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Bernard Stamm

von Brice Lechevalier

Während des Rennens geht der gebürtige Waadtländer und Wahlbretone stets aufs Ganze. Der Wettkampf ist sein Motor und im Alter von 50 Jahren ist er motivierter denn je. © DR

Sie haben einen ziemlichen Verschleiss an Teamkollegen und seit 2001 schon fünf Mal gewechselt! Wie glauben Sie, wird die Zusammenarbeit mit Philippe Legros an der Jacques Vabre klappen?

Seine Vorgänger – Vincent Riou 2001, Christophe Lebas 2003, Yann Eliès 2005, Tanguy Cariou 2007 und Jean-François Cuzon 2011 – waren keine schlechten Segler. Ich war sehr froh, konnte ich mit ihnen zusammenspannen.

Philippe gehört zu meinem Team. Er arbeitet als Segelmacher und wir segeln schon lange zusammen. Er hat auch die Segel meiner ersten Open 60’ für die Vendée Globe 2000 gezeichnet.

Philippe war bei der Vorbereitung für die letzte Vendée Globe einer meiner engsten Verbündeten. Seine Aufgabe als „Performer“ bestand darin, die Manöver zu beobachten, um mir Anhaltspunkte für mögliche Verbesserungen zu liefern. Es ist nur logisch, dass wir diese Transat gemeinsam bestreiten.

 

Hat man das Gefühl, schneller zu sein und ständig ans Limit gehen zu können, wenn man ein solches Boot zweihand segelt?

Das Boot ist genau gleich schnell, egal, ob man allein oder zu zweit ist. Vielleicht hängt man sich als Solosegler sogar noch etwas mehr hinein. Es gibt Momente, in denen Manöver mehr Nachteile als Vorteile bringen oder man sie als nutzlos erachtet. Zum Ausgleich gibt man einfach mehr Gas und treibt das Boot so stärker an seine Grenzen.

Bernard segelt die Transat Jacques Vabre zusammen mit Philippe Legros. Zwischen den beiden hat sich im Laufe der Saison ein enges Verhältnis entwickelt. Sie ergänzen sich perfekt. © DR

Ist die Transat der Anfang einer Kampagne oder eines Trainings für die nächste Vendée Globe?

Nein, sie ist kein Training für die Vendée Globe. Ich hatte mit Poujoulat und der Fondation Sandoz vereinbart, dass das Projekt Globe 2012 nach der Transat Jacques Vabre 2013 endet. Ich kann mir nicht vorstellen, dass ich direkt nach der Globe ruhig hätte überlegen können, egal, ob sie gut oder schlecht gelaufen wäre. Wenn man etwas so Vereinnahmendes und Zeitraubendes in Angriff nimmt, hat man nicht unbedingt Lust, es zu wiederholen, das weiss ich nur zu gut. Hätte man mich im März zu meinen Plänen befragt, hätte ich wohl geantwortet, dass ich Blumenkohl züchten und etwas anderes aus meinen Leben machen werde. Es sollte nicht sein. Wir haben uns wieder an die Arbeit gemacht. Im April war das Boot so weit, wie es im Jahr 2012 vor der Vendée Globe hätte sein sollen. Ich habe das ganze Jahr überlegt, ob das Boot konkurrenzfähig bleiben wird.

 

Und was ist dabei herausgekommen?

Eine Teilnahme an der nächsten Vendée Globe ist machbar, es ist aber noch nicht alles unter Dach und Fach. Wenn, dann werden wir mit diesem Boot segeln. Es ist gut gebaut und hat noch alle Chancen. Ich habe noch nie an einem Rennen teilgenommen, nur um dabei zu sein oder um mich zu beschäftigen. Ich wollte immer kämpfen.

 

Das heisst also, dass Sie an der nächsten Vendée Globe am Start sein werden?

