Skippers

🏛 » Weltmeister – nicht nur auf dem Wasser

Weltmeister – nicht nur auf dem Wasser

von Quentin Mayerat

Nicolas Rolaz erhält für seinen WM-Titel, den er in San Isidro gewonnen hat, nach Beratung der Jury der SUI Sailing Awards eine Spezialauszeichnung. Ausserdem hat der Sponsor TAG Heuer spontan beschlossen, ihm für seine Leistung eine Uhr zu schenken. © Matias Capizzano

Fast 20 Stunden waren sie unterwegs gewesen, aber von Müdigkeit keine Spur! Am 1. November 2014 traf die siebenköpfige Schweizer Delegation in der Ankunftshalle des Flughafens Zürich ein und wurde frenetisch bejubelt. Mehr als 60 Segelbegeisterte, vorwiegend Optimist-Seglerinnen und –Segler, aber auch Familienmitglieder, bereiteten dem Weltmeister Nicolas Rolaz und seinen Teamkollegen Livio Erni, Florian Geissbühler, Joshua Richner und Nick Zeltner sowie Trainer Zizi Staniul und Teamchefin Carmen Castro einen tosenden Empfang. Mit Fahnen, Glockengeläut und Vuvuzela zeigten sie ihre Begeisterung über diesen noch nie dagewesenen Erfolg. Alberto Casco, der Präsident der Optimist-Klasse, hatte eine riesige Fotocollage produzieren lassen, vor dem das Team gerne posierte.

Stolz präsentierte Nicolas seine Trophäen: Die grosse Schüssel gehört ihm und wird zu Hause ausgestellt. Die Auszeichnung als bester Segler muss er nach einem Jahr wieder zurückgeben. Doch vollends begeistert ist er vom Pokal für den Sieger des Gesamtklassements: „Das ist ein Wanderpokal mit Geschichte! Hier sind alle Gesamtsieger der Optimist-Weltmeisterschaft seit dem Jahr 1961 verewigt.“

Eine lange Reise

Am 15. Oktober 2014 hatten die Eltern ihre Sprösslinge am Flughafen Zürich Richtung Argentinien verabschiedet. Vom 20. bis 31. Oktober hatte der Club Náutico San Isidro zur Weltmeisterschaft der Optimist-Seglerinnen und -Segler auf dem Rio de la Plata eingeladen.

Das Team (v.l.n.r.): Carmen Casco, Zizi Staniul, Nicolas Rolaz, Nick Zeltner, Florian Geissbühler, Livio Erni und Joshua Richner © BVR

Aus 51 Nationen regattierten 214 Optimisten um weltmeisterliche Ehren. Gesegelt wurden 13 Läufe, meist bei ruppigen Bedingungen. Nicolas Rolaz (SNR/CNM) meisterte diese Herausforderung am besten; er legte eine eindrückliche Serie hin: 2., 4., 2., 5., 4., 5., 6., (15.), 10. Mit 22 Punkten Vorsprung eroberte er den Weltmeistertitel. Auch das Schweizer Teamergebnis beeindruckte: Nick Zeltner (RCO) wurde hervorragender 20., Florian Geissbühler (SCM/YCB), ebenfalls noch im ersten Fleet, platzierte sich als 54, Livio Erni (SCC) als 102. und der Benjamin des Teams, Joshua Richner (SCM), beendete seine erste Weltmeisterschaft auf dem 170. Platz.

Dass der Schweizer den Weltmeistertitel geholt hatte, machte auch in den Teamunterkünften schnell die Runde. Carmen Castro erzählt, dass sie mehr als eine halbe Stunde für die 1000 Meter vom Hotel bis zum Hafen gebraucht habe: „Überall wurde mir gratuliert und ich durfte viele Hände schütteln.“

Die Einstellung stimmt

Zizi Staniul, der Trainer, ist von den Qualitäten des neuen Weltmeisters beeindruckt: „Nicolas ist sicher ein kompletter Optimist-Segler, aber er hat auch bereits eine fast professionelle Einstellung zu seinem Sport! Seine Motivation und sein Verhalten sind dem eines Olympiaseglers sehr ähnlich.“ Nicolas’ Vater Guy Rolaz unterstreicht dies: „In dieser Saison ist Nicolas 85‘000 Kilometer, also eigentlich zweimal um die Welt gereist, er ist in 13 Ländern gesegelt und hat 132 Nächte nicht in seinem Bett geschlafen.“ Ein erstaunliches Programm für einen 15-Jährigen, der dazu in der Schule mit einem Notendurchschnitt von 5.75 Hervorragendes leistet.

Nach dem lautstarken Empfang in Zürich ist die Familie Rolaz nach Genf weitergeflogen. Auch dort wurden sie von Fans und Medien erwartet. Nicolas gab in Genf genauso geduldig Auskunft und posierte für Fotos und Filmaufnahmen wie in Zürich. Gefragt danach, worauf er sich zu Hause freue, meinte er schon in Zürich: „Auf meinen Bruder Julien!“, und fügte mit leuchtenden Augen hinzu: „Und ich freue mich auf ein leckeres Essen von Maman!“

Dans la meme categorie