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Drei Schweizer in den Top 4

von Quentin Mayerat

Ende Juli liessen die fliegenden Katamarane im norddeutschen Kiel in der dritten Runde der dieses Jahr erstmals durchgeführten GC32 Racing Tour wieder ihre Foils sprechen. Als Favorit wurde neben Sultanate of Oman, dem führenden Team der Zwischenwertung, auch Morgan Larson
auf Alinghi gehandelt. Ihm war angesichts der spektakulären Aufholjagd alles zuzutrauen. Anlässlich des Bullitt GC32 Sailing Cups gastierten die Foiler-Kats während vier Tagen in der Kieler Innenförde mitten im
Stadtzentrum. In dem schwierigen Revier mit dem extrem eng ausgelegten
Kurs waren Teams mit Erfahrung an den Extreme Sailing Series klar
im Vorteil. Sultanate of Oman, Alinghi und Spindrift racing hatten somit
alle Trümpfe in der Hand.
Zuvor hatten die Segelakrobaten ihre Show zum Auftakt der Meisterschaft
auf dem Traunsee in Österreich abgezogen, bevor sie am zweiten
Tourstopp die Strömungen des Solent zu spüren bekamen.
Der Sieg am Kieler GC32 Sailing Cup ging zwar an Alinghi, das Schweizer
Team war aber im Training nur knapp an einer Katastrophe vorbeigeschrammt.
Sein Katamaran kenterte spektakulär, nur zwei Fingerbreit
von den Felsen des Fjords entfernt. „Ich habe diesen Donnerstag, an
dem wir gekentert sind und das Boot fast an den Felsen zerschellt wäre,
nicht vergessen. Wir sind mit einem blauen Auge davongekommen, hatten
aber wirklich Glück, dass alles so glimpflich ausgegangen ist. Hier zu
gewinnen ist ein enormer Bonus“, sagte Skipper Morgan Larson immer
noch sichtlich aufgewühlt.
Yann Guichard, der in Kiel mit der Spindrift racing den zweiten Platz belegte,
bewunderte die Leistung von Alinghi an diesem dritten Tourevent:
„Ich gratuliere Alinghi, sie haben mich durch ihre Konstanz während des
gesamten Cups schwer beeindruckt. Mit unserem Ergebnis bin ich ebenfalls
zufrieden. Das Team hat gut gearbeitet und sich jeden Tag gesteigert.
“ Die fliegenden GC32 sind für alle Mannschaften eine grosse, völlig neue
Herausforderung. Die Tour selbst steckt ebenfalls noch in den Anfängen
und muss sich erst noch etablieren und das richtige Rezept finden.
Am Auftaktevent auf dem Traunsee war die mangelnde Erfahrung
besonders frappant.

Florida statt Österreich?

Der Traunsee im Salzkammergut hat eine besondere Bedeutung für die GC32.
Hier hat die Klasse im Jahr 2013, als die One-Design-Boote noch nicht flogen,
ihre allererste Regatta ausgetragen. Letztes Jahr haben sie sich dann
erstmals auf Foilern zurückgemeldet. In Gmunden fanden die Teams einen
spiegelglatten See vor, sodass die Regattabahn 12 km weiter südlich nach
Ebensee verlegt wurde. Die Entscheidung erwies sich als goldrichtig. Bei
8 bis 10 Knoten konnten die GC32 zwar nicht fliegen, aber zumindest reguläre
Läufe austragen. Dass die Bedingungen beim Auftakt der Rennserie auf dem
Traunsee nicht ideal waren, bestätigte auch Flavio Marazzi, der Klassenpräsident
der GC32: „Der Traunsee ist ein fabelhafter Ort, aber wir brauchen mehr Wind,
wenn die Boote ihr Potenzial zeigen sollen. Auf den Foils erreichen sie
Geschwindigkeiten von über 30 Knoten! “Beim Gastspiel in Cowes wurde der Wunsch
nach mehr Wind erhört. Jetzt, da ihre Flügel nicht mehr gestutzt waren, kamen
die Katamarane richtig auf Touren. Bei bis zu 20 Knoten Wind und starkem
Wellengang flogen sie nicht nur vor dem Wind, sondern manchmal sogar am Wind
übers Wasser. Die Starts waren spektakulär und auf dem letzten raumen Kurs
rauschten die Kraftmaschinen regelmässig mit über 30 Knoten dem Ziel entgegen.
Vor der Isle of Wight machten die GC32 ihrem Ruf als Funboote
alle Ehre. „Nicht das Material wird über Sieg und Niederlage entscheiden, sondern der Zusammenhalt des Teams, die Taktik und die Risikobereitschaft“, hatte Flavio
Marazzi zu Beginn der Saison klargestellt. Ein Blick auf die Rangliste zeigt, dass die
drei Schweizer Teams darin Meister sind. Alinghi, Spindrift racing und Armin
Strom Sailing Team liegen im Gesamtklassement dicht beieinander auf Platz 2 bis 4.
An der Spitze steht das omanische Team Sultanate of Oman um den Briten Leigh
McMillan.

SPEKTAKULÄRE STARTS VOR COWES BEI VIEL WIND UND WELLEN. ®SANDER VAN DER BORCH

Zwei Events der Tour 2015 stehen noch aus. Einer fand nach Redaktionsschluss
von Skippers Ende August in Rom statt, Anfang Oktober steigt dann in Marseille
das grosse Finale. Die Zukunft der Tour präsentiert sich positiv, sonst würden wohl kaum Expansionspläne geschmiedet. Anfang 2016 soll ein Stopp in den USA hinzukommen,ausserdem soll die Anzahl der Teams erhöht werden. Unter den Neuzugängen wird sich höchstwahrscheinlich auch ein Schweizer Team befinden. Team Tilt will eine GC32 bauen lassen und nach den Olympischen Spielen in Rio zur Tour stossen. Teammanager Alexandre Schneiter über den Zweck dieser Übung: „Wir wollen im Hinblick auf den Youth America‘s Cup 2017 weitere Erfahrung im Foilersegeln sammeln, auch wenn wir schon intensiv auf der Flying Phantom trainieren. Die GC32 wird von Arnaud Psarofaghis und Sébastien Schneiter gesteuert.“ Wir sind gespannt!

FLAVIO MARAZZI AUF ARMIN STROM, DER VIERTPLATZIERTEN NACH DEN ERSTEN DREI EVENTS. ®SANDER VAN DER BORCH

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