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RC44 – Black Star glänzt

von Walter Rudin

Die Weltmeisterschaft der RC 44 wurde zum ganz grossen Event: viel Wind, grosses Zuschauerinteresse und Rennen, die an Spannung kaum zu überbieten waren. Das Schweizer Team Black Star mit Christian Zürrer holte Bronze.

Fotos: Walter Rudin/Nico Martinez

Als der mehrmalige America’s-Cup-GewinnerRussell Coutts 2007 mit seinem Tross auf einer European Tour nach Lugano kam, um seine eigene, auf Hochleistung getrimmte Regattajacht zu präsentieren, hatte er wohl nicht damit gerechnet, dass fast zwei Jahrzehnte später die RC44 (RC steht für seine Initialen) im Binnenland Schweiz ihre Weltmeisterschaft austragen würden. Dass die nach dem Vorbild der damaligen AC Cupper gebauten Racer wieder in die Schweiz kamen, ist Christian Zürrer zu verdanken. Er ist mit seinem Team Black Star seit fünf Jahren im Rennzirkus dabei und konnte die Verantwortlichen vom Zentralschweizer Revier überzeugen. «Der Urnersee ist die schönste Segeldestination der Schweiz und wenn die Thermik nicht läuft, haben wir von Brunnen aus bei Westwindlagen immer noch die Möglichkeit, ins Gersauer Becken auszuweichen», schwärmte Zürrer. Mit dem Ausgangspunkt vom Föhnhafen habe man zudem die Möglichkeit geschaffen, Crew und Boote hautnah am Ufer zu betrachten. «Mein Ziel ist es, den schönen Segelsport einer breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen», ergänzte er.

TEAM BLACK STAR HOLTE MIT EINER KONSTANTEN LEISTUNG VERDIENT EINEN PODESTPLATZ.

Fehlender Nachwuchs

Zürrer hat sich die Förderung des Schweizer Segelnachwuchses auf die Fahne geschrieben. «Es ist in der Schweiz aber gar nicht so einfach, junge ambitionierte Segelnde zu finden. Als Leistungssportler braucht man auch unter der Woche Biss und Durchhaltevermögen», konstatiert er. Gerne hätte er Jugendliche in sein Team aufgenommen, aber in dieser Saison besteht seine Crew aus gestandenen, meist internationalen Seglern. Aus der Schweiz sind die beiden 470er-Olympioniken Kilian Wagen und Gregoire Siegwart dabei.In der RC44-Cup-Serie wurden dieses Jahr drei Events absolviert. Team Black Star blickt auf eine etwas durchzogene Saison zurück. Eine Schrecksekunde erlebte es beim letzten Event in Schweden, als es beim Bergen des Grossegels mit ordentlichem Tempo einen nicht markierten Felsen rammte. Bedauerlicherweise verletzte sich der Grinder dabei so sehr, dass er im Spital versorgt werden musste. Nichts destotrotz sah man sich für die WM in der Heimat gerüstet. Obwohl die Ereignisse in Schweden schwer zu verdauen waren, hätten sie das Team zusammengeschweisst, so Zürrer.

Thermik, Föhn und Bise

Die Organisatoren bereiteten den neun Teams für die Worlds 2024 in Brunnen einen grossen Bahnhof. Neben dem Brunner Föhnhafen wurde aus Pontonelementen ein eigener Hafen für die Racer gebaut. Die anschliessenden Vorbereitungen dauerten fast eine Woche. Es wurden Container entladen, Boote zusammengebaut und auf dem Ausländerplatz die Infrastruktur installiert. Mit einem feierlichen Einzug mit viel Folklore und Prominenz wurden die Segelnden empfangen. An den vier Regattatagen Ende August kamen insgesamt elf Rennen zustande. Das Revier Urnersee hat sich dabei mit seiner ganzen Palette an Windmöglichkeiten bestens präsentiert: Von Mittwoch bis Samstag lief die Thermik, am Samstagabend gab es Föhn und am Sonntag kam nach Durchzug einer Front die Bise auf.Die meisten RC44-Crews segeln eigentlich nur auf dem Meer, Binnenseen sind etwas Unbekanntes. Vladimir Prosikhin, der mit seinem Team Nika die diesjährige Rangliste der RC44 anführt, prophezeite: «Es wird knifflig und unvorhersehbar, weil die Bedingungen auf dem See ganz anders sind als auf dem Meer. Es wird die Weltmeisterschaft der Taktiker, nicht der Steuerleute.»

DIE WM BOT PACKENDE ZWEIKÄMPFE VOR IMPOSANTER KULISSE.

Enges Feld

Die WM der RC 44 brachte nicht nur interessante Boote in die Zentralschweiz, das Spektakel war auch bis zum letzten Rennen an Spannung kaum zu überbieten. Das Feld war so ausgeglichen, dass acht der neun Teams je eine Wettfahrt gewannen. So stand der neue Weltmeister erst nach der Zieldurchfahrt des letzten Laufs fest. Team Nika aus Monaco und Team Ceeref Vader aus Slowenien lagen nämlich vor dem letzten Rennen punktgleich an der Spitze. Sie lieferten sich ein Duell in reiner Mach-Race-Manier, das Nika mit Skipper Prosikhin schliesslich knapp für sich entschied. Für ihn ist es bereits der dritte WM-Titel. Das Schweizer Team Black Star konnte seinen Heimvorteil nur am ersten Tag ausspielen. Es hatte dank eines Laufsiegs sogar die Tabellenführung übernommen, fiel dann aber an den folgenden Tagen – besonders wegen eines völlig verpatzen Starts im fünften Rennen – zurück. Am Schlusstag sicherte sich Black Star nach einem spannenden Duell mit dem französischen Team Aleeph dann doch noch Bronze.

NEUN VERSCHIEDENE SIEGER IN ELF RENNEN, SO ENG IST DAS FELD DER RC44 BEIEINANDER

Strahlende Gesichter

Für Skipper Zürrer war der dritte Platz nach einer nicht immer glücklich verlaufenen Saison ein grosser Erfolg. «Wir freuen uns über unsere Platzierung und sind stolz, dass wir allen zeigen konnten, dass man auch in der Schweiz tolle internationale Regatten organisieren kann», meinte er nach der Regatta.An der abschliessenden Rangverkündigung der RC44-WM sah man lauter zufriedene Gesichter. Sieger Vladimir Prosikhin formulierte es so: «Der Ort ist atemberaubend und wir hatten unglaublich viele Zuschauer, das haben wir genossen.» Dem stimmte auch Grégoire Siegwart bei: «Wir haben in der Schweiz nicht viele Segel-Weltmeisterschaften. Das hier ist einer der grössten Segelanlässe, die je organisiert wurden. Es war super, die Boote und all die tollen Segler hier auf unseren See zu bringen. Die Schweiz hat ja den Ruf, keinen Wind zu haben. Gut, dass wir das Gegenteil beweisen konnten.»

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