam des Regattaclubs Oberhofen (RCO) und die Vorjahressieger vom Yacht Club Bielersee (YCB) auf die Plätze.

Text: Walter Rudin 

Fotos: Claudia Somm

Die Swiss Sailing League steckt bekanntlich in Geldnöten und war deshalb dieses Jahr nicht in der Lage, den Youth Cup als Ligaanlass durchzuführen. Der kleine Verein «Jugendse- geln Steckborn» scheute das finanzielle Risiko nicht und sprang mit grossem Engagement in die Bresche. Clubpräsidentin Antonia Straden ist diese Zusage aber nicht einfach gefallen: «Wir sind kein betuchter Jachtclub, der einfach so in die Clubkasse greifen kann. Das nötige Geld brachten wir nur mit einem guten Sponsoring zusammen. Zudem mussten alle Aktivitäten mit freiwilligen Helfern abgedeckt werden.» Unter dem Motto «von Jungen für Junge» waren über 40 Mitglieder, Freunde und Eltern im Einsatz und wurden wie die teilnehmenden 15 Jugendteams der stärksten Schweizer Segelclubs mit herrlichem Segelwetter, Wind und Sonnenschein belohnt.

Duell ZYC – RCO

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Bereits im freien Training am Freitag wehte ein teils kräftiger Westwind, der die Teams auf den J/70-Sportbooten über den Untersee surfen liess. Er hielt auch am ersten Regattatag an, sodass in kurzer Folge 13 Regatten bei 2 bis 3 Windstärken möglich waren. Es zeigte sich schnell, dass die Teams auf sehr unterschiedlichem Level regattierten. Auf dem Niveau der drei Youth-Champions-League-Teilnehmer hielt nur der Thunersee Yachtclub mit. Diese vier Teams konnten sich nach dem ersten Regattatag noch Siegeschancen ausrechnen.
Am Sonntag liess der Wind erst einmal auf sich warten. Um 10 Uhr baute sich dann eine Sommerthermik von 1 bis 2 Windstärken aus Nordost auf und ermöglichte acht Regatten. Der RCO und der ZYC gewannen weitere Läufe und lagen nur durch einen Punkt getrennt an der Spitze des Klassements. In Race 16 kam es zum direkten Duell; es musste die Entscheidung um den Sieg bringen. Beide Teams zeigten einen soliden Start und kämpften in Match-Race-Manier um jeden Meter. Auf einer sehr böigen ersten Kreuz blieb Oberhofen knapp hinter den Zürchern, handelte sich aber bei einem Manöver eine umstrittene Strafe ein. Für RCO-Teamleader Nick Zeltner ein harter Schlag: «Der Penalty war für mich und mein Team nicht nachvollziehbar, da wir unserer Meinung nach keinen Fehler begangen hatten. Die Jury hatte uns zunächst klar eine grüne Flagge gezeigt und sich erst nach Absprache für eine rote Flagge entschieden.» Die Berner Oberländer gaben aber nicht auf, drehten den Strafkringel in Rekordzeit fast ohne Zeitverlust und waren auf der zweiten Kreuz bereits wieder hart an den Zürchern dran. Bei einem letzten Angriff vor der Luvtonne hätten sie den ZYC beinahe abgefangen, wenn nicht ein Winddreher die Zürcher begünstigt hätte. Nick Zeltner zeigte sich aber trotz Frust über die Jury als guter Verlierer: «Klar braucht es immer das nötige Glück und das hatten dieses Mal die Zürcher. Sie haben einfach weniger Fehler gemacht und somit völlig verdient gewonnen.» Mit zwei Punkten Rückstand wurden die Segler des Regattaclubs Oberhofen mit Nick Zeltner, Cedric Schenk, Till Seger und Laurent Stadler Zweite.

Das ZYC-Team mit Lukas Looser, Johanna Klötzli, Til Winkler und Julian Frey gewann den Wettkampf mit einer beeindruckenden Serie von sechs Laufsiegen und einem zweiten Platz. Laut Teamchef Lukas Looser führten vor allem die stets gute Geschwindigkeit und gelungene Manöver mit Gegnern auf engem Raum zum Erfolg: «Wir haben dieses Wochenende gemerkt, dass wir gut mit dem leichten Wind zurechtkommen. Wir haben versucht, die Windfelder und Winddreher zu unserem Vorteil zu nutzen, was uns in entscheidenden Rennen vor die Teams vom TYC, YCB und RCO gebracht hat. Natürlich braucht es dafür aber auch immer eine gute Portion Glück.»

Der Titelverteidiger, das Team vom Yacht Club Bielersee mit Damian Suri, Florian Geissbühler, Léo Chassot, Alissia Müller und Chantal Suri, war nach dem Wettkampf etwas enttäuscht. «Alle unsere Entscheidungen auf dem Wasser waren richtig, die würden wir wieder so treffen. Es war einfach sehr eng an der Spitze und wir hatten Pech mit einigen Winddrehern. Aber das gehört dazu und das akzeptieren wir auch so», meinte Damian Suri. Der Thunersee Yachtclub vergab die Chancen auf einen Podestplatz mit einem fünften Platz im letzten Race.

Gelungener Event

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Die Wettfahrtleitung unter Carmen Somm konnte sich in jeder Situation auf die gute Organisation an Land verlassen und lobte den Club Jugendsegeln Steckborn in den höchsten Tönen. «Sie haben viel zur guten Stimmung unter den Jugendlichen beigetragen. Wir sind sehr froh, dass es an den Booten, die von Privaten und Clubs zur Verfügung gestellt wurden, keine Schäden gab», meinte Carmen Somm, fügte aber noch eine kritische Bemerkung an: «Es wäre gut, wenn die Jugendlichen nebst fleissigem Training daran denken würden, die Segelprüfung zu machen, denn eigentlich wäre diese nötig, um eine J/70 zu steuern. Eine Ausnahmegenehmigung der Wasserpolizei hat die Teilnahme dieses Jahr trotzdem ermöglicht, aber ob dies immer geht, ist fraglich.»

Der ZYC, der RCO und der YCB werden die Schweiz auch nächstes Jahr in der der Youth Sailing Champions League vertreten, hoffentlich mit genauso viel Erfolg wie in diesem Jahr, in dem die Schweizer mit den Rängen 2, 4 und 6 gezeigt haben, dass sie europäisch Spitze sind. Da kann man sogar auf einen europäischen Titelgewinn hoffen.