Skippers

🏛 » Match Race hat seine Schweizermeisterschaft

Match Race hat seine Schweizermeisterschaft

von Quentin Mayerat

In der Schweiz ist Match Race eine Randsportart, die nur wenig Beachtung findet. Dieser Tendenz wird versucht mit einigen Events entgegenzusteuern. Einer davon ist der Volvo Match Race Cup, der Match Race populärer machen soll. Der Wettkampf ist so aufgebaut, dass er national Massstäbe setzen soll. An den diesjährigen drei Events wurde denn auch ein Schweizermeister gekürt, der von Swiss Sailing anerkannt wird. Organisiert wird der auf drei Jahre ausgerichtete Volvo Match Race Cup vom Schweizer Seglerverband, dem Zürcher Yacht-Club, der Société nautique de Genève und dem Yacht-Club Romanshorn gemeinsam. „Das Dreijahreskonzept ist eine echte Chance“, hält Christian „Blumi“ Scherrer, der Gründer und Organisator der Meisterschaft, fest.

Die Round Robin und die Finals konnten trotz schwindender Winde auf dem Bodensee bei fairen Bedingungen durchgeführt werden. © Jürg Kaufmann

Hart umkämpfter Final

Eric Monnin hatte die beiden Events in Zürich und Genf souverän gewonnen, nahm aber am dritten Treffen in Romanshorn nicht teil. Dort machten Jérôme Clerc, Alexa Bezel, Lorenz Müller, Alain Stettler, Patrick Maurer und Michel Vaucher den Sieger und Schweizermeister unter sich aus. An diesem Showdown waren zudem Mitha Meyer aus Deutschland und Max Trippolt aus Österreich mit dabei.

© Jürg Kaufmann

Die Match Racer, die den Bodensee noch nicht wirklich gut kannten, mussten sich erst mit den Besonderheiten des Reviers anfreunden. Aufgrund der speziellen Windbedingungen mussten die Segler schon früh aufs Wasser, um von den morgendlichen Lüftchen zu profitieren. Deshalb war auch das Briefing bereits um 6.45 Uhr angesetzt. Nicht alle – vor allem nicht die Romands – goutierten diesen frühmorgendlichen Appell gleichermassen. Die Organisatoren konnten dafür alle Matches der Round Robin durchführen. Max Trippolt gewann die Vorrunde vor Jérôme Clerc. Alexa Bezel bestätigte mit ihrem dritten Platz ihre herausragende Form (sie hatte bereits die Round Robin in Genf gewonnen). Den vierten Platz belegte Michel Vaucher. Im Halbfinal verlor Trippolt klar mit 0:3 gegen Alexa Bezel und Michel Vaucher musste sich gegen Jérôme Clerc geschlagen geben. Am frühen Sonntagmorgen traten die beiden Teams des CER dann zu einem Final an, der an Dramatik kaum zu überbieten war. Trotz abflauender Winde lieferten sich die Segler ein erbittertes Duell. Nach den ersten beiden Läufen stand es 1:1, die Entscheidung musste also im dritten Lauf her. Und dort hatte Jérôme Clerc die Nase vorn. Im Zweikampf um den dritten Platz setzte sich Michel Vaucher gegen den Österreicher Trippolt durch.

© Jürg Kaufmann

Niveau erhöhen

„Wir haben an dem Event teilgenommen, weil sich einige Wochen zuvor die Gelegenheit ergeben hat“, erklärt Michel Vaucher, der bis ins Jahr 2004 sehr aktiv war. „Ich habe eigentlich mit dem Match Race aufgehört und will auch nicht wieder damit anfangen, das möchte ich doch klargestellt wissen. Ich finde die Tour aber interessant, da es sich lohnt die Disziplin zu fördern. Wirklich engagierte Teams sind aber kaum dabei. Die Monnins dominieren auf internationalem Niveau, das CER segelt Match Race als Ergänzung zu anderen Projekten, um besondere Fähigkeiten weiterzuentwickeln, nur das Frauenteam um Alexa Bezel ChicaCER investiert sich wirklich und macht Fortschritte. Es fehlt also doch etwas an Nachwuchs.“ Auch sportlich sieht der Waadtländer Verbesserungsbedarf: „Ich finde, das Niveau war nicht wirklich hoch genug. Wir hatten nicht sonderlich Mühe, den Halbfinal zu erreichen. Es muss mehr Konkurrenz her. Ich habe den Eindruck, dass der Einzug in die Halbfinals bei anderen Grade 3 schwieriger ist. Die Organisation war hingegen vorbildlich, das muss erwähnt werden. Ich erinnere mich an Events vor einigen Jahren, da war sie ziemlich amateurhaft. Aber Christian Scherrer ist ein Profi, bei allem, was er anfasst, und das ist deutlich zu spüren. Für das Image des Match Race ist das sehr positiv.“

© Jürg Kaufmann

Positive Bilanz

Auch Blumi ist mit diesem ersten Jahr hochzufrieden: „Wie bei allen Projekten mit mehreren Ansprechpartnern fällt im Vorfeld etwas Verwaltungsarbeit und ziemlich viel Organisationsaufwand an, aber das Projekt wurde von allen Seiten sehr gut aufgenommen. Wir haben es geschafft, unsere Events aufzuwerten und sie zu Grade 3 zu machen. Diese Klassifikation sollte die Wettkämpfe für Segler, die ISAF-Punkte sammeln wollen, attraktiver machen. Unser Ziel ist es, den Schweizer Match Racern die Möglichkeit zu bieten, ihre Sportart zuhause auszuüben. Ich glaube, das ist uns gelungen.“ Christian Scherrer hofft, dass ihm dieses Mal etwas mehr Zeit für die Organisation der nächstjährigen Meisterschaft bleibt. „Die Entscheidung, den Circuit auf die Beine zu stellen, wurde Ende 2011 getroffen. Das war etwas kurzfristig. Für 2013 sollte es aber besser laufen, schliesslich haben wir mittlerweile schon etwas Erfahrung.“

Die Qualität und der Professionalismus der von Christian Scherrer geleiteten Organisation wurden von allen Teilnehmern lobend erwähnt. © Jürg Kaufmann

Dieser erste Volvo Match Race Cup hat seine Ziele somit erfüllt. Man kann nur hoffen, dass er dazu beiträgt, dass sich mehr Schweizer in dieser Sportart engagieren und den Skandinaviern und Angelsachsen das Wasser reichen können. Für das Team ChicaCER war der Cup Gelegenheit, ihr gros-ses Potenzial unter Beweis zu stellen und zu zeigen, dass sie die männliche Konkurrenz nicht zu fürchten brauchen. Optimisten bringen diesen Erfolg bereits mit einem möglichen Olympiaprojekt in Verbindung, denn Match Race steht in Rio 2016 auch bei den Frauen auf dem Programm. Bis dahin ist es aber noch eine lange Zeit und somit zu früh, um verbindliche Aussagen zu machen. Bevor man so hohe Ziele steckt, braucht es ein Match-Race-Konzept, das Hand und Fuss hat. Die Partnerclubs des Volvo Match Race Cups könnten die Chance aber zwischenzeitlich nutzen, um Begegnungen auf regionaler Ebene zu organisieren.

© Jürg Kaufmann

Dans la meme categorie