Gelegenheiten, bei denen man sich mit Brad Butterworth über den America’s Cup unterhalten, mit Ben Ainslie anstossen, mit Mark Turner über die Zukunft der Hochseeregatten diskutieren und mit Goran Petersson ein Gespräch über das olympische Segeln führen kann, gibt es nicht alle Tage. Am 10. und
11. Dezember 2008 hat das World Yacht Racing Forum in Monaco jedoch genau dies möglich gemacht. Die Organisatoren dieser neuartigen Veranstaltung hatten ein solches Staraufgebot zusammengetrommelt, dass es auch dem verwöhntesten Amateur die Sprache verschlug. Alle waren sie da, die Crème de la Crème des Segelzirkus. Das WYRF glich einem kleinen WEF, nur dass anstelle der Staatschefs und Firmenbosse die grossen Namen der internationalen Segelszene anwesend waren. Es fehlten eigentlich nur die Topsegler, die am Volvo Ocean Race oder der Vendée Globe gerade mit Wind und Wellen kämpften.
America’s Cup live
Höhepunkt der Veranstaltung war zweifellos die Diskussionsrunde über den America’s Cup. Sie wurde von Peter Montgomery alias “the voice of sailing” moderiert und vereinte Koryphäen wie Brad Butterworth und Tom Ehman. Die beiden Protagonisten des Streits um den 33. America’s Cup waren seit dem Ausbruch des Konfiikts nicht mehr öffentlich am gleichen Tisch gesessen! Leider verlief das Gespräch aber keineswegs konstruktiv. Die Zuschauer nahmen vor allem die angenehm lässige Art des neuseeländischen Skippers und die umso stärker auffallende, fast aggressive Verbohrtheit des amerikanischen Juristen wahr. Ehman schaffte es nicht, das Publikum für sich zu gewinnen, obwohl dieses das nötige Fachwissen mitbrachte und durchaus bereit war überzeugende Argumente zu akzeptieren. Doch auch die blieben aus. So gewannen die anderen Gesprächsteilnehmer schnell Überhand und leiteten die Diskussion in andere Richtungen.
Asien als neues Regattarevier
Der ehemalige Hochseesegler Knut Frostad konnte das Publikum hingegen überzeugen. Sein Enthusiasfimus wirkte ansteckend. Er ist der lebende Beweis, dass eine beruiche Neuorientierung auch nach mehreren Weltumsegelungen noch möglich ist. Der CEO des Volvo Ocean Race war für das Forum extra aus dem indischen Kochi angereist. Er zog die Anwesenden in seinen Bann und erläuterte für jeden einleuchtend die Gründe der doch sehr untypischen Routenwahl für die Ausgabe 2008-2009. Seinen Argumenten war einfach nichts entgegenzusetzen. Asien fasziniert Segler genauso wie gewöhnliche Urlauber und der Golf von Bengalen oder die Strasse von Malakka könnten durchaus die legendären Regattareviere von Morgen werden. Auch Peter Gilmour bestätigte das riesige Potenzial des Fernen Ostens für den Segelsport und sprach unter anderem den Monsoon Cup – die malaiische Etappe der World Match Racing Tour – an.
Erschwingliches Sponsoring
Eines der weiteren grossen Themen war natürlich das Sponsoring. Fachleute wie Mark Turner, Ulrich Lacher von IFM Sports und Annemarie Meyer, die Co-Chen Sportsponsoring der UBS, gehörten zu den namhaften Rednern. Sie räumten zwar alle ein, dass die Investitionen unsicherer und weniger rentabel seien als bei anderen Sportarten wie zum Beispiel beim Tennis, betonten aber gleichzeitig, dass Segelsponsoring finanziell viel erschwinglicher sei und eine etwas unkonventionellere Präsenz biete. Andrew Pindar von der Pindar-Gruppe, die Brian Thompson an der Vendée Globe gesponsert hat, veranschaulichte seine Erläuterungen mit einem kleinen Happening. Er griff mitten in der Präsentation zu seinem Handy und rief Thompson an, der gerade allein auf dem Indischen Ozean unterwegs war. “So etwas geht nur im Segelsport”, meinte er stolz. Das Forum hatte einen solchen Erfolg und stiess auf so grosses Interesse, dass die Veranstalter bereits eine Fortsetzung ankündigten. Sie findet am 9.-10. Dezember 2009 im Grimaldi Forum in Monaco statt.