Möglicherweise. Es ist noch nicht definitiv und es gibt noch viel zu klären. Cheminées Poujoulat unterstützt mich seit zehn Jahren und hat genauso viel Lust das Projekt fortzusetzen wie ich. Es muss ganzheitlich betrachtet werden. Die Stiftung der Familie Sandoz engagiert sich sogar noch länger als Poujoulat. Aus dem freundschaftlichen Engagement ist ein aussergewöhnliches Projekt geworden.

 

Um Ihre Zukunft in der Offshore-Szene ist es also eher gut bestellt?

Ich mache das nicht, um so lange wie möglich in der Offshore-Regattaszene zu bleiben. Der Segelsport ist durch eine Verkettung von Zufällen so etwas wie mein Beruf geworden. Es geht mir aber nicht um die Karriere. Ich bin privilegiert, kann Rennen fahren und hoffe, dass noch viele kommen werden.

Stamm und Legros vor den Computern in der w. Ein Kartentisch und eine spartanische Kajüte, viel mehr steht dem eingeschweissten Team nicht zur Verfügung. © DR

Der Wettkampf treibt Sie an, aber wo liegt das Interesse, sich mit 50 Jahren von Monsterwellen durchwirbeln zu lassen?

Ich denke nie an mein Alter, das überlasse ich anderen. Ich erinnere mich, dass ich die Jahre bis zu meinem 20. Geburtstag gezählt habe, weil in diesem Alter viel Interessantes auf einen wartet. Man wird volljährig, kann den Führerschein und viel anderes machen, was ich kaum erwarten konnte. Aber seither achte ich nicht mehr darauf. Wenn mein Körper mir zu verstehen gibt, dass er nicht mehr mag, dann ist die Zeit gekommen aufzuhören. Die Hochseeseglerei hat sich stark verändert. Es ist immer noch jedes Mal ein Abenteuer, mit dem Unterschied, dass die Regatten heute durch die ganze Welt führen. Das weckt natürlich das Interesse der Segler und vor allem Jüngere finden daran Gefallen. Sie sind hartnäckiger und passen sich leicht an, weil sie den Wettkampfgeist im Blut haben. Ich habe sofort mit der Hochseeseglerei begonnen und bin vorher weder in einer olympischen Klasse noch auf einer Jolle gesegelt. Diesen Mangel musste ich mit Arbeit ausmerzen. Es ist ein elektrisierendes Gefühl, wenn Junge mich herausfordern, aber ich lasse sie nicht einfach so gewähren. Natürlich ist der Altersunterschied nicht von der Hand zu weisen, aber die Art, an ein Rennen heranzugehen, bleibt gleich.

 

Haben Sie den letzten America’s Cup mitverfolgt?

Ein wenig. Technisch war er sehr interessant. Der Cup hat einen Quantensprung gemacht. Für den Umgang mit den fliegenden Booten braucht es so hochspezifische Kenntnisse, dass sie zu einer eigenen Disziplin geworden sind. Die Teams haben es geschafft, mit diesen Monstern ein Match Racing zu veranstalten. Das ist unglaublich! Dahinter steckt eine technische Meisterleistung.

 

Kennen Sie die Schweizer Olympiasegler?

Wenn ich ehrlich bin, überhaupt nicht. Ich höre manchmal, dass einige Teams Gas geben. Eine gewisse Nathalie Brugger scheint ziemlich gut zu sein. Ich bin einfach zu weit von dieser Welt entfernt. Etwas besser kenne ich die französischen Olympiasegler. Wir Offshore-Segler sind Arbeitstiere und wenn wir in See stechen, bekommen wir nicht mit, was auf der Welt vor sich geht. Ich habe aber die vielversprechenden Resultate der Mini-Seglerin Justine Mettraux mitverfolgt. Ich kenne sie nicht sehr gut, aber sie scheint viel zu arbeiten. Sie könnte der Schweizer Nachwuchs im Hochseesegelsport sein.

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