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Jubiläumsausgabe mit trauriger Kenterung

von Brice Lechevalier

® Yves Ryncki

Es sollte ein schönes Fest werden. Das wurde es in vielerlei Hinsicht denn auch. Vier Tage paradierten und regattierten die alten Boote im Hafen Boélan vor der stimmungsvollen Kulisse in La Tour-de-Peilz. Mikroskopische Dinghis waren genauso mit von der Partie wie die stolzen Barken des Genfersees und wie fast alles, was in der Region sonst noch an Holbzbooten zu finden ist. Unter den ehrwürdigen alten Damen befand sich auch Margot II, ein 75er Schärenzkreuzer, der 1914 in Schweden gebaut und vom damaligen Besitzer Arne Tengblad an den Genfersee transportiert worden war. Am Freitagnachmittag kenterte er vor Vevey bei strahlendblauem Himmel, glattem See und Schwachwind von 1 bis 2 Beaufort. Zum Glück wurde keiner der sieben Personen an Bord verletzt. Die kulturhistorisch wertvolle, auf dem Genfersee einzigartige Segeljacht, Siegerin der Bol d‘Or 1970, sank hingegen rund 20 Meter tief auf den Grund.

Die 6.50 m Aramis, Siegerin dieser Jubiläumsausgabe  ® Yves Ryncki

Laut einem der Eigner sollen zwei Lecks, eines im Bugbereich und eines auf der Seite, Schuld an der Kenterung gewesen sein. Spezialisten alter Boote hatten aber auch bemerkt, dass die Margot zwischen den Planken des stehenden Guts nicht dicht war. „Man hätte die Zeitung durch die Lücken lesen können!“, wurde moniert. Wahrscheinlich ist das in La Tour-de-Peilz stationierte Schiff während der Hitzeperiode im Juli ausgetrocknet. Als dann das erste Wasser eindrang und das Boot zu sinken begann, haben die Spalten zwischen den Planken den verhängnisvollen und nicht mehr zu stoppenden Prozess zusätzlich beschleunigt. Die fünf Erwachsenen an Bord waren überfordert. Sie konnten das Unheil nicht mehr abwenden. Es blieb ihnen nichts anderes übrig, als die Segel zu streichen und zu versuchen, das Ufer unter Motor zu erreichen.

Ständige Pflege

Der Verlust der segelnden Berühmtheit sorgte für grosse Betroffenheit, erinnerte aber auch daran, dass die alten Boote nur überleben, weil ihre Eigner sie immerfort und mit viel Hingabe pflegen. Ein klassisch gebauter Holzrumpf mit Planken, die auf einem Spantwerk angebracht sind, muss so lange im Wasser liegen, bis die aufgequollenen Planken so dicht aneinanderliegen, dass sie kein Wasser durchlassen. Indem ein Holzblatt zwischen die Planken getrieben und festgeleimt wird, kann auf das Zuquellen verzichtet werden. Gleichzeitig wird der Rumpf dadurch steifer. Ein solches Vorgehen hätte die Kenterung der Margot bestimmt verhindert. Trotz des tragischen Ereignisses verlor die Regattaleitung den Humor nicht. Sie verlieh den Eignern nach alter Tradition den „Sac de montagne“. Diesen „Bergsack“ erhält, wer besser in die Berge gegangen wäre als an der Regatta teilzunehmen. Die Margot wird aber nicht ihrem Schicksal überlassen: Sie soll geborgen und wieder flottgemacht werden.

Die anderen Traditionsjachten trugen bei hochsommerlichen Bedingungen und leichtem Wind, der gerade stark genug war, um die Segel zu blähen, zwei Läufe aus. Sie kamen nicht nur aus der Region, sondern waren teilweise von weit angereist, einige aus der Deutschschweiz, aus Frankreich, Deutschland, Holland, Italien und sogar aus Grossbritannien. Am nassen, trüben Nationalfeiertag verschoben die Organisatoren die Überraschungsregatta auf den frühen Nachmittag, bevor sich die eleganten Schönheiten zur traditionellen Parade entlang der feierlich geschmückten Uferpromenade vor Vevey aufmachten, wo sie von den dicht gedrängten Zuschauern staunend bewundert wurden. Nach dem Rothschild Cup in Genf hatte die hölzerne Genferseeflotte hier eine zweite Chance, sich der Öffentlichkeit zu präsentieren.

® Yves Ryncki

Liebhaber alter und schöner Schiffe bekamen neben den am zahlreichsten vertretenen 6.50 m viele andere Klassiker zu sehen: 6er, Lacustre, darunter die wie immer fein herausgeputzte Iona, mehrere 5,5er wie die Ballerina IV, die 1960 in Rom mit Henri Copponex, Manfred Metzger und Pierre Girard Olympiabronze gewonnen hatte, eine Hocco, eine Espadon, eine 5er, ein 22er Schärenkreuzer, den Dreitonner Phoebus, mehrere 15 m SNS, eine Moucheron sowie Fred Meyers 10-Meter-Jacht Rita IV, Unter den vielen „Zwergen“ wirkte sie wie wie eine Riesin. Wenn ihre 16 Tonnen erst einmal Fahrt aufgenommen haben und sie kraftvoll durch die Wellen pflügt, kommt ihre imposante Eleganz noch besser zur Geltung. Sie war 1926 vom dänischen König Christian X. bei William Fife in Auftrag gegeben worden und erlebt jetzt nach einer langen, minutiösen Restauration in Portugal einen zweiten Frühling.

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