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Modelljachten regattieren im Verkehrshaus

von Quentin Mayerat

Martin Vogler, Leiter des Ressorts Jugend bei Swiss Sailing, wollte diesen Junioren-Event zum 75-Jahr-Jubiläum des Verbandes unbedingt in Brissago durchführen. Er sieht hier nämlich den idealen Standort für ein künftiges nationales Segelzentrum und findet dafür überzeugende Argumente: „An 220 Tagen im Jahr gibt es hier Thermik oder Nordwind und im Tessin kann man auch im Winter auf dem Wasser trainieren. Ideal ist zudem die Nähe zum Nationalen Jugendsportzentrum Tenero. Hier könnten die Athleten nicht nur schlafen und von den vielseitigen Sportstätten profitieren, ab September kann man im integrierten Sportgymnasium auch zur Schule gehen.“

© zvg

Da es in Brissago noch keinen aktiven Segelclub gibt, organisierte der Regionalverband Tessin die Jubiläumsregatta. Dabei konnte Peter Schmidle, Vizepräsident der Region 8 und Regattaleiter, auf kompetente Ressortchefs aus dem Circolo Velico Lago di Lugano und fleissige Helfer aus anderen regionalen Clubs zählen.

Vincent Hagin, Präsident von Swiss Sailing, eröffnete das Skippermeeting. © zvg

Kein Wind oder zuviel Wind

Die Wetterprognose für das erste Maiwochenende hatte starken Nordwind vorausgesagt, der aber auf sich warten liess. Erst am späteren Nachmittag wurden die Akteure der drei Juniorenklassen Optimist, Laser und 420 aufs Wasser geschickt, wobei durch die enge Rampe viel Zeit verloren ging. Es dauerte fast 80 Minuten, bis alle 140 Boote endlich auf dem Wasser waren. Der Wind hatte inzwischen aufgefrischt und die vielen böigen Dreher machten es den Regatteuren nicht einfach. Besonders bei den Kleinsten, von denen einige ihren ersten Wettkampf bestritten, gab es zahlreiche Kenterungen. Einige unterkühlte Kinder mussten von Begleitbooten aufgefischt werden. Nach der Zieldurchfahrt des Siegers dauerte es fast eine Dreiviertelstunde, bis auch der letzte Optimist die Ziellinie kreuzte. Das gemeinsame Nachtessen im Centro Sportivo in Tenero vermochte aber auch die durch das Geschehen auf dem Wasser etwas verstimmten oder mitgenommenen Segelcracks wieder zu versöhnen. Ein Ensemble der Clownschule Dimitri schaffte es nämlich, die Regatteure völlig in ihren Bann zu ziehen.

Das Duo Yves Mermod/Cyril Schüpbach gewann im kleinen Feld der 420. © zvg

Am Sonntagmorgen blies der Nordföhn mit gut 20 Knoten über den See. Die Wettfahrtleitung wollte kein Risiko eingehen und wartete bis gegen Mittag mit dem Signal zum Auslaufen. Der Wind liess dann aber leider so schnell nach, dass man gar keine Wettfahrt mehr starten konnte. Sportlich blieb die Ausbeute also bescheiden. Der einzige, bei etwas zweifelhaften Bedingungen, gesegelte Lauf führte zu nicht sehr aussagekräftigen Resultaten.

Der Einheimische Giona Renggli siegte bei den Laser 4.7. © zvg

Trotzdem konnten die Teilnehmer dem Treffen Positives abgewinnen. Für die Kleinsten war es eindrucksvoll, Akteure der anderen Klassen einmal bei viel Wind in Aktion zu sehen. Stellvertretend für die bereits erfolgreichen Segler meinte Nicolas Rolaz, der momentan erfolgreichste Schweizer Optisegler: „Es war schön, dass man sich einmal in unbeschwerter Atmosphäre ohne Qualifikationsstress treffen konnte.“

Wer aus dem nassen Norden kam, freute sich über die Sonne und die angenehmen Temperaturen. © zvg

Junioren im Aufwind

Die Tessiner Junioren haben nicht nur das grösste Kontingent gestellt, ihre guten Resultate in den Laser-Klassen und bei den 420 liessen aufhorchen und sind eine Bestätigung für die von Bruno Rossini, dem Juniorenchef der Region 8, geleistete Arbeit. Er hat mit dem Aufbau des Centro Agostinico Vela Ticino (CAVT), dem regionalen Kader der Tessiner Junioren, mitgeholfen, die Segler an die nationale Spitze zu führen.

Nicolas Rolaz segelte bei den Optimisten ohne Qualifikationsstress locker zum Sieg. © zvg

Der Trend zu den regionalen Kadern trägt in der ganzen Schweiz erste Früchte. Das sieht man eindrücklich an den Resultaten der Opti-Segler. Die Spitze ist breiter geworden und steht auch international besser da. Alberto Casco, Präsident von Swiss Optimist, kann das mit den Resultaten der Jüngsten gut belegen. „Die Schweiz hat sich im internationalen Optimisten-Ranking von Platz 40 zur viertbesten Nation der Welt vorgearbeitet“, meint er nicht ohne Stolz, fügt aber selbstkritisch hinzu: „Wir möchten Athleten produzieren, die mit 16 Jahren problemlos auf hohem Niveau in die Folgeklassen umsteigen. Die Zahl der Segler, die im Pubertätsalter aussteigen, ist noch zu gross.“ Ein Segelzentrum mit integriertem Sportgymnasium könnte einige Schulprobleme junger Athleten lösen. Casco ist überzeugt, dass sich der ewige helvetische Traum von einer Segelmedaille an Olympischen Spielen in ferner Zukunft nur so realisieren lässt.

Das Konzept eines nationalen Segelzentrums könnte sich tatsächlich als genialer Wurf entpuppen. An der Infrastruktur in Brissago muss allerdings noch einiges verbessert werden. Die Gemeinde zeigt sich zwar sehr kooperativ und plant den Ausbau des Hafens mit einer integrierten Segelschule, von deren Logistik auch Swiss Sailing profitieren könnte, aber das alles wird noch einige Zeit dauern.

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