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Klassiker mit Zukunft

von Quentin Mayerat

Bei Wetter wie im Hohen Norden kreuzt der Achter Severn von Fred Meyer vor der Glana von Jean-Claude Marchand. © Yves Ryncki

Die Classique Edmond de Rothschild wurde zur Einweihung ihres neuen Formats, das sowohl Segel- als auch Motorboote umfasst, kräftig begossen – nicht mit Champagner, sondern mit Regen! Seit acht Jahren findet der Anlass zum Sommeranfang statt. Dieses Jahr fiel dieser aber bedingt durch das nicht enden wollende Dauertief eher mit dem Ende des Frühlings zusammen. Die Teams erwartete viel Regen, Grau und schwacher bis gar kein Wind.

Trotz des Wetterpechs hatten sich noch mehr alte Boote eingefunden als sonst. 8er, 7er, 6er, Lacustre, Zwei- und Dreitonner, 30 m2 Schärenkreuzer, 5.5er und Dragons buhlten um die Wette. In Zusammenarbeit mit der Sektion Hélice der SNG nahmen die Organisatoren erstmals auch zehn Motorboote aus der Belle Epoque auf. Sie machten neben den vor dem edlen Clubhaus der Société Nautique de Genève festgemachten Segelbooten eine gute Figur.

Wetterabhängig: Segeln im Genfer Hafenbecken macht nicht immer gleich viel Spass. © Yves Ryncki

Mit dabei waren unter anderem die Gilliat der Association du Patrimoine du Léman, die vier Corsier Port Barbu, Cabochard, Ida und Kikou sowie zwei prachtvolle Riva und die Orinoco II. Letzere wurde 1950 von der Werft Corsier Port nach Plänen von Henri Dervin gebaut und erst kürzlich von vier passionnierten Freunden gekauft, die das Leben dieser wunderschönen Jacht vom Genfersee verlängern wollten.

Klingenkreuzen unter Motor und Segeln

Das geplante Programm für die Motorboote konnte umständehalber nicht komplett durchgeführt werden. Offensichtlich hatte der Wetterfrosch etwas gegen das Knattern der alten Zylinder. Für den Manöver-Wettbewerb reichte es aber dann doch. Die Piloten konnten im Hafen ihre Geschicklichkeit und ihr Können am Ruder – das eigentlich meistens ein Lenkrad war – unter Beweis stellen. Ein besonders geschicktes Händchen zeigte dabei das gut gelaunte Team der Seepolizei an Bord der Dyolin. Es sicherte sich einen Grossteil der von der Privatbank Edmond de Rothschild gesponserten Preise.

Auch die 5.5er waren dieses Jahr mit von der Partie. Hier kämpft Bellagioia gegen die aus dem Thurgau angereiste Topas III. © Yves Ryncki

Die Segler konnten ihre Wettkämpfe schon am ersten Tag aufnehmen. Zwei Neulinge, die beiden Lacustre Revanche von Guy Wuilleret und Rose des Vents von Jean-Raymond Wehrli, starteten mit einem Paukenschlag in die Regatta. Sie machten die ersten zwei Plätze in allen drei Läufen des ersten Regattatages unter sich aus. Um die Sache für das Organisationskomitee zu vereinfachen, umfasste die Kategorie mehrere, nur schwer miteinander vergleichbare Jachten wie den gaffelgetakelten Achter Taifun, den Dreitonner Phoebus und die schnelle Calliope von Jean-Philippe Mayerat, bei der sich die anfängliche Abwesenheit rächte. In den anderen Kategorien spielte sich Ähnliches ab. Fred Meyer auf Catina V (8mR) und Philippe Durr auf Astrée (6mR) dominierten das Geschehen am ersten Tag klar. Am zweiten Tag herrschte Flaute und der einzige Lauf konnte nicht gewertet werden. Auch die Prognosen für den nächsten Tag stimmten nicht gerade euphorisch. Der Genfersee schien es sich dann aber anders zu überlegen, sodass wider Erwarten zwei weitere Läufe gesegelt werden konnten. Dabei wurden die Ergebnisse vom Donnerstag bestätigt und die 5.5er, deren Meisterschaft eigentlich am zweiten Tag hätte starten sollen, bekamen endlich die Möglichkeit, ebenfalls zu regattieren.

Catina V und Severn, die beiden Achter von Fred Meyer, der viel zum Erfolg der Prestigejachten in Genf beigetragen hat © Yves Ryncki

Ein Cocktail und ein offizielles Abendessen beschlossen den Samstag. Am Sonntag herrschte dann schönstes Sommerwetter. Es kam wie gerufen für den letzten Lauf und die grosse Parade im Genfer Hafenbecken bis zur Mont-Blanc-Brücke. Während der letzte Lauf die Wertungen kaum durcheinanderbrachte – einzig Korrigan von Yves Janet und Sage von Joelle Zumoffen wechselten die Plätze – sorgte die Parade bei den Teilnehmern, den vielen Touristen auf der Promenade und den Badegästen der berühmten Bains des Pâquis für Begeisterungsstürme.

Restaurieren ist in

Die Schweiz im Allgemeinen und die Romandie im Speziellen surfen auf dem internationalen Trend der Restaurierung von Traditionsjachten. Mehrere am Genfersee ansässige kompetente Werften wie Philippe Durr (8mR und 6mR), CNBC (Catina V, Endrick), Corsier Port (Taifun, Motorboote) und Birbaum (Saga, Don Ranudo, die 15m2 SNS und Preisträgerin „Patrimoine du Léman 2011“ Janoa) haben die Marktnische mit Erfolg erkannt. Sie alle lassen ihr Know-how einfliessen und finden moderne Lösungen für hohe Ansprüche, die sich unter anderem durch die Teilnahme an hochkarätigen Regatten ergeben. Ein gutes Beispiel ist der Mast der Catina V aus der Werft CNBC von Fabrice Marguerat. Alle Fallen laufen ins Cockpit, obwohl das Rohr aus traditionellem Spruce gefertigt ist. Jeder einzelne Austritt, bei dem sich Kupfer und Holz mit uhrmacherischer Präzision miteinander verbinden, ist ein kleines Wunderwerk.

Der Anlass hätte aufgrund der anwesenden 8er, 6er, 5.5er und anderen klassischen booten durchaus die Bezeichnung Régates Royales von Genf verdient. © Yves Ryncki

Einige Achter warten in den Werften noch immer auf ihre Verjüngungskur und es liegen garantiert noch weitere Boote brach, die nur darauf warten, auf dem Genfersee ihre Bahnen zu ziehen. Angesichts dieses schlafenden Schatzes hat die Classique Edmond de Rothschild bestimmt noch eine rosige Zukunft vor sich!

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