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Die schwierige Wahl der richtigen Bootsmesse

von Quentin Mayerat

Alle bieten sowohl Motor– als auch Segelboote an, jedoch zu verschiedenen Anteilen und nicht unbedingt im gleichen Preissegment. Jedes Jahr stehen sowohl Besucher als auch Aussteller vor der Gretchenfrage: Welche Messe lohnt den Besuch? Dabei kann ein- und dieselbe Gruppe gut und gerne an mehreren Orten auftreten. So zum Beispiel Alliaura Marine, die an der Monaco Yacht Show im Pavillon Super Yacht France einen Stand betreibt, um dort die 2011 vom Stapel gelassene und knapp 10 Millionen Euro teure Privilège 1000 zu präsentieren. Die Privilège 745 (¤ 3,5 Mio.) wird hingegen zusammen mit der 515 in Cannes gezeigt und die neue Version der 615 (¤ 1,5 Mio.) gemeinsam mit der werftneuen Feeling 48 in La Rochelle. In Paris wird nur die Feeling 48 zu sehen sein. Der Besucher hat die Qual der Wahl. Es bleibt ihm nichts anderes übrig, als das Ausschlussverfahren anzuwenden und dabei nach geografischen Kriterien oder chronologisch vorzugehen.

Den Auftakt der Bootsmessen-Saison machte vom 8.-13. September das 33. Festival international de la plaisance de Cannes mit insgesamt 534 auf dem Wasser ausgestellten Booten. Zum ersten Mal wurde am Messeeingang ein Tender-Bereich eingerichtet. Neu war auch die so genannte Performance-Zone, in der Fans von lautstarkem Motorenknattern schnittige Zigarrenboote bewundern konnten.

Vom 15.-20. September geht in La Rochelle an der französischen Atlantikküste der Grand Pavois über die Bühne. Für die 38. Ausgabe werden rund 100’000 Besucher erwartet, die auf den 100’000 m2 Ausstellungsfläche der selbsternannten „repräsentativsten Messe der nautischen Branche“ 700 Boote in der Halle (davon 80 Neuheiten) und 300 auf dem Wasser auf Herz und Nieren prüfen können. Das Boot vor dem Kauf auf dem Meer testen, lautet das Credo der Ausstellung. Eine weitere Be sonderheit der Messe besteht darin, dass die. Association Grand Pavois von Profis für Profi s geführt wird und auch kleine Werften noch mitreden und ihre Kreationen vorstellen können. Dementsprechend gross ist das Angebot der 850 Aussteller, sogar in der unteren Preisklasse. Bei den Cruisern werden in La Rochelle beispielsweise die brandneue Lagoon 450 gezeigt und in der gleichen Grössenordnung, aber auf einem Rumpf, die Allures 45. Bei den Racern stellt sich die Frage, wer mehr Erfolg haben wird: die M34 von Archambault oder ihre „Vorfahrin“ an der Tour de France, die First 30, die vom Tandem Desjoyeaux-Kouyoumdjian überarbeitet wurde?

Praktisch zeitgleich mit dem Grand Pavois findet in Friedrichshafen die Interboot statt (18.-26. September). Trotz der deutlich geringeren Anzahl ausgestellter Boote werden ähnlich viele Besucher erwartet (96‘000 im Jahr 2009). Grund ist die Positionierung der Messe. Sie sieht sich als Aushängeschild für sämtliche Wassersportarten und raÅNumt Sparten wie Tauchen, Surfen und Reisen einen ebenso grossen Platz ein wie Booten. Aufgrund der NaÅNhe zur Schweiz sind die Eidgenossen an der Interboot traditionsgemaÅNss stark vertreten. Im letzten Jahr stammte ein Viertel der Besucher und jeder zehnte der 512 Aussteller aus insgesamt 15 LaÅNndern aus der Schweiz.

In der oberen Liga
In einer anderen Liga spielt die Monaco Yacht Show. Sie feiert vom 22.-25. September ihr 20-jähriges Jubiläum und bekräftigt ihre Position als weltweit führende Messe für Luxuscruiser. 100 Superjachten mit einer Länge von 25 bis 90 Metern werden im Blitzlichtgewitter der 27’000 privaten und geschäftlichen Besucher erstrahlen. Port Hercule, der auch sonst mit seinen brav am Fuss des berühmten Felsen vertäuten Prunkjachten beeindruckt, macht seinem Namen während der vier Tage der Superlative noch mehr Ehre. Zwei Drittel der Segel- und Motorjachten sind über 40 Meter lang, ein Drittel wurde erst 2010 ausgeliefert und ein Viertel 2009. Die Werft Parini Navi, aus der auch die berühmte Faucon Maltais stammt (s. Artikel auf Seite 88), enthüllt in Monaco mit der von Philippe Briand entworfenen Vitruvius ® Exuma (50 Meter) ihre erste Motorjacht. In Monaco wird auch fleissig Networking betrieben, wobei sich an der Show alles trifft, was Rang und Namen hat. Rund vierzig offizielle Events fi nden während des Anlasses statt. Dessen Organisatoren haben im Februar 2009 in Abu Dhabi ihre erste Nahost-Version lanciert. Im April 2011 wird es dann in Singapur erneut soweit sein.

Winter- und Frühlingsmessen
Nach den Bootsmessen in Genua und Barcelona, auf die hier nicht näher eingegangen wird, öffnet im Dezember ein bei Schweizern sehr beliebter Klassiker seine Tore: die Nautic in Paris, die vom 4.-12. Dezember ihr 50-jähriges Bestehen feiert. Der Jubiläumsanlass verspricht Grosses. Es werden nicht nur die für jedes Jahrzehnt charakteristischsten Boote restauriert und ausgestellt, sondern auch Retrospektiven über verschiedene Innovationen wie Bronze-Winsch, Karbon-Spillkopf und automatische Schwimmweste gezeigt. Als besonderes Highlight können sich die Besucher laut den Veranstaltern „50 Boote, 50 Skipper, 50 Anlässe, 50 Innovationen und 50 Bücher, die 50 Jahre Segelleidenschaft geprägt haben“ ansehen. Zum Messeauftakt wird die stets gut besuchte, Fachleuten vorbehaltene „Nuit Nautique“ zum runden Geburtstag bestimmt für noch mehr Partystimmung sorgen. Und sogar ausserhalb der Ausstellungshallen wird gefeiert. Unter dem Eiffelturm können auf dem Trocadéro-Platz in einer aussergewöhnlichen Ausstellung sämtliche Pen Duick bewundert werden. Die Veranstalter rechnen für diese Jubiläumsausgabe mit 250’000 Besuchern. 60 Prozent interessieren sich in der Regel für Segelboote, wobei die kleineren, bis 12 Meter langen Rümpfe den grössten Anklang finden. Den übrigen vierzig Prozent haben es eher die Motorjachten und vor allem die unter 12 Meter langen Boote angetan. Falls Sie nicht unter Zeitdruck stehen und Ihnen Einrümpfer weniger zusagen, dann sollten Sie auf keinen Fall den „2. Salon du Multicoque Atlantique / Méditerranée“ vom 14.-17. April 2011 im südfranzösischen La Grande Motte verpassen. Alle zwei Jahre hat auch die Schweiz mit der SuisseNautic in Bern ihre Bootsmesse. Ihre Organisatoren wollen versuchen, an den Erfolg von 2009 anzuknüpfen: Damals wurden die Stände der 200 Aussteller von 25‘000 Menschen besucht. Termin ist der 12.-20. Februar 2011

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