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Kroatien: paradiesischer Schmelztiegel der Zivilisationen

von Quentin Mayerat

Weit weg vom Lärm und der Hektik des Alltags erstreckt sich die dalmatinische Küste. In dieser geschichtsträchtigen Region, in der unzählige Zivilisationen ihre Spuren hinterlassen haben, ist der Zauber des römischen Mare Nostrum erhalten geblieben. Fauna und Flora sind intakt. Nicht nur die Natur, auch die Einheimischen sind etwas ganz Besonderes. Sie empfangen die Besucher mit einer über•schwänglichen Gastfreundschaft und tun ihr Bestes, damit sich die Gäste rundum wohl füh•len. Da das Land in Sachen Tourismus noch in den Kinderschuhen steckt, werden in Zukunft bestimmt noch weitere Gebiete der fantasti•schen Landschaft erschlossen. Die Bilder des serbisch-kroatischen Kriegs gehören unterdessen der Vergangenheit an. Kroatien lebt vom sanften Plätschern der Adria und hat sich bei Naturliebhabern und Badeur•laubern einen beneidenswerten Ruf geschaf•fen. Umgeben von kristallklarem Wasser, das in den unterschiedlichsten Blautönen schimmert, wähnt man sich in einer Tropenlandschaft. Auch die Insel Korcula gehört zu den unzähligen Schätzen der dalmatinischen Küste. Auf dem Weg dorthin sollte man unbedingt in Split Halt machen. Die antike Hafenstadt wurde im 3. Jahrhundert erbaut und kann somit auf 17 Jahrhunderte Geschichte zurückblicken. Neben zahlreichen Museen und Galerien ist vor allem der Palast Diokletians sehenswert. Die Altstadt Korculas gehört zum Unesco-Weltkulturerbe und gilt als eine der am besten erhaltenen mittelalterlichen Mittelmeerstädte der Welt. Sie ist allerdings nur einer der wenigen bezaubernden Orte der 276 km2 grossen und 47 km langen Insel.
Wie ein Wolke umhüllt ein Duftgemisch aus Rosmarin und Lavendel den Spaziergänger.
Korcula betört aber nicht nur durch ihr unvergleichliches Parfum, sondern auch durch die
üppige, wilde Natur. Aufgrund des Pflanzenreichtums und der dunkelgrünen Pinienwälder,
die einen Grossteil der Insel bedecken, wurde Korcula von den alten Griechen auch Korkyra Melaina, die „schwarze Insel“, genannt. Während Jahrhunderten verwendeten die Inselbewohner das Holz der Bäume für den Schiffbau. Trotz der atemberaubenden Schönheit der Insellandschaft haben wir uns der Küste und der reizvollen Unterwasserwelt zugewandt. Da sie erst kürzlich dem Tourismus erschlossen wurde, ist sie noch erstaunlich gut erhalten.

Unvergessliches Taucherlebnis

Heute nimmt uns Franco vom Tauchzentrum Posejdon Croatia Dive Center im Zodiac mit an die Südküste. Dort angekommen machen wir uns für den Tauchgang bereit. Beim Briefing erklärt uns Franco, dass es sich bei den ersten fünfzehn Metern um ein leicht geneigtes Gelände handelt, das in steilen Felswänden endet. Einen kurzen Blick auf das bereit gestell•te Fotomaterial und schon sind wir eingetaucht und lassen uns dem Anker entlang absinken. Die Felswand ist mit Gorgonien (Paramuricea clavata) geradezu übersät; auf einigen kleben Hai-Eier. Riesige Fahnenbarsch-Schwärme beherrschen die Szenerie. In geringer Tiefe ent•decke ich in den hinteren Winkeln rote Korallen. Auch Schwämme haben sich hier eingenistet, allen voran die dunklen Badeschwämme Spongia officinalis. Ebenfalls in Mengen vorhan-den ist die gut sichtbare gelbe oder orangefar•bene Schwammart Axinella Cannabina. Franco führt uns in eine kleine Bucht, in der sein Freund Gecko haust. Gecko zeigt uns stolz seine Amphorenhals-Kollektion. Bei einem Glas Regionalwein erzählt er uns span•nende Geschichten über Schätze und Wracks. Ein griechisches Schiff, spanische Galeonen und Flugzeuge aus dem 2. Weltkrieg sollen auf dem Meeresgrund liegen. Am nächsten Morgen ist der Himmel wolken•verhangen und das Meer ruhig, allerdings mel•det der Wetterbericht für den späten Nach•mittag Sirocco. Also beschliesst Franco uns die „Blue Hole“, die schönste Höhle der Umgebung, zu zeigen. Ihr Eingang ist nur knapp 9 Meter, der Ausgang knapp 35 Meter tief. Bunt schillernde Schwämme zieren die Höhlenwände. In der Nähe des Ausgangs ent•decken wir rote Korallenzweige. Korcula ist nicht zuletzt wegen ihrer natürlichen Schönheit und ihrer überwältigenden Küste eine der attraktivsten Mittelmeerinseln. 195 Buchten und Kaps durchsetzen ihren 182 km langen Küstenstreifen. Der Korcula-Archipel besteht aus ingesamt 48 kleinen Inseln. Im Sommer kühlt der Mistral die som•merliche Hitze etwas ab und schafft ideale Surf- und Segelbedingungen. Wir fahren weiter nach Brna. Der Ort liegt öst•lich von Vela Luka in einer kleinen Bucht im Süden von Korcula. Er ist bekannt für seine Weinberge, die grössten der ganzen Insel, und für seine köstlichen Weine.

