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10 Tipps für eine gelungene, sichere Fahrt

von Quentin Mayerat

Text & Fotos | Franck Van Espen

Sie haben die Bootsprüfung erfolgreich bestanden und die Jacht Ihrer Träume gefunden. Jetzt wird’s ernst. Vielleicht sind Sie aufgrund der fehlenden Erfahrung aber noch etwas unsicher. Die folgenden Tipps können helfen.

Das Boot vor dem Start kontrollieren

img_8065Diese Vorsichtsmassnahme sollte eigentlich selbstverständlich sein, aber viele Freizeitfahrer setzen ihr Boot einem Auto gleich: Sie drehen den Zündschlüssel und geben Gas. Es gibt aber zahlreiche Unterschiede zwischen diesen beiden Gefährten. Ein Boot ist viel anfälliger als ein Auto, da es im Wasser liegt und der Korrosion ausgesetzt ist. Mit einem kurzen Check lässt sich eine ganze Reihe von Problemen vermeiden. Kontrollieren Sie, ob die Treibstoffanzeige korrekt funktioniert und auch wirklich den richtigen Stand angibt. Sie glauben gar nicht, wie viele Boote abgeschleppt werden müssen, weil der Treibstoff ausgegangen ist – Tendenz steigend! Überprüfen Sie anschliessend die Bilgen. Wasser kann auf ein Leck hindeuten, vielleicht, weil ein Ventil oder eine Dichtung aus Altersgründen defekt ist. Starten Sie Ihren Motor mindestens fünf Minuten vor der Abfahrt. So können Sie sich vergewissern, dass er reibungslos funktioniert und auch die Instrumentenanzeige korrekt ist. Zu den wichtigsten Punkten gehört natürlich auch die Kontrolle der Sicherheitsausstattung an Bord. Es müssen genügend Rettungswesten für alle Passagiere vorhanden sein und das Datum der Notraketen darf nicht abgelaufen sein. Checken Sie zudem das Ankergeschirr und die elektrische Ankerwinde, denn nichts ist mühsamer, als eine Ankerkette, die im falschen Moment klemmt. Auch Vertäuleinen müssen unbedingt an Bord sein, vielleicht möchten oder müssen Sie ja in einem anderen Hafen festmachen. Sie verhindern damit, dass Sie Ihr Boot von Hand festhalten müssen, während Ihre Freunde an Land gehen und sich im Restaurant ein gutes Essen genehmigen.

Wetterbericht studieren

Das ist das A und O einer gelungenen Ausfahrt und trotzdem nehmen sich nur wenige Bootsfahrer die paar Minuten Zeit, um sich ein Bild über die Wetterentwicklung des Tages zu machen. Dank der heutigen technologischen Mittel sind Wettervorhersagen mittlerweile äusserst zuverlässig. Studieren Sie Prognosen zu Windstärke und Windrichtung genau und passen Sie Ihre Pläne entsprechend an. Sie vereinfachen sich damit auch die Rückkehr. Am einfachsten erkundigen Sie sich im Hafenamt über das Wetter. Dort finden Sie meistens einen täglich aktualisierten Aushang. Sie können aber auch Ihr Smartphone zu Hilfe nehmen. Es gibt für jede Region eine Vielzahl von Spezial-Apps und Websites wie meteoconsult.com. Falls Ihr Boot mit einer Funkanlage ausgestattet ist, können Sie rund um die Uhr den entsprechenden Wetterkanal konsultieren. Durch die Kenntnis der Wettervorhersage vermeiden Sie in 95 Prozent der Fälle unangenehme Überraschungen und können Ihr Reiseziel den erwarteten Winden anpassen.

Mechanische Mini-Checkliste erstellen

manoeuvre-sortieWenn Sie auf Nummer sicher gehen möchten, dass Sie einen schönen Tag auf dem Wasser ohne unangenehme Zwischenfälle erleben, sollten Sie eine kleine Checkliste erstellen – etwa so, wie das Flugzeugpiloten vor dem Start machen – und diese dann Punkt für Punkt abarbeiten. Bei Aussenbordern gestaltet sich die Überprüfung etwas einfacher und der Motor ist widerstandsfähiger und weniger anfällig. Dennoch muss bei beiden Motorisierungsarten, das heisst bei Aussen- und Innenbordern, die Befestigung der Batterieanschlüsse überprüft werden und in den Wasserabscheidern darf sich kein Wasser befinden. Kontrollieren Sie nach dem Starten des Motors unbedingt den Kühlwasserschlauch inklusive Düse. Testen Sie bei dieser Gelegenheit auch gleich die Gangschaltung, aber nicht, ohne sich vorher vergewissert zu haben, dass sich kein Seil in der Nähe der Schiffschraube befindet. Bei einem Innenbordmotor muss zunächst überprüft werden, ob die Riemen richtig gespannt sind, danach, ob der Wärmetauscher dicht ist. Versuchen Sie, Ihr Ohr so nahe wie möglich an die Auspuffkollektoren zu halten, um ein allfälliges Entweichen von Abgas zu hören. Bei durchsickernden Flüssigkeiten und ungewöhnlichen Rostspuren sollten sie der Ursache unbedingt auf den Grund gehen. Anhand der Instrumente können Sie feststellen, ob der Alternator richtig lädt, ob sich der Motor nicht zu stark erhitzt und ob der Öldruck korrekt ist.

