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Glücklich wie ein neukaledonischer Bootsfahrer!

von Quentin Mayerat

Neukaledonien ist seit Mitte des 19. Jahrhunderts ein französisches Überseegebiet und ein Paradies für alle Wassersportarten. Seine 250’000 Einwohner nennen die Hauptinsel des Archipels „Caillou“ – den Stein. 

Grande Terre, die Hauptinsel Neukaledoniens, liegt rund 2000 Kilometer östlich des australischen Festlands im Korallenmeer. Der gerade einmal 400 mal 50 Kilometer schmale Streifen geniesst ein nahezu perfektes subtropisches Klima. Verglichen mit Französisch-Polynesien sind die Jahreszeiten jedoch stärker ausgeprägt und gehen in der kühleren Saison, die unserem Sommer entspricht, mit relativ grossen Temperaturunterschieden einher. Tagsüber zeigt das Thermometer 20 bis 25 °C an, nachts fällt es oft auf 11 bis 12 °C. Von Dezember bis März ist es hingegen brütend heiss und die Wirbelsturmgefahr hoch.

„Das hält uns nicht davon ab, 365 Tage im Jahr das Meer und unser Boot zu geniessen“, sagt Gérard Besson, der sympathische Chef von Corail Marine und Alleinvertreter von Jeanneau- Bénéteau auf der Insel. Der Passat, der laut Statistiken 250 Tage im Jahr weht, kann die Begeisterung der lokalen Fahrtensegler auch nicht bremsen. Schliesslich hütet Neukaledonien einen Schatz: seine Lagune! Grande Terre ist von einem fantastischen Korallenriff umgeben. Es weist zahlreiche Durchgänge auf, durch die man aufs offene Meer gelangt. Die Lagune von Neukaledonien gilt als die grösste unseres Planeten. „Sie ist vor allem die schönste“, sagen die Einheimischen über ihr im Jahr 2008 ins UNESCO-Weltnaturerbe aufgenommenes Kleinod. Sogar die Australier der Gold Coast, die immerhin über das grösste Barriereriff der Welt verfügen, schwärmen von der neukaledonischen Lagune. Der Grund: Hier liegen alle Sehenswürdigkeiten in nächster Nähe.

In Nouméa kann man Bootstrips von der momentanen Laune und körperlichen Form abhängig machen. Sorgen über die Distanz braucht man sich keine zu machen, mit dem Aussenborder erreicht man im Nu sein Ziel. Elf Seemeilen sind es nur bis zum Wrack der Humboldt, acht Seemeilen für ein entspannendes Picknick auf den Sandbänken der kleinen Insel Signal. Surfen kann man nahe der 15 Seemeilen entfernten Passe de Boulari, mit Schildkröten schwimmen beim 13 Seemeilen nahen Amédée-Leuchtturm. Und wer Hochseeangeln will, muss auch nur zwölf Seemeilen unter den Rumpf nehmen.

Die Segler von Nouméa lieben ihre Lagune. Warum, lässt sich leicht nachvollziehen. Rund um Nouméa setzen das Licht der Tropen und die faszinierenden Blautöne in den unterschiedlichsten Schattierungen beim Betrachter eine unglaubliche Energie frei. Das muss der Ruf der Lagune sein! Jedes oder zumindest fast jedes Wochenende macht Gérard Besson sein tadellos gepflegtes australisches Fishing, eine Riviera 48 aus dem Jahr 2008, fahrtüchtig. Knappe dreissig Minuten, nachdem er losgefahren ist, wirft er bereits vor Larégnère den Anker. Seine Lieblingsinsel liegt sieben Seemeilen vor Nouméa. Eigentlich ist Larégnère eher ein Atoll als eine Insel. Korallenriffe bilden ein natürliches Schwimmbecken und der weisse Sandstrand wird mit zunehmender Ebbe grösser. Larégnère und die anderen Eilande vor Nouméa (Signal, Maître, Canards, Bailly, Amédée usw.) sind alle Teil eines Meeresschutzgebietes. Trotzdem halten sich die Verbote in Grenzen. Untersagt sind Angeln, Muschelsammeln, Blumenpflücken und Hunde. Die gleichen Regeln gelten für das Korallenriff, das „Grand Récif Aboré“. In anderen Zonen wie zum Beispiel dem Yves-Merlet-Naturreservat haben Schiffe keine Zufahrt. Mit Ausnahme von Wissenschaftlern darf niemand die Inseln oder Riffe betreten, geschweige denn in das 200 km2 Naturschutzgebiet eindringen. Zuwiderhandelnde werden schwer gebüsst, da kennt die Küstenwache keinen Spass. Sie wird bei der Überwachung sogar von den Linienflugpiloten von Air Calédonie unterstützt.