Sandstrände und Fischerei

Brna ist ein beliebter Angelplatz, denn die Bucht hat einen unglaublichen Fischreichtum zu bieten. Die vorgelagerten Inselchen und Felsen sind für Skipper auf der Durchfahrt eine echte Herausforderung. Unsere nächste Etappe heisst Lumbarda, ein kleines Fischerdorf vor Korcula, das für seine interessanten Denkmale bekannt ist. Dort wurde auch ein griechischer Psephismus, das älteste Schriftdenkmal Kroatiens, gefunden. Lumbarda ist jedoch nicht nur ihrer Kulturdenk•mäler wegen, sondern auch wegen ihrer Sandstrände Przina und Bilin Zal beliebt. In den kleinen Restaurants, den „Konoba“, kann man Fisch direkt aus dem Netz der Gastwirte kosten. In Korcula ist die Vergangenheit allgegenwärtig. Es wird sogar behauptet, dass Korcula die Geburtstadt von Marco Polo sei. Einer Legende zufolge wurde Korcula im 12. Jahrhundert vor Christus vom trojanischen Helden Antenor gegründet. Sie ist von einer bestens erhaltenen Festungsmauer umgeben, der sie in den vergan•genen Jahrhunderten etliche Male ihre Rettung verdankte. Darin eingeschlossen ist eine Stadt aus einem anderen Zeitalter, deren Geheimnissen man am besten bei einem Spaziergang durch die verwinkelten Gassen auf den Grund geht. Zahlreiche Bauten, Denkmäler sowie die Kathedrale San Marco zeugen von der Anwesenheit verschiedener Zivilisationen. In Korcula haben sich Griechen, Römer, Illyrer, Kroaten und Venezier gekreuzt. Noch heute pflegt die Stadt die alte Tradition der Ritterspiele und organisiert ein alljährliches Ritterfest. Das wohl bekannteste Spiel ist die „Moreska“, ein 400 Jahre alter, wilder Kriegstanz mit Degen. Die Einwohner von Korcula waren schon seit jeher begnadete Reeder, Erbauer, Stein•metzen, Künstler, Winzer und Olivenöl-Produzenten. 1214 erhielt Korcula als erste Stadt Dalmatiens ein eigenes Statut. Das Statut ist eines der ältesten juristischen Dokumente in diesem Teil Europas.

Der weisse Stein von Vrnik

Korcula liegt einer kleinen Inselgruppe gegenü•ber, die nur mit dem Schiff erreicht werden kann. Vrnik ist bekannt für ihre Steinbrüche aus der Römerzeit. Der typische weisse Stein wird in die ganze Welt exportiert. Etliche Gebäude, wie der Rektorenpalast in Dubrovnik und die Haggia Sofia in Istanbul, wurden aus dem rei•nen weissen Stein der Insel Vrnik gebaut. Badija, die grösste und schönste Insel des Korcula-Archipels, liegt im Osten derInsel•gruppe. Ihre kulturelle Hauptattraktion ist unbestritten das Franziskanerkloster aus dem 14. Jahrhundert. Im Süden des Archipels liegt Mijet. Ihr westlicher Teil wurde zum Nationalpark ernannt. Er umschliesst zwei extrem tiefe Buchten, die über eine Nadelöhr-Passage mit dem Meer verbunden sind und deshalb als Seen angesehen werden. Die üppige, herrliche duftende Vegetation wird von Aleppokiefern, Macchia und Jasmin geprägt. Um den Malo- und den Veliko-See, die über einen schmalen, kaum sichtbaren Durchgang miteinander und mit dem Meer ver•bunden sind, schlingt sich ein grüner Gürtel; darauf wurden Spazier- und Velowege angelegt. Hier erhält man einen Einblick in die unglaub•liche Tier- und Pflanzenvielfalt Dalmatiens. Auch kulturell hat die Gegend einiges zu bieten, allen voran das Benediktinerkloster aus dem 13. Jahr•hundert, das sich auf einem Eiland zwischen den beiden „Seen“ befindet. Die dalmatinische Küche ist unglaublich abwechslungsreich und verwendet hauptsäch•lich lokale Produkte, wie Wein, Käse, Eier, Gemüse, frischen Fisch und den köstlichen dalmatinischen Schinken Prsut. Die angesehe•nen Weine Posip und Grk werden auf der Insel Korcula hergestellt.

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