Ablegen

Wie bei der Landung ist es auch vor dem Ablegen wichtig, dass Sie die Richtung und die Stärke des Windes oder der Strömung studieren, um deren Einfluss auf das Boot abzuschätzen. Wenn Sie die Leinen losgemacht haben, stellen Sie sicher, dass die Mooringleine, die das Boot mit der Masterkette des Hafens verbindet, auch wirklich abgesunken ist, bevor Sie den Vorwärtsgang einlegen. Sie laufen sonst Gefahr, dass sie sich in der Schiffschraube verfängt. Mit einem einmotorigen Boot müssen Sie viel mit Richtungswechseln arbeiten und beim Schalten immer kurz stoppen, damit die Schraube aufhört zu drehen und die Kupplung nicht beschädigt wird. Die wichtigste Regel besteht darin, nicht zu abrupt Gas zu geben und ruhig zu bleiben, auch wenn Sie das Boot nicht wie gewünscht im Griff haben. Lassen Sie sich in heiklen Situationen von einem Passagier helfen. Er kann eventuell mit dem Bootshaken eingreifen oder Kollisionen mit einem Fender abdämpfen. Im Falle einer Doppelmotorisierung muss die Drehrichtung gegenläufig sein, damit das Boot an Ort und Stelle dreht. Kleine Orientierungshilfe: Wenn die Hände auf den Richtungshebeln liegen, zeigen Ihre Schultern automatisch in die Richtung, in die das Boot fährt. Bei einigen Motoren wie bei den Duoprop ist allerdings besondere Vorsicht geboten, da die Propeller vorwärts mehr Kraft entwickeln als rückwärts. In diesem Fall müssen Sie im Rückwärtsgang deutlich mehr Gas geben, damit das Boot nicht abdriftet. Einige Übersetzungen wie die oft ziemlich weit voneinander entfernten Wellen machen das Boot reaktiver und die Manöver somit einfacher. Vergessen Sie nicht, bei einem Aussenborder oder einem Getriebegehäuse auszukuppeln, damit das Drehmoment der Schraube so waagrecht wie möglich liegt. Wenn Sie rückwärts oder vorwärts schalten, um das Boot zu drehen, müssen die Ruder mittig sein, damit sie mehr Schub entwickeln. Falls Ihnen die Manöver nach mehreren Fahrstunden noch immer Probleme bereiten, sollten Sie sich vielleicht eine Alternative überlegen. Mit einem Joystick zum Beispiel lässt sich das Boot viel besser kontrollieren. Der IPS-Antrieb hat nicht zuletzt dank dieser Steuerart so viel Erfolg.

Landen

Positionieren Sie das Boot in der Mitte der Fahrtrinne und stabilisieren Sie es auf Backbordseite. Schlagen Sie das Ruder zum Steg hin ein und legen Sie den Rückwärtsgang ein. Sobald das Boot rückwärts in die Lücke einfährt und falls kein zu starker Wind weht, kuppeln Sie aus und lassen das Boot treiben. So fahren Sie nicht allzu schnell rückwärts und können das Boot besser ausrichten. Falls Sie das Boot im Rückwärtsgang noch nicht richtig im Griff haben, können Sie sich so dem Boot daneben nähern, um es mit einem Bootshaken zu greifen und Ihr Boot zum Steg zu ziehen. Übrigens ist die richtige Anfangsposition des Bootes beim Anlegen schon die halbe Miete. Bei einer Doppelmotorisierung gehen Sie genau gleich vor, mit dem Unterschied, dass Sie den Rückwärts- und den Vorwärtsgang genau umgekehrt verwenden müssen. Vergessen Sie nicht, wie oben beschrieben auszukuppeln.

