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Flaute schieben mit Stil

von Quentin Mayerat

Samstag, 26. Juli. Ein typischer Sommertag macht sich breit: 0 bis 1 Beaufort, 28 Grad und strahlend blauer Himmel. 30 X-Yachten tummeln sich in der Bucht vor Konstanz und warten auf Wind. Die Segler vertreiben sich die Zeit mit Baden, Sonnen und flotten Sprüchen, lassen sich in die Kunst der Spimanöver einweisen oder liefern sich Wasserball schlachten. Die aufziehenden Schleierwolken allerdings lassen hoffen, dass es doch noch zum ersehnten Sporterlebnis kommt.

Um 11.14 Uhr endlich der ersehnte Schuss. Die Szene wird nervös. Crewmitglieder nehmen hastig ihre Positionen ein. Sonnenhüte fliegen unter Deck, die Schoten werden zurechtgelegt. Der Kampf um die beste Positionierung beginnt. Noch sechs Minuten bis zum Start, damit ist auch die letzte Coolness verflogen. Die IMX-38 mit dem Namen Rainbows-end geht gleich nach dem Start in Führung, dicht gefolgt von Ruthli (IMX-38) und Stardust (X-41). Hart am Wind geht es zur Luvboje. Die Crew Tintenfass (IMX-38) holt auf. Dicht dahinter Mecki-Messer, eine junge Crew auf einer IMX38. Crewmitglieder schreien Raum. Bug und Heck kommen sich so nahe, dass man Kratzgeräusche zu hören glaubt.

Auch im zweiten Lauf demonstrieren die Favoriten ihre Stärke. Dieses Mal hat Ruthli die Nase vorn,  Tintenfass und Mecki-Messer sitzen ihr im Nacken. Auch Rainbows-end ist wiederum gut gestartet. Vielleicht zu gut? Das könnte ein Frühstart gewesen sein… Die Racer kreuzen dicht an Land auf, weil sie dort mehr Wind vermuten. Nur Stardust wendet ab und kreuzt im inneren Windgürtel auf. Wird sich diese Taktik bewähren? Die Zuschauer jedenfalls werden mit spannenden Szenen verwöhnt. Es geht um alles. An der Leeboje wird es eng. Die Favoriten liefern sich ein Kopfan-Kopf-Rennen. Mecki-Messer lässt den Spinnaker bis zum letzten Drücker oben, greift danach Ruthli von hinten an. Hände schnellen in die Höhe, konzentrierte Blicke richten sich nach vorn. Ruthli wird abgedrängt, und muss vor dem Ziel wenden. Stardust hat ein feines Gespür bewiesen und geht als erste über die Ziellinie. Doch am Ende wird diese gute Leistung nicht reichen, da die Crew von Dieter Kurz aus Deutschland im ersten Lauf viel Zeit verloren hat.

Nicht nur die Racer sorgen für spannende Szenen, auch in der Sportklasse geht es heiss zu und her. Mistral II würgt X-Fly knallhart ab und geht haarscharf vor der Leeboje vorbei. Ein hervorragendes Manöver! Bereits im ersten Lauf bewies die Crew von Thomas Wörner eine gute Leistung und lief als zweite Yacht ins Ziel. In der Family Class nimmt man es eher gelas-sen, da bricht kaum Hektik aus. Auf der Blue Ball zum Beispiel wendet das Ehepaar mit Kind an Bord ohne Geschrei und Stress und steuert gemächlich Richtung Ziellinie, ganz nach dem Motto: Spass muss es machen. Die Family Class segelt ohne Spinnaker, daher bleiben auch die hektischen Spimanöver erspart. Dafür quält man sich in der Flaute ab. Um 15 Uhr stellt dann der Wind gänzlich ab. Die letzten Teilnehmer versauern vor dem Ziel. Die geplanten vier Läufe fallen ins Wasser, es bleibt bei zweien. Doch auch die reichen aus, um die Gewinner auszuwerten. Herzlichen Glückwunsch an Max Schetter und seine Crew (X-35, Family Class, SUI), Robert Gröninger (X-40, Sport Class, GER) und Roel van Merkensteyn mit seiner Tintenfass (IMX-38, Racer Class, GER). Die klaren Favoriten Paul & Franz Vetter (AUT) mit der Rainbows-end werden im zweiten Lauf wegen Frühstart disqualifiziert und beenden die Regatta damit auf dem siebten Rang. Der X-Yacht-Cup am Bodensee lieferte trotz Flaute spannende Szenen. Während sich bei den Routiniers schöne Manöver abzeichneten, verschenkten andere wertvolle Sekunden mit Spischoten, die im Wasser nachschleiften oder Segel, die nicht bis zum Feinschliff getrimmt waren. Nicht gerade klassische Bilder einer Regatta. Klassisch klingt aber der Abend aus. Mit einem glamourösen Abendprogramm aus karibischen Gaumenfreuden, gewagter Mode und den weltbesten Jojo-Spielern. Mit Stil und Qualität. Wie die X-Yacht.

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