Skippers

von Brice Lechevalier

© Christian Pfahl

Was ist Ihnen von der Tour de France à la Voile besonders in Erinnerung geblieben?

Das CER feierte nach seiner einjährigen Pause ein Comeback, für mich war es die erste Tour an der Spitze des Teams Ville de Genève – Carrefour Addictions und viele Neulinge an Bord erlebten ihre Feuertaufe. Es ist alles gut gegangen. Wir haben uns zusammen mit Nicolas Groux gut auf die Saison vorbereitet und bereits im Dezember in La Grande Motte das Training auf der M34 aufgenommen. Zwischen Januar und März haben wir dort noch fünf weitere Trainingswochenenden absolviert. Am Spi Ouest und dem Iroise Cup konnten wir uns an unseren Gegnern messen, was sich ausgezahlt hat. Im Anschluss haben wir noch einen Monat lang auf dem Genfersee trainiert. An dieser Tour de France à la Voile haben wir fünf neue Mitglieder aufgenommen, vielen jungen Seglern Verantwortung übertragen, neue Steuermänner, Navigatoren, Taktiker und Bowmänner ausgebildet und sind bei den Profis auf Rang 7 gesegelt. Die Bilanz fällt auch im Hinblick auf die Zukunft sehr positiv aus. Wir müssen noch lernen, besser mit der Müdigkeit umzugehen und versuchen, gegen Ende der Tour besser zu rotieren. Die Planung richtet sich aber nach der Verfügbarkeit der Personen und ihrem Gewicht, daran können wir nichts ändern. Hier liegt einer der grundlegenden Unterschiede zwischen reinen Profiteams und gemischten Profi- und Amateurteams, wie wir es sind. Einige studieren oder arbeiten, was die Besetzung der Posten manchmal schwierig gestaltet. Das ist aber der einzige Wermutstropfen bei diesem aussergewöhnlichen Abenteuer.

Ist Bienne Voile für Sie ein Team wie jedes andere oder besteht zwischen Ihnen eine gewisse patriotisch bedingte Solidarität?

In der Vorbereitungsphase haben wir uns gegenseitig intensiv ausgetauscht, einander Material ausgeliehen und Wetterberichte zur Verfügung gestellt. Während des Rennens aber war das vorbei. Wenn ihr Team etwas jünger gewesen wäre, wäre der Austausch sicher noch reger gewesen. Das wäre sowohl für Sie als auch für uns bestimmt interessant.

Sie sind gerade vom Lysekil Women Match Race in Schweden zurückgekommen. Wie ist es gelaufen?

Mittelmässig. Erstens sind wir in einer neuen Teamzusammensetzung gesegelt und zweitens hatten wir nicht genug Praxis und Kraft, vor allem in den drei ersten Matches am ersten Regattatag bei 15 bis 20 Knoten Wind. Die DS37 sind körperlich anstrengend, ihr Grosssegel ist riesig. Meine Schwester Laurane und ich haben uns an der Tour einen Monat lang komplett verausgabt und hatten nicht mehr genug Energie, um wirklich effizient zu sein. Eigentlich haben wir das Geschehen meistens über uns ergehen lassen.

© Jean-Marie Liot

Was könnte getan werden, damit Match Racing in der Schweiz mehr Erfolg hat?

Vielleicht fehlt eine echte Match-Race-Schule wie es sie in England, Australien oder Neuseeland gibtund wo Jugendliche ab 12 Jahren auf kleinen Booten regattieren können. Alexa Bezel und ich konnten in Sidney jeden Freitagabend zusammen mit den Mädchen auf Elliott-Booten trainieren. Dort segeln sehr viele Frauen zwischen 12 und 35 und tragen Match-Race-Duelle aus. So kann sich die Disziplin auch weiterentwickeln. Im CER fördern wir Match Racing, indem wir ihm den ganzen Monat Oktober widmen. Dazu sind aber kompetente Coaches nötig, die das nötige Wissen und Können mitbringen und es müssen Gruppen mit ähnlichem Niveau gebildet werden.

