Fotos: ©Monika Meier, ©Walter Rudin
Das 470er-Team Fahrni/Siegenthaler holt sich auf dem Heimrevier in Thun den Meistertitel. Bei den 420ern verteidigen Bachelin/de Planta den Titel in überzeugender Manier.
Natürlich war in Thun die Freude gross, als die beiden Olympioniken Linda Fahrni und Maja Siegenthaler ihre Zusage gaben, nach der Rückkehr von Rio an der Schweizermeisterschaft der 470-Klasse auf dem heimischen Thunersee teilzunehmen. Hier hatte das LIMA Sailing Team vor sechs Jahren den Schweizermeistertitel in der 420er-Junioren- Bootsklasse geholt und damit den Grundstein zu einer erfolgreichen internationalen Karriere gelegt, die diesen Sommer für SUI 5 mit dem 14. Platz in Rio ihren bisherigen Höhepunkt fand.
Die Thuner Fans und der ganze 470er-Zirkel wollten natürlich gerne wissen, wie sich die beiden bei ihrem ersten Wettkampf nach den Olympischen Spielen wieder auf Süsswasser zurechtfinden würden. Von einem Heimvorteil wollten beide jedenfalls nichts wissen. „Wir sind schon so lange nicht mehr auf Flachwasser gesegelt, dass wir uns erst mal wieder daran gewöhnen müssen. Da ist doch einiges anders als auf dem Meer, wo wir uns mit Strömungen, hohem Wellengang und manchmal auch mit viel Wind auseinandersetzen mussten“, meinte Maja.
Schnell Fuss gefasst
Si Das LIMA-Duo brauchte aber nur den ersten Lauf, um sich zu akklimatisieren. Am verregneten Eröffnungstag kam die SUI 5 nicht über einen sechsten Platz hinaus. Nach zwei Ehrenplätzen folgten bei Leichtwind und herrlichem Herbstwetter an den Schlusstagen dann aber drei Laufsiege. Damit zeigten Fahrni/Siegenthaler, dass sie sich auf nationaler Ebene auch gegen die stärksten Männerteams durchsetzen können.
Es gab nur ein Duo, das an der Vorherrschaft der beiden Damen rütteln konnte: Philippe Erni/Stefan Zurfluh vom SC Cham/SC Stäfa. Sie regattieren seit 2012 zusammen, hatten damals auch ein Olympiaprojekt gestartet und international intensiv regattiert. „Wir haben sportlich nicht die Ziele erreicht, die wir angestrebt hatten und haben das Projekt deshalb nach zwei Jahren abgebrochen. Die reichen Erfahrungen, die wir gesammelt haben, helfen uns jetzt natürlich“, so Philippe Erni. Dreimal musste sich das Zentralschweizer Team in den letzten Läufen nur SUI 5 geschlagen geben und nur drei Punkte betrug schliesslich der Rückstand im Gesamtklassement auf die Führenden. Die einheimischen Youngster Yves Mermod/Cyril Schüpbach liessen sich am Sonntag noch durch Stefan Seger/Matthias Fahrni vom Podest verdrängen, die konstanter gesegelt waren und auch einen Laufsieg verbuchen konnten.
Schade war natürlich, dass die erfolgreichsten Schweizer Segler 2016, das Duo Brauchli/Hausser, die SM nicht als Abschiedsevent nutzten. Sie beendeten ihre 470er-Karriere direkt nach den Olympischen Spielen in Rio. Ihre Teilnahme hätte auch das LIMA-Duo gefreut, denn scheinbar hatten es die vier in Rio sehr gut miteinander. Die Thunerinnen trösteten sich damit, dass sie sich endlich wieder einmal mit ihren alten Clubkolleginnen austauschen konnten, die sie während drei Jahren fast nicht mehr gesehen hatten.
Bachelin/de Planta verteidigen 420er-Titel
Es macht durchaus Sinn, Synergien zu nutzen und eine Doppel-Schweizermeisterschaft durchzuführen. So suchten gleichzeitig auch die jungen 420er-Seglerinnen und -Segler Mitte Oktober in Thun ihren Meister. Zudem ist das Berner Oberland ja auch eine Hochburg der 420-Klasse: Zehn Teams der 27 teilnehmenden Boote kamen vom Thunersee. Monika Meier, die umtriebige Juniorenchefin des Thunersee-Yachtclubs, hat ihre Fittiche über die ganze 420er-Szene gespannt und coacht nicht nur Akteure auf dem Wasser, sondern ist auch eine Art Mentorin, die dem jungen Vorstand der Klassenvereinigung zur Seite steht. Trotz der starken Berner Präsenz reichte es aber keiner Seglerin und keinem Segler vom
Thunersee zum Sieg. Maxime Bachelin/Arno de Planta vom Genfersee segelten bei den 420ern in einer anderen Liga. Vier der sechs ausgetragenen Wettfahrten dieser SM beendeten sie als Sieger und es stand eigentlich von Beginn weg ausser Frage, dass sie ihren Meistertitel verteidigen würden. „Wir segeln schon viel länger 420er als die meisten unserer Gegner und haben unsere ganze Routine ausgespielt“, erklärten sie ihren Erfolg, ergänzten aber sofort. „Natürlich haben wir uns sehr gefreut, nochmals den Meistertitel zu holen, aber Ende Jahr werden wir auf den 49er wechseln.“ Auch der zweite Platz ging in die Romandie. Morgan Lauber/Léo Tétaz vom CN Morges verdrängten Nick Zeltner/Till Seger vom RC Oberhofen im letzten Lauf noch auf den dritten Podestplatz. Die gute Beteiligung an dieser SM in beiden Klassen kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Basis sowohl bei den 420ern als auch bei den 470ern nicht allzu breit ist und einige Akteure diese Saison fehlten. Nicolas Rolaz, der ehemalige Opti-Weltmeister, hat nach zwei Versuchen den richtigen Vorschoter zu finden, aufgegeben. Aurelia Fischer/Ilona Hersberger, die Aufsteigerinnen des Jahres 2015, haben sich getrennt und aufgehört. Diese Aufzählung liesse sich beliebig verlängern. Die Wahl des richtigen Partners ist für die Akteure von Zweimannbooten eine grosse Herausforderung. Trotzdem: Die meisten Seglerinnen und Segler kommen in ihrer sportlichen Karriere nur mit einem Team zum Erfolg. Es lohnt sich, bei der Suche nach dem passenden Partner nicht zu schnell das Handtuch zu werfen.