© Nicolas Claris
Léo, die Nr. 1 der 23-Meter-Sloops, hat bereits 5000 Seemeilen im Logbuch. Sie wurden bei allen nur möglichen Wind- und Wetterverhältnissen und – am wichtigsten – ohne Zwischenfall gesegelt. „Zwischen Caloforte und Vulcano hatten wir 24 Stunden starken Wind bei 60° backbord und waren mit durchschnittlich 10 Knoten auf einem bewegten Meer unterwegs. Am Steuer war es ein reines Vergnügen“, erzählte Skipper Marc Renwick, der die Aufgabe hatte, den Prototyp zu testen. Der Eigner des zweiten Exemplars, der Wink, lobte die Jacht über den grünen Klee. „Das Boot ist unter einem guten Stern geboren. Es ist schnell und gut“, urteilt Stéphane Orban, der mit seiner neuen CNB76 in der Antarktis segeln will. Die Bedingungen an diesem Wochenende in der Bucht von Alicastre waren zwar für das geplante Programm nicht wirklich geeignet, sorgten aber zumindest dafür, dass den Eignern genug Zeit zum gemütlichen Beisammensein und freundschaftlichen Regattieren auf dem Wasser blieb. Bei den Bordeaux 60 lieferten sich die Skipper auf dem Volvo-Kurs am Samstag packende Zweikämpfe. Am Sonntag an der Raymarine-Rallye rund um die Insel war dann eher Strategie gefragt. Die Schweizer Jacht Kismet konnte zwar ihren Vorjahreserfolg nicht wiederholen, trotzdem strahlte das Team nach dem Event. „Wir mögen dieses Treffen. Es gibt uns Gelegenheit, uns mit den anderen Booten der Serie zu messen und uns so zu steigern“, sagte der Eigner. Er wollte den Anlass nach eigenen Worten als Training für die Voiles de Saint-Tropez im September nutzen. Mehr Glück hatten die Engländer auf Sunbird und die Italiener auf Anna Bolina und Rosso Amaranto. Sie kamen am besten mit den schwachen Winden zurecht und belegten die Plätze eins bis drei.
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„Diese Treffen sind äusserst wertvoll. Wir diskutieren und lernen viel über unsere Boote. Die sind zwar wendig, aber eben doch gross und komplex. Hier können wir unsere Erfahrungen austauschen“, sagte Jean-Jacques Honoré. Der Eigner der 41. und somit jüngsten Einheit Althane hat das Segeln erst kürzlich entdeckt. „Ich habe mich für das Boot entschieden, weil es aufgrund der vielen bereits gebauten Exemplare zuverlässig ist und wegen seiner Hochseetauglichkeit und dem Komfort an Bord“, begründete er seine Wahl. Was er an der Bordeaux 60 ebenfalls sehr schätzt, ist die Familientauglichkeit. „Das Boot hat gerade noch die richtige Grösse, um ohne Profi an Bord segeln zu können“, meinte er und sprach den anderen Eignern damit aus der Seele. Mehr als ein Besitzer einer Bordeaux 60 liebäugelt mit der elegant designten CNB76, viele verzichten aber gerade wegen der Grösse auf einen Wechsel. „Die CNB76 ist deutlich grösser. Ich kann mir nicht vorstellen, sie mit der Familie und ohne Skipper zu steuern“, brachte es einer von ihnen auf den Punkt.
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Industrialisierung und Personalisierung
Beide Modelle wurden getreu der Werftphilosophie nach Plänen von Philippe Briand als erschwingliche Luxusjachten entworfen und gebaut und beide sind seglerische und verkaufstechnische Erfolge. Aufbauend auf 25 Jahren Erfahrung, die CNB seit der 1989 vom Stapel gelassenen Mari-Cha II im Bau von One-Off sammeln konnte, industrialisierte sie den Herstellungsprozess der Luxusjachten. Die Montage bleibt jedoch ein streng gehütetes Geheimnis. Verraten wird nur, dass der Rumpf aus vier Modulen besteht, die millimetergenau zusammengefügt werden, wie Olivier Lafourcade, der Mitbegründer von CNB, erklärte. Mithilfe dieses Blockverfahrens können die verschiedenen Elemente des Bootes und der Rumpf gleichzeitig gebaut werden. Dadurch wird wertvolle Zeit und Geld gewonnen und die Lieferfristen sind deutlich kürzer. Ausserdem hat der Eigner die Möglichkeit, persönliche Wünsche für die Endausstattung anzubringen. Jedes Boot ist ein Unikat. Kismet zum Beispiel ist im Innern mit gekälktem Teak verkleidet, der Salon der Imaginaire besteht aus heller Eiche. „Auch innerhalb eines Moduls kann auf Wunsch des Eigners einiges angepasst werden“, hält Thomas Gailly, der Verkaufschef der Semi-Custom-Linie, fest.
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Bevor die Produktion aufgenommen wurde, sondierte CNB die Erwartungen potenzieller Kunden. „Wir haben die Eigner gründlich befragt“, bestätigt Thomas Gailly, „denn hier liegt der Schlüssel zum Erfolg. Die Jachten müssen ihren Erwartungen so nah wie möglich kommen.“ Dass die Werft mit ihrer Einschätzung ins Schwarze getroffen hat, zeigen die Produktionszahlen. Sechs Jahre nach der Lancierung wird gerade die 45. Bordeaux 60 fertiggestellt. Der Erfolg übersteigt die kühnsten Hoffnungen. Dazu meint Gailly: „Wer hätte auf eine solche Nachfrage gewettet? Wir haben zwar von Anfang an fest an das Projekt geglaubt, hätten aber nie gewagt, solche Prognosen zu stellen.“
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Mit der CNB76 scheint sich dieser Erfolg zu wiederholen, wenn auch aufgrund der kleineren Zielgruppe in geringerem Ausmass. Der Prototyp wurde an der letztjährigen Bootsmesse in Cannes vorgestellt. Drei Einheiten segeln bereits und vier sind im Bau. CNB schmiedet bereits weitere Zukunftspläne: „Wir haben massenhaft Projekte“, sagt Philippe Briand, der die beiden CNB76 in Porquerolles mit grosser Begeisterung testete. Genügend Platz für die Weiterentwicklung dieser Semi-Custom-Serien ist auf jeden Fall vorhanden. Die Werft hat ihre Hallen an der Garonne im Mai um 6000 m2 vergrössert.