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Wer richtig Robinson Crusoe spielen möchte, der muss sich von Nouméa entfernen. Hinter der Insel des 1865 errichteten und absolut sehenswerten Amédée-Leuchtturms wartet La Grand Coude, wie die Route im Süden der Lagune genannt wird, mit vielen Überraschungen auf. Inmitten eines Labyrinths aus atemberaubend schönen Riffen liegen verstreut mehrere Dutzend kleine, einsame Inseln. Auch sie sind nur knapp vierzig Seemeilen entfernt und haben neben ihrem unwiderstehlichen Reiz auch noch den Vorteil, dass sich hier eine Unmenge Fische tummeln. 40 Kilo Fische und Meeresfrüchte dürfen pro Boot und Fahrt gefangen werden. Darin nicht inbegriffen sind die Hochseearten (Wahook, Mahi-Mahi, Thon), deren Fangmenge auf 15 Exemplare pro Schiff begrenzt ist. Kein Vergleich also zu den viel strengeren Regeln in Europa!

Einige besonders aussergewöhnliche Ziele fahren alle kaledonischen Bootseigner mindestens einmal in ihrem Leben an, allen voran die Ile des Pins und die Loyalitätsinseln Ouvéa, Lifou und Maré. Sie gelten als Hüterinnen der melanesischen Kultur und stehen für die noch immer gelebte neukaledonische Tradition. Alle strahlen einen unglaublichen Charme aus. Mit dem Boot am einfachsten erreichbar ist die rund 60 Seemeilen von Nouméa entfernte Ile des Pins. Mit einem guten Motor und bei ruhiger See zwischen der Insel und Grande Terre benötigt man für die Strecke zirka drei Stunden.

Der erste Eindruck der Insel ist überwältigend: eine unberührte Natur, wie es sie im Pazifik sonst nirgends gibt. Kunié, wie die Ile des Pins auf Melanesisch heisst, verdankt ihre Einzigartigkeit den Arakaurien, die wie eine Armee aus Riesen in Achtungsstellung über die Traumstrände und die kristallklare Lagune wachen. Sogar die Fischerhütten scheinen absichtlich gut versteckt in einen Merbau-Wald hineingebaut worden zu sein, damit sie die Postkartenlandschaft nicht stören. Auf Kunié, der „Kieferninsel“, leben rund 2000 auf acht Stämme verteilte Personen, ein Grossteil davon wohnt im Dorf Vao. Die Insel ist gerade einmal 18 Kilometer lang und 16 Kilometer breit.

Bei den Booten aus Nouméa sind die Ankerplätze in den Buchten Kuto und Kanumera im Südwesten am begehrtesten. Sie bilden einen idealen Ausgangspunkt für die Erkundung der Insel, zumal die anderen bekannten Ankerplätze (Baie des Crabes, Baie d’Oro mit angrenzendem Hotel Méridien) für Jachten mehr oder weniger verboten sind. Es ist deshalb ratsam, Beziehungen zu den Kanaken-Gemeinschaften zu pflegen oder aber die Dienste eines Reiseführers, der ein Boot in Kanumera oder Saint-Joseph besitzt, in Anspruch zu nehmen, um frei in der Lagune herumfahren zu können. Weiter südlich können nur kleine Aussenborder in eine mit Korallenköpfen übersäte und bei Ebbe nur gerade 50 Zentimeter tiefe Lagune vordringen. Schwarzspitzen-Riffhaie, Schildkröten, Stachelmakrelen und Mantarochen schwimmen gemütlich in Inselnähe. Kunié zieht Besucher in ihren Bann und gibt ihnen das Gefühl, allein auf der Welt zu sein. Hier findet man wieder zur Natur zurück.

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REISE-INFOS

Für Bootsfahrer 

Die nautischen Infrastrukturen konzentrieren sich auf Nouméa und die nähere Umgebung. Mit Ausnahme einiger Bootsrampen sind rund um Grande Terre so gut wie keine Hafeneinrichtungen zu finden. Die Marinas aus-serhalb von Nouméa sind an einer Hand abzählbar. In Koumac und Hienghène im Norden befinden sich einige Vertäubojen, im Westen stehen in Port Ouengi und im Osten vor der Ile de Lifou je rund dreissig Privatplätze zur Verfügung. Die Häfen von Nouméa sind so überfüllt, dass unter den 300 in der offenen Reede der Buchten Orphelinat und Moselle festgemachten Booten ausgelost wird, wer in der Wirbelsturmsaison einen Platz am Besuchersteg erhält. Die Versicherung übernimmt im Übrigen keine Haftung für Schäden, die entstehen, wenn Sie vor Anker bleiben.

Beste Reisezeit 

Am besten sind die Monate September bis Januar. Februar bis Mai sind grundsätzlich weniger heiss, aber es regnet häufiger. Am kühlsten ist es im Juli und August mit Tagestemperaturen von 20 bis 23 °C.

Bootcharter 

my charter: www.mycharter.ch, 044 300 35 35

SailPro: sailpro.ch, 062 776 27 23

Taka Croisières: Prestige De Fever 58 (20 m lang).

Ausfahrten à la carte, Hochseefischerei usw.

abordetaka@hotmail.fr ,+687 86 66 17

Crédits photos: ©Camille Moirenc 

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