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Sechsmonatiger Flottillentörn

von Quentin Mayerat

GPO, die Vereinigung, die auch den Grand Pavois in La Rochelle organisiert und die Transat 6.50 sechs Mal veranstaltet hat, will bei der Rallye des Îles du Soleil (RDIS) neue Akzente setzen. Seit zwanzig Jahren schon begeistert das Hochseeabenteuer unter Segeln die Liebhaber langer Törns. Das in den 1990er-Jahren von ein paar Passionierten entwickelte Konzept bietet Fahrtenseglern während ihrer beruflichen Auszeit weit mehr als eine begleitete Ozeanüberquerung wie das bei der Transatlantik-Regatta ARC oder der früheren Transat des Alizés der Fall ist, bzw. war. Die Rallye des Îles du Soleil bedeutet sechs Monate Flottillensegeln bei privilegierten Bedingungen, bei denen Geselligkeit und gegenseitige Hilfe einen hohen Stellenwert geniessen. Sie führt über zwei Erdhalbkugeln, drei Kontinente und macht an fünfzehn verschiedenen Orten Halt.

Pierrick Garenne, Pressesprecher von GPO, sieht das Produkt als logische Fortsetzung der Verbandstätigkeiten. „Mit dieser Rallye machen wir einen Schritt weiter in Richtung der Werften, in denen die Boote gebaut werden. Und auch die Eignerverbände sind wichtige Partner. Die Erfahrung, die wir mit der Transat 6.50 gesammelt haben und die dabei geknüpften Kontakte sind sehr wichtig für uns. Wir kennen Brasilien und sind grosse Flotten gewohnt. Es muss aber auch gesagt werden, dass die Rallye schon vor der Übernahme gut funktioniert hat und professionell organisiert wurde. Nicolas Tiphagne, der für mehrere Ausgaben zuständig war, verstärkt unser Team. Wir müssen also längst nicht bei null anfangen und beherrschen die meisten Parameter des Projekts, werden ihm aber unsere persönliche Note verleihen und die Kommunikation verbessern, damit die Angehörigen der Teams ihre Freunde und Verwandten besser mitverfolgen können. Wir wollen die Rallye nicht übermediatisieren, sondern sie sichtbarer machen, damit der Traum mit möglichst vielen Leuten geteilt werden kann.“

Der Amazonas als Höhepunkt

© Pierrick Garenne

© Pierrick Garenne

Die grosse Besonderheit der RDIS ist der aus-sergewöhnliche, über 600 Seemeilen lange Raid von Belem über Almeirim nach Afua auf dem Amazonas. Segeln hat in dieser Region etwas Mythisches, ganz besonders, wenn man die Abenteuer von Gérard Janichon und Jérôme Poncet gelesen hat, die hier in den 70er-Jahren auf ihrer Damien unterwegs waren. Der Amazonas ist für Fahrtensegler nicht wie die Antarktis und Spitzbergen seit zwei Jahrzehnten befahrbar. Ohne spezielle Kontakte und genaue Kenntnis des Landes ist es deswegen für normale Cruiser auch so gut wie unmöglich, den südamerikanischen Fluss bis nach Almeirim hinaufzusegeln. Dazu lauern viel zu viele Gefahren. Die Boote könnten auf nicht kartografierte Sandbänke auflaufen oder mit einem der vielen unbekannten Objekte auf dem Fluss kollidieren. Für diesen Streckenteil sorgen die Veranstalter deshalb auch doppelt vor. Die Boote fahren in Einerkolonne hinter mehreren Begleitschiffen her. Für den Fall, dass ein Boot aus dem Sand oder ein Kiel oder Propeller von Lianen befreit werden muss, fährt sogar eine Feuerwehrbrigade mit.

„Frei, aber nie allein“

Die Organisatoren haben den Slogan der RDIS passend zum Konzept gewählt, den Teilnehmern so viele Freiheiten wie möglich zu gewähren. Jeder wählt seine eigenen Routen und teilt sich bei den Zwischenstopps auch die Zeit selbst ein. Pierrick Garenne erklärt das Vorgehen an einem konkreten Beispiel: „Nehmen wir die Kapverden. Dort treffen wir uns am Einfahrthafen für die Formalitäten. Wir verteilen Navigationsblätter an alle, die Informationen über Ankerplätze wünschen. Danach tut jedes Team das, wozu es gerade Lust hat, bis wir uns wieder am Ausfahrthafen treffen und dann gemeinsam die Überquerung in Angriff nehmen. Dank unserer lokalen Kontakte und den Erfahrungen früherer Teilnehmer ist es uns auch möglich, Begegnungen mit den Einheimischen und fremden Kulturen zu organisieren.“

Sorglosigkeit hat ihren Preis

© Pierrick Garenne

Wer seine Freizeit bestmöglich nutzen möchte und sich nicht mit administrativen und organisatorischen Problemen herumschlagen will, der ist bei der RDIS richtig. Das hat allerdings auch seinen Preis. Eine Teilnahme kostet rund Zehntausend Euro. Dafür erhalten die Segler aber wertvolle Ratschläge, es wird für ihre Sicherheit gesorgt, die Formalitäten werden vereinfacht, Plätze in den Marinas reserviert, festliche Anlässe veranstaltet und die Kommunikation mit den Angehörigen gewährleistet. Die RDIS richtet sich an alle, die schon immer einmal aufbrechen wollten, sich aber nie wirklich getraut haben. Sie soll nicht wachsen wie die ARC, die für eine Atlantiküberquerung mittlerweile über 200 Segelboote vereint. Pierrick Garenne hofft auf rund dreissig Boote für die Ausgabe von 2013. Später können es durchaus auch fünfzig sein, aber darüber hinaus will er nicht gehen. „Wir halten uns vorwiegend an Ankerplätzen auf. Es wäre völlig sinnlos, mit 150 Booten in Fernando de Noronha einzulaufen. Wir haben ausserdem beschlossen, den Anlass nur alle ungeraden Jahre durchzuführen.“ Für die nächsten Ausgaben sind bereits Kursvarianten geplant, die vielleicht auch ein paar zusätzliche Streckenteile an der afrikanischen Küste beinhalten. Im Moment hat aber erst einmal die Vorbereitung der RDIS 2013/14 Priorität. Anmelden kann man sich am Grand Pavois de la Rochelle und danach auch an der Pariser Bootsmesse.

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