Text | Quentin Mayerat
Wer vor der grossen Bol d’Or Mirabaud herausfinden möchte, wo er leistungsmässig steht, nimmt an der Genève-Rolle-Genève teil. Dieses Jahr wollten es 232 Teams wissen. Unbeständiger Wind und die Flotten der D35 und der M2 sorgten für eine packende Hauptprobe.
Der Tag begann wahrlich nicht unter den besten Vorzeichen. Als vor dem Genfer Yacht Club der Startschuss fiel, herrschte ein lahmer Südwestwind, der eine langwierige Wettfahrt befürchten liess. Dass man mit Geduld und Zeit weit kommt, erwies sich aber auch diesmal als richtig. Langsam blähten sich die Spis doch noch und nach eineinhalb Stunden Fahrt erwischten die Boote die ersten feinen Windstösse. Wie gewohnt rauschten die grossen Mehrrümpfer schnell davon und liessen die Flotte hinter sich. Bis nach Rolle lagen Alinghi, Zen Too und Tilt an der Spitze. Hinter dem Führungstrio folgten die M2, die sich bei den herrschenden Schwachwindbedingungen erstaunlich gut schlugen, danach die grossen Einrümpfer Psaros, Luthi und Kompanie.
Im Auge des Sturms
Routiniers wissen: In Rolle fängt die Genève-Rolle-Genève häufig wieder bei null an. Diese Binsenwahrheit sollte sich auch dieses Jahr bestätigen. Eine Gewitterfront mischte die Karten nochmals komplett neu. Nach einem heftigen Sturm und ein paar Amwindschlägen konnte die Flotte ihre Spis dann aber wieder setzen. Der Wind hatte mittlerweile auf Nord gedreht. Während sich das Gewitter über dem See entladen hatte, waren die D35 und auch einige M2 wieder zusammengerückt. Sie passierten Yvoire in geschlossener Formation. Bei den Einrümpfern nutzte Jean Psarofaghis auf seiner Psaros 40 Syz & Co das Unwetter, um den Rückstand auf die Führenden wettzumachen. Bei der Einfahrt in den unteren Genfersee übernahm er sogar die Führung. Als er seine ärgsten Verfolger endlich abgeschüttelt hatte, tauchte in seinem Kielwasser plötzlich die Mirabaud LX auf. Die ultraleichte Foilerjacht schoss mit der Geschwindigkeit eines Kampfjets auf ihn zu. Psarofaghis musste bis zur letzten Minute kämpfen, damit ihn die Mirabaud LX nicht um den Sieg brachte. Bemerkenswert schnitt auch die Luthi F10 Triumvirat von Yves Tournier ab. Sie segelte bei den Einrümpfern auf den 3. Platz und holte sich in berechneter Zeit sogar den Gesamtsieg.
An Spannung kaum zu überbieten
Das hatte es bei den D35 noch nie gegeben: Auf der Höhe von Coppet lagen die zehn Racer aneinandergereiht auf einer Linie, bevor sie auf der Zielgeraden zu einer nervenzerreissenden Schlussfahrt ansetzten. Bis zur letzten Sekunde kämpften sie verbissen, doch keiner D35 gelang die Flucht. 300 Meter vor dem Ziel konnten sich noch immer sechs oder sieben Boote Siegeschancen ausrechnen. Gewonnen hat schliesslich Ladycat powered by Spindrift Racing, winzige 15 Sekunden vor Mobimo und Team Tilt. Nach der packenden Vorstellung an dieser Genève-Rolle-Genève zu urteilen, wird uns die D35-Flotte bestimmt noch lange in Atem halten.