Wie stehen Sie zum Schweizer Volvo Match Race Cup?

Ich bin überzeugt, dass der Cup Entwicklungspotenzial hat. Mehrere junge Teams wie das von Nicolas Anklin, das meines Bruders Nelson oder das des Deutschschweizers Nicola Mökli haben mit dem Match Racing begonnen, das konnte man auch am Volvo Match Race Cup sehen. Es findet eine Erneuerung statt, Clerc, Monnin und Stocker sind nicht mehr die einzigen. Das zeigt, dass Match Racing attraktiv ist. Ich organisiere übrigens Ende Oktober in Genf den Grade-2-Event TeamWork Geneva Match Race.

Sur la 2e marche du podium du Volvo Match Race Cup : Elodie-Jane et sa soeur Laurane Mettraux, Stephanie Hasler, Zoé Dardel, Alexa Bezel (à nouveau vice- championne suisse). © Juerg Kaufmann

Was wollen Sie als Verwalterin des CER ändern?

Zunächst müssen wir die jungen Regatteure dazu bringen, dem CER beizutreten, zum Beispiel, indem wir den Jollenseglern zeigen, dass sie auf Kieljachten viel lernen können. Es ist interessant, im Team zu segeln und andere Disziplinen kennenzulernen. In Frankreich ist das gang und gäbe. Segler aus olympischen Klassen tragen Match Races aus oder regattieren auf M34 und anderen Booten und lernen viel dabei. Diese Vielseitig-keit scheint mir wichtig und ich möchte, dass sich die jungen Segler dessen bewusst werden. Unsere Einrichtung soll Jugendliche motivieren, auf Surprise zu regattieren, um zu lernen, wie man ein Team führt, ein Boot steuert und eine Saison oder eine Meisterschaft organisiert. Schliesslich soll die an der Tour de France à la Voile gesammelte Erfahrung den Neuzugängen beim CER weitergegeben werden.

Was halten Sie vom olympischen Mixed-Katamaran?

Wenn mir Nathalie Brugger vom Nacra 17 erzählt, hört sich das super an. Es scheint gut zu funktionieren. Das Segeln in einem gemischten Team reizt mich, ich segle gerne mit Männern. Man hatte mir geraten, ein Dossier für das Volvo Ocean Race einzureichen oder bei den Nacra 17 oder den 49ern einzusteigen, aber es ergab sich die Gelegenheit, für ein paar Jahre das CER zu leiten und das gefiel mir zu gut. Es ist spannend, alle Facetten eines Sportprojekts zu erfassen, egal, ob es sich um menschliche, politische, finanzielle oder sportliche Aspekte handelt. Ich lerne dabei viel. Was danach kommt, darüber mache ich mir zu gegebener Zeit Gedanken.

Wie erklären Sie sich, dass ihr Mettraux-Geschwister alle angefressene Segler seid?

Darüber habe ich letzte Woche nachgedacht, als mir bewusst wurde, dass Justine am Rolex Fastnet Race, Brian am Youth America’s Cup und Laurane und ich am Lysekil Women Match Race in Schweden teilnehmen und wir am Volvo Match Race Cup auf Nelson treffen. Wir haben unglaubliches Glück. Unsere Eltern haben uns nie zum Segeln gezwungen, sie schauen uns beim Regattieren zu, halten sich aber im Hintergrund. Unsere Tischgespräche haben sich aber immer schon ums Segeln gedreht. Justine und ich haben erst etwas später mit dem Regattasegeln begonnen, als wir mit 15-16 Jahren dem CER beigetreten sind. Unsere Brüder sind schon viel früher auf dem Opti und danach auf dem 420er gesegelt. Lauranne hatte mit dem Turnen angefangen, wir konnten sie aber schnell überzeugen, sich uns anzuschliessen. Wir eifern einander nach und bestimmt besteht zwischen uns auch so etwas wie ein Konkurrenzkampf.

Dans la meme categorie