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Vers un label des ports durables

Wie können die Häfen mit nachhaltiger Entwicklung in Einklang gebracht werden? Mit dieser Frage befasst sich die gemeinnützige Organisation OMYP (Organisation mondiale des Yacht-club et ports écologiques) seit 2007. Amanda Melis, Generalsekretärin der OMYP, und Julien Boucher, Ingenieur ETH und ökotechnischer Leiter der OMYP, sehen die Antwort auf diese Frage in einem Label für nachhaltige Häfen, an dem sich die Genferseehäfen beteiligen wollen.

„Wir verfolgen drei Ziele », erklärt Julien Boucher. „Erstens wollen wir die Umweltauswirkungen der Häfen sowohl lokal (Renaturierung, Was- serqualität) als auch global (Senkung des CO2-Fussabdrucks) so gering wie möglich halten, zweitens den Zugang der Bevölkerung zu den Wassersportarten und den Seen fördern und drittens die Wirtschaftsdyna- mik innerhalb der Hafenanlagen verbessern. »

Ein Label schon 2011?
Yves Duffey, Chef des kantonalen Hafenamts von Genf, ist von dem ehrgeizigen Programm überzeugt. Und er ist nicht der Einzige. Die Initianten des künftigen Labels haben die Verantwortlichen vom Genfersee am 26. Mai 2010 zur ersten Konferenz der Genferseehä- fen zusammengetrommelt. Sie endete mit der Bildung von drei Arbeitsgruppen. Eine küm- mert sich um das Qualitätslabel, die beiden anderen sind für die Planung und das Manage- ment der Häfen sowie für die Sicherheit und die Infrastrukturen zuständig. „Das Projekt hat mich auf Anhieb interessiert, denn es geht das Problem global und skalierbar an », erklärt Yves Duffey. „Global, weil es sich nicht nur auf die nachhaltige Entwicklung beschränkt, sondern die Häfen auch als sozio-ökonomische Akteure betrachtet, die der Bevölkerung viele verschiedene Aktivitäten und Dienstleistungen bieten können. Skalierbar, weil das Label eine Anreiz- funktion hat. Das Ziel ist es nicht, Zuwiderhandlungen zu bestrafen, sondern die Hafenverantwortlichen bei ihren Umweltanstrengungen zu begleiten. » Der erste Hafen könnte bereits 2011 das Ökolabel erhalten: Port Choiseul in Versoix wurde im Rahmen einer Bestandsaufnahme be- reits auf Herz und Nieren geprüft und hat somit den ersten Schritt des Vergabeprozesses hinter sich.

Wer sich mit dem Gütesiegel schmücken will, der muss sich bei der OMYP verpflichten, drei Projekte zu starten, die er im darauffolgenden Jahr zu Ende bringt und die dann von der OMYP geprüft werden. „Port-Choiseul eignet sich gut », freut sich Yves Duffey, „denn der Hafen verfügt bereits über hochwertige Einrichtungen wie ein Trennsystem für Abwasser sowie eine angemessene Beschilderung und ist zudem behindertengerecht. » Doch es geht noch besser, weshalb das Hafenamt plant Gästeplätze einzurichten und die Liegeplätze neu zu organisieren und eventuell zu erweitern, um den Seglern den bestmöglichen Komfort zu bieten. Kostenpunkt: einige Zehntausend Franken, mehr nicht.
Der Chef der Genfer Hafenamtes macht sogar noch weitere Pläne und denkt an den Umbau der Genfer Kais, der Häfen Eaux-Vives und Pâquis sowie an den zukünftigen Hafen am öffentlichen Strand von Eaux-Vives. „Das Genfer Hafenbecken wird sich stark verändern », betont Duffey. „Wir zählen darauf, dass uns die OMYP bei der Gestaltung und Umset- zung beratend zur Seite steht. Wir wollen nicht nur den Seglern, son- dern der gesamten Bevölkerung Qualitätsleistungen bieten, damit alle „ihr » Hafenbecken vermehrt nutzen können. »

Umweltbewusste Fahrtensegler
Die OMYP richtet sich auch an Fahrtensegler, wie Amanda Melis er- klärt: „Wir möchten sie in unsere Umweltschutzmassnahmen einbe- ziehen. Dies soll unter anderem über die Flagge für Öko-Segeln Y&ES (Yachting&Eco-Sailing) geschehen, die von unserer Organisation eigens für diesen Zweck eingeführt wurde. » Um mehr über die Erwartungen der Segler in Erfahrung zu bringen, hat die OMYP bei den Bootseignern und Nutzern der Jachthäfen eine Umfrage durchgeführt. Die Ergebnis- se sind ermutigend, denn sie bringen ein echtes Umweltbewusstsein ans Licht. Amanda Melis weist jedoch auf eine leichte Verzerrung zwi- schen der von den Seglern wahrgenommenen und der tatsächlichen Auswirkungen auf die Umwelt hin: „In den meisten Antworten wird als wichtigster Grund für die Wasserverschmutzung das unbeabsichtigte Ablassen von Treibstoff, Öl und Abfall oder Farben und Produkte für den Unterhalt des Bootes genannt. Der Anreise der Segler bis zum Hafen (5% der Antworten) wird kaum Bedeutung beigemessen. Sie macht aber über einen Drittel (34%) des CO2-Abdruckes aus. Auf den Bau und den Unterhalt entfallen 35 Prozent und auf die Nutzung nur gerade 14 Pro- zent. Der Betrieb, der Unterhalt und das Management des Hafens haben mit rund 10 Prozent eine relativ geringe Umweltauswirkung. »

Diese Differenz zwischen Wahrnehmung und Realität wirft natürlich die Frage auf, ob die Betroffenen ausreichend informiert sind. Knapp 60 Prozent der Befragten gaben an, ungenügend oder schlecht infor- miert zu sein. Um diesen Mangel zu beheben, will die OMYP einen ihrer Schwerpunkte auf Informationskampagnen legen und speziell für Fahr- tensegler einen Rechner für den ökologischen Fussabdruck entwickeln.
Weiter soll eine Internetseite aufgeschaltet werden, auf der Interessierte ihre Erfahrungen austauschen können. Ein interessanter Ansatz, der bei vielen Seglern bestimmt das Verant- wortungsbewusstsein weckt, denn bisher sind sie der Ansicht, dass es vor allem Aufgabe der Hafenbehörden ist, die nötigen Massnahmen zu treffen.
Indem sich die OMYP sowohl an die Hafenverant- wortlichen als auch an die Segler und die See- nutzer wendet (im September 2010 fand zum fünften Mal die Putzaktion Net’Leman statt, bei dem die Ufer von Abfällen gereinigt werden), hofft sie, dass sich mit der Zeit am Genfersee eine Ökogemeinschaft bildet. So oder so ist aber bereits eine Erweiterung des Konzepts auf die anderen Seen in der Schweiz und sogar auf die europäischen Küsten geplant.

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