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Neues von der Front

von Quentin Mayerat

Segeljournalist oder Kriegsreporter?! Wer in den vergangenen Monaten an der America’s Cup-Front zugebracht hat, für den war diese Frage durchaus legitim. Das Geschehen um den ältesten Sportpokal der Welt spielte sich nicht auf dem Wasser, sondern auf dem grünen Teppich ab. Manipulationsversuche, hinterlistige Täuschungsaktionen und Unwahrheiten beherrschten im Herbst die Cupaktualität. Russell Coutts und Larry Ellison vom Golden Gate Yacht Club (BMW Oracle Racing) griffen das Protokoll der Société Nautique de Genève (Alinghi) von Ernesto Bertarelli und Brad Butterworth mit ungeahnter Heftigkeit an. Gerade zimperlich gingen sie dabei wirklich nicht vor. Statt ihr Können auf der Regattabahn zu beweisen, trugen die Protagonisten ihre Differenzen vor dem obersten Gerichtshof von New York aus. Ganze Scharen Anwälte verteidigten den Standpunkt ihrer Klienten vor dem einzigen, für Cupangelegenheiten zuständigen Gericht. Was aber ist dabei herausgekommen? Eines ganz sicher: Die Streitigkeiten haben den Vorbereitungen auf den 33. Cup stark zugesetzt. Die Maschinerie ist gefährlich ins Stocken geraten. In Valencia haben sich die Arbeitskräfte, denen wir den Erfolg der 32. Ausgabe verdanRegatten hoffen.
ken, anderen Arbeitgebern zugewandt. Sobald sich die Gemüter wieder etwas beruhigt haben, müssen die verloren gegangenen Kompetenzen der Account Manager, Kommunikationsverantwortlichen, des administrativen und technischen Personals und nicht zuletzt auch der Segler durch neue ersetzt werden. Schlimmer noch: Wegen der eingefrorenen Sponsorenverträge konnten sich die kleinen Teams nicht wirklich unter den besten Bedingungen vorbereiten. Am 8. November präsentierte AC Management in Barcelona die neuen Wettkampfregeln, das Event-Format und den Zeitplan und gab genauere Auskünfte über das neue AC90-Reglement. Dieses wurde wie vorgesehen am 31. Oktober 2007 veröffentlicht. Da das Urteil von Richter Kahn bei Redaktionsschluss noch ausstand, war das Reglement zu diesem Zeitpunkt rechtsgültig. Hoffen wir, dass es so bleiben wird. Eine der einschneidensten Änderungen betrifft die Wettkampfregeln. Um die Kosten in Grenzen zu halten, darf jedes Team nur eine Yacht bauen. Schluss mit den langwierigen Speed Tests. Ebenso verboten sind ZweiBoot-Trainings. Als Ersatz organisiert der ACM-Rennleiter zwischen Oktober 2008 und April 2009 offizielle Trainingsrennen. Im Unterschied zu früheren AC Cups dürfen die Organisatoren zudem so genannte „nosail periods“ festlegen, an denen die Yachten im Hafen bleiben müssen. Auch am Wettkampf-Format wurde einiges geändert. Alinghi kann an den Ausscheidungsregatten der Challenger – den „Trials“ – teilnehmen. Die sechs bestplatzierten Teams kommen in die Halbfinals, die drei Verlierer segeln mit dem Defender in den Klassierungsregatten, dem „Challenger Sail Off“. Der Anspruch von Alinghi mit den Challengern zu segeln – einer der strittigsten Punkte des Konflikts – wurde im Vergleich zur ersten Version des 33. Protokolls also deutlich zurückgeschraubt. Das anfangs wohl ein wenig zu ambitiöse Protokoll wurde etwas entschärft. Umso besser! Der 33. America’s Cup ist für kleine Teams nicht nur attraktiver geworden, er dürfte auch die spektakulärsten Boote der Welt hervorbringen. Wir freuen uns darauf!

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