Alinghi und Team Tilt zeigten Ende Juni an der Weltmeisterschaft der GC32 im portugiesischen Lagos eine starke Leistung. Arnaud Psarofaghis holte sich mit Alinghi den Titel und Sébastien Schneiter am Steuer der Tilt wurde WM-Zweiter. Dieser Doppelsieg beweist einmal mehr, dass die Schweiz eine Segelnation ist und im internationalen Regattasport ganz vorne mitmischt.

Text und Fotos: Jean-Guy Python

Die Schweiz gewinnt zum zweiten Jahr in Folge den WM-Titel der GC32. «Offenbar muss man Schweizer sein, um GC32-Weltmeister zu werden», scherzte Alinghi-Steuermann Arnaud Psarofaghis nach dem Sieg, fügte dann aber etwas ernster hinzu: «Wir haben nur in zwei der insgesamt 18 Läufe gepatzt. Die Teamarbeit war perfekt. Mit Tilt auf dem zweiten Platz ist heute ein hervorragender Tag für die Schweiz, vor allem auch, weil das Niveau der Flotte unglaublich hoch ist.»

Nach vier intensiven Tagen vor Lagos, an denen sich die zehn Weltklasseteams aus sieben Ländern nichts schenkten, stand Alinghi mit einer Bilanz von acht Siegen und vier weiteren Podestplätzen in insgesamt 18 Läufen als überlegener Weltmeister fest. Arnaud Psarofaghis, Nicolas Charbonnier, Timothé Lapauw, Bryan Mettraux und Yves Detrey hatten eine brillante Leistung abgeliefert: «Die Jungs haben jedes Mal alles richtig gemacht, einen guten Start erwischt, die richtige Seite des Reviers gewählt und die GC32 schnell vorangetrieben und perfekt manövriert», lobte Teamcoach Pierre-Yves Jorand.

Alinghi setzte bereits am ersten Tag den Grundstein für seinen souveränen Sieg, der angesichts des Kalibers der in der Algarve anwesenden Konkurrenz einen noch höheren Stellenwert erhält. Bei Alinghi sei einfach alles rund gelaufen, meinte Pierre-Yves-Jorand. Und die Wetterund Windverhältnisse hätten gepasst: «Hier vor Lagos sind die Bedingungen aussergewöhnlich. Es gibt zwei Winde: Der am Morgen kommt vom offenen Meer und sorgt für hart umkämpfte Reaching-Starts und stabile Foilingphasen. Mit seiner Hilfe konnten wir die Reachingbojen fast immer in Führung runden. Danach wechselt der Wind und weht ablandig. Er wird dann viel unstabiler und wechselhafter. Dafür sind die Amwindstarts offener. Einmal abgesehen vom ersten Lauf, in dem uns zwei Fehler unterlaufen sind, sind uns die Läufe hervorragend gelungen.»

Kampf ums Podest

Team Tilt um Skipper Sébastien Schneiter bewies einmal mehr sein immenses Talent und sicherte sich verdient Silber. Die amtierenden Weltmeister hatten seit der WM 2018 kein ein- ziges Mal auf dem Foiler trainiert und mussten jetzt gegen einige der weltbesten Teams antreten. Sie meisterten die Herausforderung mit Bravour. Hinter den beiden Schweizer Teams belegte Ineos Team UK mit Ben Ainslie den dritten Podestplatz. Sébastien Schneiter, Lucien Cujean, Jérémy Bachelin, Nils Theuninck und Glenn Ashby machten im zehn Boote starken Feld eine hervorragende Figur. Nach dem ersten Regattatag lagen sie noch auf dem 7. Platz, fassten sich dann aber ein Herz und machten an den drei folgenden Tagen Platz für Platz gut. Während sich Alinghi immer mehr von seinen Verfolgern absetzte, musste Team Tilt bis zum letzten Lauf mit Ineos Team UK (Ben Ainslie) und Oman Air (Adam Minoprio) um den zweiten Platz kämpfen.

Schwieriger Einstieg für das dritte Schweizer Team
Neu dazugestossen ist dieses Jahr das Schweizer Black Star Sailing Team, das vom erfolgreichen ehemaligen A-Class-Champion Christian Zürrer ins Leben gerufen wurde und sich aus Schweizern und Briten zusammensetzt. Es hatte in Portugal hart zu kämpfen und wurde Tabellenletzter. Teamchef Christian Zürrer konnte der Erfahrung trotzdem Positives abgewinnen, denn erstens war der Abstand zur Elite gar nicht so gross und zweitens ging es den Neulingen in erster Linie ums Mitmachen: «Wir wollen ein Team aufbauen, das jungen Seglern aus der Deutschschweiz die Möglichkeit bietet, Hochseeerfahrung zu sammeln. Das eh schon bemerkenswerte Line-up dieser Regattaserie ist nochmals erstarkt. Ein schlechter Start oder ein kleiner Fehler werfen dich sofort nach hinten», so sein Fazit. Die Deutschschweizer bildeten aber nicht immer das Schlusslicht. «Obwohl das Teilnehmerfeld aus lauter Favoriten bestand und wir nur geringe Chancen hatten, gelang es uns immer wieder, vorne mitzuhalten», betonte Christian Zürrer. «Leider unterlaufen uns noch immer kleine Fehler. Eigentlich sind wir gar nicht mal so schlecht gestartet, vor allem, wenn man bedenkt, dass wir unseren alten Segelsatz aus dem Jahr 2016 Anfang Jahr nicht auswechseln konnten. Unser grösstes Problem ist jedoch das Zusammenspiel des Teams. Ich ziehe trotzdem eine positive Bilanz, denn wir haben an den vier Tagen, an denen wir zusammen gegen die Weltspitze gesegelt sind, viel gelernt.»

Beim Segelclub von Lagos blickte man in lauter zufriedene Gesichter. Für die Organisatoren war die WM ein voller Erfolg. OK-Präsident Rodrigo Moreira Rato: «Ich bin sehr zufrieden. Dank der natürlichen Bedingungen in der Bucht von Lagos konnten wir einen technisch sehr interessanten Anlass auf die Beine stellen. Das spiegelglatte Wasser und die konstante Meeresbrise zwischen 10 und 18 Knoten sorgten für aussergewöhnliche Läufe, die Segler konnten sich richtig amüsieren. Lagos ist eine kleine Stadt mit rund 30 000 Einwohnern. Hier kann man das ganze Jahr bei ähnlichen Rahmenbedingungen segeln wie auf dem Gardasee. Lagos ist wie ein neu entdeckter Diamant, den man nur polieren muss. Das erledigen die vielen Segler, die zum Regattaoder Freizeitsegeln in die Bucht kommen.»