Skippers

🏛 » Es bleibt spannend

Es bleibt spannend

von Quentin Mayerat

Die diesjährige Meisterschaft der grossen Genferseemultis ist an Spannung kaum zu überbieten. Die Teams sind sich einig: So hoch war das Niveau noch nie. Es konnte sich zwar schon immer sehen lassen, dieses Jahr haben die Mannschaften aber sogar noch einen Gang zugelegt. Elf Teams mischen bei der diesjährigen Jubiläumsausgabe mit. Nur Artemis Racing und Torbjörn Törnqvist haben aufgrund eines zu vollen Terminkalenders auf eine Teilnahme verzichtet. Sie bestreiten die Saison der RC44 und bereiten sich auf den America’s Cup vor.

Die letztes Jahr eingeführten Neuerungen beim Regattaformat haben sich bewährt und wurden beibehalten. Durch die Verkürzung der Strecken dauern die Läufe nur noch 25 bis 30 Minuten und das aus zwei Bojen bestehende Luvtor sorgt für zusätzliche Spannung. Die Teams können frei wählen, welche der beiden Bojen sie runden wollen und danach sofort auf der linken oder rechten Seite der Regattabahnen weitersegeln.

Die Podestplätze waren hart umkämpft: Fred Le Peutrec auf Zen Too und Nicolas Grange am Steuer der Okalys Corum. © Loris von Siebenthal

Kampfansagen

Bereits bei der ersten Regatta, dem Grand Prix de Versoix Anfang Mai, ging es richtig zur Sache. Viel Wind und perfekte Bedingungen forderten die Formel-1-Boote. Ein launischer, aber ausreichend starker Joran sorgte dafür, dass die Teams das Niveau ihrer Gegner zum Saisonauftakt einschätzen konnten.

Die von Ernesto Bertarelli gesteuerte Alinghi drückte diesem ersten Saisonevent den Stempel auf. Sie fuhr in allen elf Läufen aufs Podest und gewann das Open de Versoix Nationale Suisse in eindrücklicher Manier vor Realstone Sailing und Zen Too. Pierre Jorand, der zweite Steuermann der Alinghi: „Die Meisterschaft ist eng. Die Teams liegen sehr dicht beieinander. Es wurde von Anfang an hart gekämpft. Am ersten Grand Prix in Versoix segelten wir elf Läufe bei viel Wind, am zweiten Grand Prix Les Amabassadeurs in Genf lief es etwas harziger, die Bedingungen waren schwieriger und instabiler, einige Läufe mussten gekürzt werden und mehrere Boote wurden wegen Zeitüberschreitung nicht klassiert. Bisher haben wir also so ziemlich alle Bedingungen angetroffen. Es hat sich zudem gezeigt, dass viele Boote Siegeschancen haben. Mit so vielen Teams am Start wird härter gesegelt, was die Situation erschwert.“ Ernesto Bertarelli betont derweil den guten Teamzusammenhalt und lobt Nicolas Charbonnier, der als Taktiker neu dazugestossen ist und seine Erfahrung einbringt.

Trotz durchwachsener Leistung kann Realstone Sailing den zweiten Platz in der Schlusswertung des Grand Prix Les Ambassadeurs halten. © Loris von Siebenthal

Im Mittelfeld kommt es zu häufigen Positionswechseln. Okalys-Corum, Ylliam Comptoir Immobilier und Ladycat powered by Spindrift Racing wollen alle aufs Podest und haben sich den Kampf angesagt. Auch Jerôme Clerc auf Realstone Sailing gibt sich nicht mit seiner derzeitigen Rangierung, dem zweiten Zwischenrang, zufrieden. Er strebt ganz klar den Sieg an. Fred Le Peutrec auf Zen Too wird ihn aber bestimmt nicht kampflos gewähren lassen, denn auch mit ihm ist zu rechnen, wie Jorand betont: „Zen war schon immer ein zäher Gegner, genau wie übrigens auch Okalys-Corum. Ladycat powered by Spindrift Racing liefert konstante Leistungen ab und Realstone Sailing muss ernst genommen werden. Tilt lief es zwar zu Saisonbeginn nicht optimal, aber sie verfügen über ein enormes Potenzial“, so Jorands Einschätzung.

© Loris von Siebenthal

Vom 7. bis 9. Juni trafen sich die Décision 35 im Club Nautique de Versoix zum dritten Meisterschaftsevent, der gleich aus zwei Regatten – dem Open de Versoix II und der Genève-Rolle-Genève – bestand. Gesegelt wurde bei komplizierten, genferseetypischen Bedingungen, die von Flaute bis zu plötzlichen Gewitterböen reichten. Die Teams versuchten so gut wie möglich mit der instabilen Witterung und den wechselhaften Winden zurechtzukommen. Am besten gelang dies Realstone Sailing und Alinghi, den Siegern des Open de Versoix und der Genève-Rolle.

Nach dem Sieg an der Bol d’Or Mirabaud führt Alinghi die Zwischenwertung der Vulcain Trophy an, gefolgt von Realstone Sailing, Zen Too, Okalys-Corum, Team SUI9 und Ladycat powered by Spindrift Racing. © Jean-Guy Python

 

Team Tilt beeindruckt in Versoix

Fest entschlossen: Zen Too will den dritten Platz im Gesamtklassement halten. © Jean-Guy Python

Team SUI 9 und Tilt geben sich nicht mit Statistenrollen zufrieden. © Jean-Guy Python

Am Sonntag beeindruckten die Youngster von Tilt, die sich auf den Youth America’s Cup vorbereiten, unter der Leitung von Lucien Cujean mit zwei Laufsiegen. Realstone Sailing und Alinghi hatten das Nachsehen. Schliesslich reichte es Tilt in Versoix auf Platz 4, direkt gefolgt von Team SUI 9 auf Platz 5. Das neue Team von Christian Wahl steigert sich von Mal zu Mal und könnte die Führenden bald unter Druck setzen. Wahl ist aber nicht blauäugig: „Wir haben zwar Ambitionen, segeln aber gegen sehr gute Teams. Im Segelsport hängt vieles von Kleinigkeiten ab. Darüber muss man sich im Klaren sein und Ruhe bewahren. Es sind Hightech-Boote und beim Segeln kann es immer zu komplizierten Situationen kommen. Ich glaube aber, dass wir uns gut vorbereitet haben. Bei den Trainings lief es sehr gut. Es ist aber auch das erste Mal, dass ich wieder ein Boot steuere, man sollte daher etwas nachsichtig sein. Grundsätzlich haben wir alle Trümpfe in der Hand und wollen sie auch ziehen.“

Ob ihnen das gelingt, wird sich am 7. und 8 September am Open de Crans zeigen.

Übrigens: Zum Grand Prix Beau-Rivage Palace Ende September feiert Skippers die 10. Saison der D35 mit einer 64-seitigen Beilage.

Dans la meme categorie