AccueilDécouverteOcéansLe Vendée Globe : banc d’essai écologique

Le Vendée Globe : banc d’essai écologique

Sind Hochseeregatten und Umweltschutz vereinbar? Die Frage mag bei einem Sport, bei dem Leichtigkeit und Steifheit auf Leistung reimen, unangebracht klingen, d

enn derzeit sind schnelle Hightech-Boote nur mit Materialien wie Karbonfasern in Kombination mit Harzen realisierbar. Dennoch haben Seeleute und Ingenieure begonnen, sich Gedanken zu machen, wie Umweltverträglichkeit und Wettfahrtsegeln auf einen Nenner gebracht werden könnten.

Die Aufgabe ist reizvoll. So auch für Julien Boucher, der als Ingenieur und Fachmann für Lebenszyklusanalysen (LZA) bei der Schweizer Firma Quantis tätig ist. LZA ist eine sich stark entwickelnde Methode, die im Fall des Wassersports sämtliche Umweltauswirkungen eines Projekts, darunter auch den CO2-Ausstoss, untersucht und Lösungen für ihre Reduzierung vorschlägt. „An den anspruchsvollsten Regatten arbeiten zu können wirkt zusätzlich motivierend », betont Boucher, „denn dort werden schliesslich auch die ersten umweltfreundlichen Technologien entstehen, die in einem zweiten Schritt die gesamte nautische Industrie beeinfl ussen können. »

Die Schweizer engagiert
Umweltschutz ist auch hierzulande ein brennendes Thema. Dies zeigen unter anderem zwei mit der Vendée Globe verknüpfte Projekte, an denen Schweizer Ingenieure und Segler beteiligt sind. Schweizerische und französische Fachinstitute und Laboratorien arbeiten sowohl am Bau der neuen 60-Fuss-Jacht von Bernard Stamm als auch am hochgesteckten Ziel der Brüder Caudrelier im Rahmen der Vendée Globe 2012 und 2016 mit.

Bernard Stamms neue Jacht, die gerade bei Décision gebaut wird, wurde einer CO2-Bilanz unterzogen. „Es geht darum, möglichst viele Informationen über den Herstellungsprozess zu sammeln, damit wir unsere Kenntnisse erweitern und optimieren können », erklärt der mit der Analyse beauftragte Julien Boucher. „Karbon ist bekanntlich extrem energiefressend, denn für seine Herstellung muss nicht nur das Material erhitzt werden, sondern es werden auch grosse Mengen an vorimprägniertem Stoff, der kalt gelagert wird, benötigt. » Auch unterwegs wird das 60-Fuss-Boot eine Umweltaufgabe wahrnehmen. An Bord mitgeführte Sonden sollen Daten über Plankton, Wassertemperatur und Salzgehalt sammeln und übermitteln.

Die Caudrelier-Brüder als Vorreiter
Die Brüder Caudrelier legen die Latte sehr hoch, sind aber noch auf der Suche nach finanzieller Unterstützung. Charles, der Segler mit dem vielverspechenden Palmarès, und der jüngere Dimitri, der kurz vor dem Abschluss seines Ingenieurstudiums an der EPFL steht, haben sich verpflichtet, ihr gesamtes Vendée Globe Projekt einer LZA zu unterziehen. An der Ausgabe 2012 wollen sie mit einem Occasionsboot teilnehmen, 2016 dann mit einer neuen Jacht. Bei der Analyse soll nicht das kleinste Detail ausser Acht gelassen werden, das Boot genauso wenig wie die Logistik, die Öffentlichkeitsarbeit, das Regatta- und das Trainingsprogramm und sogar die Kleidung und die Nahrung des Skippers.

„Die LZA ist ein wirksames Multikriterien-Instrument, mit dem wir ab Beginn des Projekts bei jeder Etappe die Rechtmässigkeit unseres Vorgehens beurteilen und Fehler ausschliessen können », erklärt Dimitri Caudrelier. „Für 2012 wollen wir die Umweltbelastung bei gleichbleibender Leistung um 25% senken. Dabei wird der Schwerpunkt auf dem Stromverbrauch an Bord liegen. Ziel ist der vollständige Verzicht auf fossile Energie. Daneben werden wir auch an den nicht strukturellen Einrichtungen sowie an der Logistik und an der Kommunikation arbeiten. »

Wasserantrieb optimieren

Der Ingenieur sucht nach Lösungen, wie der Wasserantrieb als Energiequelle optimiert werden könnte. Heute setzt diese Technologie voraus, dass am Heck des Bootes ein Ausleger mit einem Propeller mitgezogen wird. „Dieses System kann verbessert werden », ist er überzeugt. Er will deshalb mit Hilfe von Fachinstituten ein System entwickeln, das in den Rumpf integriert wird. „Für die nicht strukturellen Innenausstattungen möchten wir Recycling-Material statt Biomaterial den Vorzug geben. Wir könnten zum Beispiel Polyesterfasern oder sogar wiederverwertete Karbonfasern verwenden. Als Kartentisch könnte ich mir ein Gebilde aus zusammengepressten PET-Flaschen vorstellen. Die LZA von PET ist nahezu perfekt, denn der Tisch lässt sich danach wieder in eine Flasche umwandeln! »

Dimitri Caudrelier ist von seinem EcoAdvance-Ansatz, dem wohl in Zukunft weder die Segler noch die Sponsoren entgehen können, so sehr überzeugt, dass er darüber ins Schwärmen gerät und kaum zu bremsen ist: „Mit der LZA wird alles genauestens unter die Lupe genommen, angefangen beim Bau des Segelboots für die Vendée Globe 2016, das dem Karbon einen grossen Platz einräumen wird, bis hin zum Transport des Bootes und des Skippers, dem technischen Team und den Ersatzteilen, den Medien und Sponsoren, der Nahrung und auch der Kleidung an Bord. Eine der Fragen wird sein, ob es tat sächlich notwendig ist, beim Zieleinlauf einer Regatta eine Vielzahl Personen aufzubieten, wenn ein mit einem Ton- und Videokopfhörer ausgestatteter Journalist die Informationen genauso gut über das Web übermitteln könnte. Ausserdem möchte ich einen Bekleidungshersteller finden, der bereit ist, bei meinem Konzept mitzumachen und – warum nicht – eine umweltfreundliche Kleiderlinie nach LZA zu entwickeln. »

 

 

 

 

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