Vertäuung überprüfen

Wenn Sie Ihr Boot in einem guten Zustand wiederfinden möchten, machen Sie es richtig fest. Mit der Vertäuung ist es aber manchmal so eine Sache. Ich habe schon viele verbogene oder abgerissene Klampen gesehen und empfehle Ihnen deshalb, Rückdämpfer mit Federn oder Ähnlichem zu installieren. Zwei Mooringleinen sind besser als eine und am besten machen Sie das Boot mit zwei Tauen direkt an der Masterkette fest. Als Vorsichtsmassnahme gegen seitliche Bewegungen des Bootes bietet sich das Festmachen über Kreuz an. In einigen Fällen können Sie auf eine hydraulische oder mobile Brücke verzichten. Basteln Sie mit einer Klemme ein Takel und schon können Sie das Boot zum Steg ziehen und dort halten.

Navigationsregeln beachten

Navigationsregeln gibt es viele, eine aber ist wichtiger als alle anderen: Halten Sie sich innerhalb des Küstenstreifens von 300 Metern zum Ufer an das Tempolimit von 5 Knoten.

Mit angepasster Geschwindigkeit lassen sich viele Unfälle vermeiden. Sie sehen Schwimmer früh genug und können Riffen ausweichen, die auf den Karten vielleicht nicht eingezeichnet sind. Ausserdem stören Sie so andere Bootsfahrer nicht mit einer zu starken Heckwelle und können Segelbooten und von Steuerbord kommenden Jachten wie vorgeschrieben die Vorfahrt lassen. Nachts müssen Sie doppelt achtsam sein. Dies gilt insbesondere, wenn vorher ein Feuerwerk stattgefunden hat, denn viele Bootsfahrer sind danach etwas überdreht und vergessen ihre Navigationslichter oder überprüfen nicht, ob sie korrekt funktionieren.

Das Boot gut ausbalancieren

Einige Boote sind aufgrund des Rumpfwinkels weniger stabil als andere und nichts ist unbequemer, als das Boot ausreiten zu müssen (bei Segelregatten ist das etwas anderes). In Schräglage ist das Boot auch schwieriger zu führen und wird langsamer. Aus diesem Grund müssen die verschiedenen Gewichte an Bord gut verteilt werden und auch die Passagiere müssen darauf achten, dass sie das Boot nicht aus dem Gleichgewicht bringen. Nicht zuletzt ist ein Boot mit einer guten Trimmlage sicherer und es spritzt weniger Wasser hoch.

Die Bootsposition mit dem Trimmsystem korrigieren

trim-hautMit der Trimmvorrichtung kann der Betriebswinkel des Aussenbordmotors oder des Getriebegehäuses verstellt werden. Dadurch wird die Position des Boots im Wasser verändert, sodass der Bug gehoben oder gesenkt wird. Generell wird das Boot bei starkem Wellenoder Seegang ganz nach unten und bei glatter Wasserfläche nach oben getrimmt, damit es in Gleitfahrt kommt. Je weniger Reibung mit dem Wasser besteht, desto schneller ist das Boot und desto weniger Kraftstoff verbraucht es. Die Schraube muss aber natürlich im Wasser bleiben. Es wird dringend davon abgeraten, das Getriebegehäuse eines Innenbordmotors in flachen Regionen weiter anzuheben als es die Trimmvorrichtung vorsieht, da so die Kardanwelle beschädigt werden könnte. Mit einem Aussenbordmotor hingegen ist dies kein Problem, solange der Kühlwassereinlass noch im Wasser liegt. Bei einer Doppelmotorisierung kann die Lage des Boots durch Trimmen anstatt mithilfe von Trimmklappen korrigiert werden, dazu braucht es aber viel Erfahrung.

Die Bootsposition mit Flaps korrigieren

flapTrimmklappen bzw. Flaps sind zwei Metallplatten, die meistens über Hydraulikzylinder bedient und am Heck beim Wasserablauf montiert werden. Modernere Modelle bestehen aus Metallblättern, die leicht ins Wasser ragen und den Wasserstrom umlenken. Als Faustregel gilt: Senkt man die Backbordklappe, krängt das Boot nach Steuerbord und umgekehrt. Sind beide Flaps gesenkt, wird das Boot tiefer ins Wasser gedrückt, was zwar eine komfortablere Fahrt ermöglicht, aber die Geschwindigkeit um mehrere Knoten reduziert. Allerdings bestehen je nach Rumpfform grosse Unterschiede. Eine allgemeingültige Regel gibt es hier nicht. Wie heck- oder buglastig Sie fahren, ist Ihnen überlassen und hängt auch vom Verhalten des Bootes ab. Mit den Trimmklappen lässt sich zum Beispiel auch bei Seitenwind die Lage des Bootes korrigieren. Last, but not least: In bestimmten Situationen, zum Beispiel, wenn das Boot untermotorisiert ist, können Flaps für mehr Auftrieb sorgen.

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