„Wir freuen uns, dass wir den Zuschauern ein einfaches und faires Spektakel bieten können“, sagte Rémy Bersier an der Preisverleihung der Challenge Julius Bär. Nachdem er den Regatten eine ganze Saison lang auf dem Wasser beigewohnt hat, weiss der Verantwortliche der veranstaltenden Bank um das Interesse der D35-Genferseemeisterschaft.
Attraktiv ist die Challenge vor allem aufgrund ihres seit vier Jahren unveränderten Konzepts: Um Chancengleichheit zu gewährleisten, wird auf Einheitsbooten, den Décision 35, gesegelt. Damit werden auf dem Wasser auch die Budgetdifferenzen etwas ausgeglichen. Dieses Jahr ging der Gesamtsieg der Challenge an Königin Alinghi. Nach drei frustrierenden zweiten Plätzen ist es der schwarz-roten Rennziege endlich gelungen ihre Kontrahenten auf die Plätze zu verweisen. Ihr Erfolgsgeheimnis: Sie sorgte mit konstanten Leistungen für eine durchgehend brillante Saison. „Wir mussten kein einziges schlechtes Ergebnis verzeichnen“, meinte denn auch Ernesto Bertarelli. Was ihn aber besonders stolz mache, sei die Tatsache, dass er die Crewmitglieder an Bord ständig gewechselt habe und trotzdem jedes Mal auf dem Podest gelandet sei. „Die Targets, der Trimm und der Modus wurden jeweils erfolgreich weitergegeben“, hielt er fest. Die zweitplatzierte Foncia konnte ihren schlechten Saisonstart mit zwei Siegen und einem zweiten Platz gegen Ende der Saison noch einmal gutmachen. „Unsere beiden neunten Plätze an der Genève-Rolle-Genève und der Morges-Versoix sind uns aber teuer zu stehen gekommen“, gesteht Alain Gautier. Auf dem dritten Schlussrang klassierte sich die Cadence von Jean-François Demole und mit ihr das beste Amateurteam der Flotte. Die diskrete, aber unglaublich effiziente Crew um Boris Lerch hisste sich dank einer herausragenden zweiten Saisonhälfte auf den dritten Podestplatz. Okalys konnte ihren beiden Vorjahressiegen keinen dritten Titel hinzufügen, sehr zum Unmut von Nicolas Grange. Aber der Präsident der Vereinigung der Multi-Racer kann sich zumindest mit der erfreulichen Entwicklung der Klasse über das mässige Ergebnis seines Teams hinwegtrösten. „Dieses Jahr wehte ein frischer Wind in der Flotte und die Boote lagen enger beieinander“, hielt er fest. Für „frischen Wind“ sorgten die beiden neuen Einheiten, die Anfang Jahr zum Circuit gestossen waren. Smarthome (SUI9) überraschte mit ihrer rasanten Entwicklung: „Ich hatte mir den sechsten Platz zum Ziel gesetzt. Genau den haben wir auch erreicht. Darüber bin ich besonders glücklich“, freute sich Smarthome-Eigner Christian Michel. Last but not least: Das Frauenteam der Ladycat (SUI10) hat in dieser Saison mit ihrem pinkfarbenen Kat neue Akzente gesetzt. „Am Ende hatten wir das Boot im Griff. Jetzt geht es uns besser“, liess Dona Bertarelli am Grand Prix Beau-Rivage Palace verlauten. In einem Bereich waren die Frauen jedoch bereits in ihrem ersten Jahr unschlagbar: Keine andere Crew weckte ein so grosses Medieninteresse und gab so viele Interviews! Leider konnte dieses Jahr nicht das ganze Programm durchgezogen werden. Zwei Termine – das Agefi Race und der letzte Lauf des Grand Prix Beau-Rivage Palace – mussten wegen Flaute abgesagt werden. Über die Rechtmässigkeit der Morges-Versoix scheiden sich zudem die Geister. Die Wertung der bei zweifelhaften Bedingungen ausgetragenen Regatta stiess auf viel Kritik. Bertrand Favre gab bekannt, dass er für 2008 nur acht, meist dreitägige Regattatermine plane. „Es besteht die Möglichkeit Küstenregatten und Bananenkurse zu mischen“, so der „Master Serie“. In Bezug auf den Katamaran hob Bertrand Favre den Erfolg der neu eingeführten Heckleiter hervor: „Damit sind alle sehr zufrieden. Das Boot ist zwei Knoten schneller. Jetzt können die Teams das blaue Band, den Rekord für die Genferseeumsegelung ins Auge fassen.“ Alles in allem hat die D35 ihre Kinderkrankheiten überwunden, die Mastprobleme sind gelöst. In ihrer Windkategorie ist das Boot momentan unschlagbar. Daran können auch die Xtreme 40 nichts ändern. Sie wurden am Bol d’Or gnadenlos abgehängt. An der Genève-Rolle-Genève segelten die Okalys und die Smarthome erstmals mit einer neuen, extrem flachen Fock. Da sie aber nur bei ganz bestimmten Bedingungen eingesetzt werden kann, konnten die beiden Boote an den anderen Regatten nicht davon profitieren. Erfreulich war dieses Jahr auch die homogene Flotte. Ihr ist das heikle Kunststück gelungen Amateure und gestandene Segler gekonnt miteinander zu mischen. Die Hälfte der Boote trainiert und segelt professionell. „Die Verstärkung durch renommierte Skipper hat Vor- und Nachteile. Einerseits verfälscht sie die Spielregeln, andererseits erhöht sie das Medien- und Zuschauerinteresse“, analysiert der Amateurskipper Philippe Cardis (Julius Bär). Guy de Picciotto (Zen Too), ebenfalls Amateursegler, bezeichnet sein Team zwar als „Freundesclique“, doch auch er freut sich darüber, dass er sich mit Seglern vom Format eines Loïck Peyron oder Alain Gautier messen kann. Thierry Piguet möchte seiner Philosophie treu bleiben und für die Axiom weiterhin Segler aus der Umgebung anheuern. Diese Politik scheint auch anderen zu gefallen. Es wurde gemunkelt, dass eine neue Partnerschaft mit Lokalmatadoren entstehen solle. Für nächste Saison ist keine weitere D35 angekündigt. Bertrand Favre gibt jedoch zu, das eins oder sogar zwei Teams an der Klasse interessiert sind. Sie wollen die Rennziegen ein Wochenende lang chartern und damit den Bol d’Or des Genfersees gewinnen. Der einzige Haken an der Sache: Die derzeitigen Eigner scheinen nicht bereit, das Steuer am besagten Tag aus der Hand zu geben!
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