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Louis Vuitton Cup : Drei kleine Teams ziehen Bilanz

von Quentin Mayerat

Zehn der elf gestarteten Challenger haben sich nach dem Louis Vuitton Cup verabschiedet. Während BMW ORACLE Racing, Emirates Team New Zealand, Luna Rossa Challenge und Desafío Español 2007 den Einzug in die letzte Runde geschafft haben, überlebte keines der kleinen Teams die Round Robins. Auch der 32. America’s Cup konnte sich der Logik nicht entziehen, dass die finanzstärksten und erfahrendsten Syndikate die erste Geige spielen. Keines der “kleinen” Teams ist der insgeheim erhoffte Hold-up gelungen, auch wenn das neue, auf vier Jahre verteilte Wettkampfformat den gemeinsamen Fortschritt der Flotte gefördert und den Traum zumindest aufrecht erhalten hat.

Team Shosholoza (Südafrika), Areva Challenge (Frankreich) und United Internet Team Germany (Deutschland) gehören zu den Protagonisten, die als erste ausgeschieden sind. Obwohl sie in dieser Hinsicht auf dem gleichen Nenner stehen, verbergen sich dahinter doch unterschiedliche Erfahrungen, ein anderes Zeitmanagement und verschiedene Methoden und Erwartungen.

Dem deutschen und dem südafrikanischen Team war die Ehre vergönnt, ihr Land im Kampf um den ältesten Sportpokal der Welt als erster Challenger in der Cupgeschichte zu vertreten. Die Franzosen, treue, aber unglückliche Thronanwärter seit 1970, wollten beweisen, dass sie trotz beschränkter Mittel das Zeug zum Sieg haben. Etwas enttäuscht, aber zielstrebig haben die drei Syndikatchefs angekündigt, dass sie auch nächstes Mal wieder dabei sein wollen.

Welche Bilanz ziehen Sie aus Ihrer Teilnahme am 32. America’s Cup?
Stéphane Kandler (Areva Challenge): „Die Hierarchie wurde nicht über den Haufen geworfen, die grossen Teams sind vorne, Überraschungen sind ausgeblieben. Wir hatten eigentlich damit gerechnet, in der Rangliste dichter an die Führenden heranzukommen, haben das Ziel aber verfehlt. Es war nicht so sehr das Geld, an dem es gehapert hat, sondern das Timing…“

Salvatore Sarno (Team Shosholoza): „Wir ziehen eine positive Bilanz. Wir haben den Traum eines Teams und einer ganzen Nation erfüllt, auch wenn wir eigentlich bis in die Halbfinals vorstossen wollten.“

Michael Scheeren (United Internet Team Germany): „Wir sind natürlich nicht zufrieden mit unseren sportlichen Resultaten, denn wir hatten den 8. Platz anvisiert. Trotzdem sind wir stolz und glücklich, dass wir die erste deutsche Kampagne in der Cupgeschichte lanciert haben. Viele haben sich schon daran versucht, geschafft haben es schlussendlich wir.“

Was würden Sie in Ihrer Kampagne besonders hervorheben?
Sheeren: „Die Crewmitglieder und den Teamgeist in unserer Mannschaft.“

Sarno: „Die Motivation, den Teamgeist und die Teamarbeit, die Transparenz und die Aufrichtigkeit.“ Kapitän Sarno vergisst, die erstaunlichen Fortschritte seiner Yacht zu erwähnen. Die RSA 83 war die erste eingewasserte Class America dieses AC Cups und verbesserte sich zusehends. Die Änderungen, die im vergangenen Winter vorgenommen wurden, haben sie zu einer gefährlichen Leichtwindyacht, vielleicht sogar zum schnellsten Schiff bei weniger als 10 Knoten Wind gemacht (Anm. d. Red.).

Kandler: „In menschlicher Hinsicht bereue ich nichts. Wir haben viele Talente im Team, die für ihr Ziel gekämpft und ihr Bestes gegeben haben.“

Gibt es ein Ereignis aus den vier Wettkampfjahren, an das Sie sich besonders gern zurückerinnern?
Kandler: „Die Regatten in Trapani im Jahr 2005, unser Sieg gegen Alinghi und die Dynamik, die damals in der Mannschaft herrschte.“

Sheeren: „Als unser Boot Germany 1 zur ersten Regatta des Louis Vuitton Cups gestartet ist. Das war ein historischer Moment, den ich nie vergessen werde.“

Sarno: „Unser erster Sieg gegen Victory Challenge an den Acts im schwedischen Malmö- Skåne im Jahr 2005.“

Wie war das Echo in Ihrem Land?
Sarno: „Enorm! Das ganze Land stand hinter uns. Wir wurden vom Erzbischof Desmond Tutu und von der ganzen Bevölkerung unterstützt.“

Sheeren: „Wir sind stolz, dass United Team Germany das Interesse des America’s Cups in der deutschen Bevölkerung wecken konnte. Das gehörte zu unseren Zielen. Die Medien haben viel über uns berichtet und die Leute haben sich wirklich für das Ereignis interessiert.“

Kandler: „In Frankreich wurde der America’s Cup mit Interesse mitverfolgt. Gleichzeitig lief aber auch die Präsidentschaftskampagne auf Hochtouren. Es ist schwierig, daneben zu bestehen.“

Wie beurteilen Sie die Organisation des 32. America’s Cups?
Sheeren: „Hervorragend. Kompliment an ACM für den ausgezeichneten Empfang. Der Hafenbereich ist wirklich schön geworden und Valencia ist ein idealer Austragungsort.“

Kandler: „Der Anlass hat eine entscheidende Hürde genommen. Wichtig finde ich vor allem, dass die Louis Vuitton Acts den Cup bekannt und für die Medien attraktiver gemacht haben. Trotzdem bin ich der Meinung, dass man einige Ausgaben hätte reduzieren können. Ich denke da beispielsweise an den Preis der Basen. Unter dem Strich ist der Kostenaufwand für eine Kampagne nämlich nicht weniger geworden und das hält viele Teams von einer Teilnahme ab.“

Sarno: „Perfekt. Aber wenn der nächste Cup erneut in Valencia stattfinden sollte, dann sollte man dafür sorgen, dass die Round Robin 1 des Louis Vuitton Cups im Mai beginnt!“

Wie sehen Ihre Pläne für den 33. America’s Cup aus? Werden Sie erneut antreten?
Kandler: „Ich werde nur mitmachen, wenn wir über die nötigen Mittel verfügen, um vorne mitzuspielen. Das würde eine Verdoppelung des jetzigen Budgets bedeuten und vor allem den sofortigen Start der Kampagne, also noch dieses Jahr voraussetzen. Wir haben unserer Fähigkeit, eine Kampagne mit wenig Mitteln effizient zu führen unter Beweis gestellt und möchten jetzt einen Gang zulegen, um endlich den Fluch abzulegen, der auf den französischen Syndikaten liegt. Falls es zu einer Kampagne kommt, möchte ich mich für eine Kostenreduktion und die Organisation von Grands Prix einsetzen.“

Sheeren: „Ja, wir werden ganz sicher eine neue Kampagne starten. Unser Team hat so hart gearbeitet und so viel trainiert, dass wir diese Ausgangslage für eine weitere Kampagne mit besseren sportlichen Resultaten nutzen möchten.“

Sarno: „Ich möchte eine Zwei-Boot-Kampagne auf die Beine stellen und später vielleicht den Cup gewinnen und nach Südafrika bringen. Träume sind schliesslich dazu da, dass sie verwirklicht werden.“

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