Sie sind schon seit vielen Jahren als Eigner bei den RC44 dabei. Was können Sie uns über die Entwicklung dieser Klasse sagen?
Ich engagiere mich tatsächlich schon seit 2008 bei den RC44. Die Klasse hat sich etabliert und bei knapp 15 Teilnehmern pro Event eingependelt. Sie füllt eine Nische, die ein sehr gezieltes Publikum anspricht. Die RC44 sind eindeutig nicht massentauglich, aber relativ erschwinglich. Innerhalb der Klasse herrscht ein guter Wettkampfgeist und das Niveau ist hervorragend. Ich würde die RC44 deshalb auch als Erfolg bezeichnen. Ausserdem ist die Stimmung stets toll. Wie Sie sehen konnten, tauschen wir uns unter Eignern und Taktikern nach den Regatten gerne aus und diskutieren auf den Stegen miteinander.
Das Konzept des transportierbaren und erschwinglichen Bootes funktioniert noch immer gut. Nach dem Kauf des Bootes und der Rekrutierung des Teams, das zur Hälfte aus Profis bestehen darf, hat man eigentlich alles, um an den Regatten teilzunehmen. Die Anzahl Segel ist beschränkt und es wird alles getan, um die Kosten unter Kontrolle zu halten. Dieser Aspekt ist sehr wichtig und niemand wünscht sich, dass sich diesbezüglich etwas ändert.
Wie könnte sich die Klasse in den nächsten Jahren weiterentwickeln?
Weiterentwicklungen sind immer möglich und in letzter Zeit wurde auch bereits einiges geändert. Neu haben wir zum Beispiel fünf Events im Kalender und damit einen weniger als in den vergangenen Jahren. Ich finde diese Straffung gut, denn wir sind alle sehr ausgelastet und haben wenig Freizeit. Eine weitere Änderung betrifft die Match-Racing-Tage, die von zwei auf einen reduziert wurden, um den Flottenregatten den Vorzug zu geben. Auch diese Anpassung scheint mir richtig und wird von den meisten Teilnehmern begrüsst. Ansonsten kommen für die Zukunft wohl nur kleine Änderungen in Frage, denn wie gesagt funktioniert das Ganze gut und sagt den Teilnehmern zu.
In der Klasse sind auch fünf russische Eigner vertreten. Russen trifft man sonst kaum auf Segeltouren an. Sie sind in dem Land professionell stark engagiert.
Haben Sie in Russland für die Klasse geworben?
Nein, ich glaube nicht, dass ich bei dieser Entwicklung irgendeinen Einfluss habe. Mein Geschäftspartner (Anm.d.Red.: Gennady Timchenko, Eigner der Kathusha) ist Russe, ist aber leider hier auf den Jungferninseln nicht an Bord seines Bootes. Über die anderen russischen Teilnehmer freue ich mich, sie schneiden hervorragend ab und sind ernstzunehmende Gegner. Ich bedaure jedoch, dass kein Schweizer Boot dabei ist und hoffe, dass sich das ändert. Ich bin überzeugt, dass am Genfersee mehere mögliche Eigner aufzutreiben wären, die sich uns gerne anschliessen würden.
A propos Schweiz: Sie segeln 2014 nicht bei den D35 mit. Aus welchem Grund?
Mir fehlt ganz einfach die Zeit. Die D35 sind eine grossartige, sehr wettkampfstarke Klasse, setzen aber ein entsprechendes Training voraus, wenn man vorne mitmischen möchte. Ich kann leider nicht genügend Zeit auftreiben, um mich richtig zu engagieren und mich entsprechend zu steigern. Der America’s Cup vereinnahmt mich stark und ich bin gezwungen Prioritäten zu setzen.
Sie haben den America’s Cup angesprochen. Gibt es eine Verbindung zwischen den RC44 und dem AC Cup?
Die Verbindung ist offensichtlich. Ich würde die RC44 gerne dazu verwenden, um mein Team in einem anderen Kontext segeln zu lassen. In den nächsten zwei Jahren finden keine America’s-Cup-Regatten statt und ich gehöre sowieso nicht zum Segelteam. Die RC44 könnten deshalb eine interessante Möglichkeit sein, um ein gutes Verhältnis zum Team aufzubauen.
Schmälert die Tatsache, dass der America’s Cup auf Mehrrümpfern ausgetragen wird, nicht das Interesse der Teams an Einrümpfern?
Wichtig ist in meinen Augen, dass überhaupt gesegelt wird, das Boot spielt dabei keine Rolle. Viele Aspekte des Einrümpfers können auch auf Mehrrümpfern gewinnbringend eingesetzt werden. Ich denke da zum Beispiel an den Teamzusammenhalt. Die Match-Race-Regeln sind die gleichen und die RC44 bieten Gelegenheit, in dieser Disziplin Fortschritte zu machen. Wie erwähnt habe ich bei den RC44 zudem die Chance, Zeit mit meinem America’s Cup Team zu verbringen. Die Teilnahme an dieser Tour macht also durchaus Sinn, wenn man mit dem Cup liebäugelt.
Artemis ist für den nächsten America’s Cup nicht mehr der Challenger of Record. Bedauern Sie das?
Wir waren der Challenger of Record der 34. Ausgabe, für die 35. Ausgabe übernehmen die Australier vom Hamilton Island Yacht Club diese Aufgabe. Ich halte diesen Wechsel nicht wirklich für wichtig. Wir sind auch so stark in den Prozess der nächsten Ausgabe involviert und die Challenger werden vom Defender regelmässig zu Rat gezogen.
Welche Erwartungen haben Sie in Bezug auf die nächste Ausgabe?
Die Katamarane haben ihr Potenzial bewiesen und niemand stellt den Wechsel von Ein- auf Mehrrümpfer mehr in Frage. Jetzt lautet das Ziel Kostenreduktion. Ich glaube, dass alles Mögliche in diesem Sinn unternommen wird. Trotzdem braucht eine Teilnahme natürlich noch immer ein erhebliches Budget. Ansonsten hoffe ich, dass genügend konkurrenzfähige Teams mitmachen und nicht Quantität, sondern Qualität an erster Stelle steht. Der America’s Cup ist kein Volkswettkampf, es ist deshalb auch nicht das Ziel, möglichst viele Teams aufzubieten. Ich würde mir wünschen, dass vier Challenger mit vergleichbarem Niveau und echten Siegeschancen teilnehmen.