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Voiles de Saint-Tropez: Mit Pauken und Trompeten

von Quentin Mayerat

Fotos: ©Gilles Martin-Raget, ©Thomas Campion

Die Voiles de Saint-Tropez 2016 waren dieses Jahr etwas ganz Besonderes. Schönes Wetter, hart umkämpfte Regatten und interessante Debütanten wie die amerikanische Traditionsjacht Spartan oder die neusten ClubSwan 50, die in der IRC-Kategorie durch ihre elegante Erscheinung und ihr hohes Tempo auffielen, lockten die Massen an.

saint tropezDie Voiles de Saint-Tropez sorgen jedes Jahr für einen würdigen Abschluss der Regattasaison auf dem Mittelmeer. Auch dieses Jahr haben sich Ende September im Golf von Saint- Tropez über 300 elegante Boote mit mehr als 4000 Crewmitgliedern zum Kräftemessen eingefunden. Ideales Wetter und perfekt organisierte Regatten auf drei verschiedenen Bahnen – eine für die Wally, eine für die Modernen und eine für die Klassiker – verhalfen dem Kultanlass einmal mehr zu einem vollen Erfolg. Den konnte auch die 1908 nach Plänen von Fire gebaute 15mJI Mariska des Schweizers Christian Niels verbuchen. Mit vier Siegen in insgesamt acht Läufen verwies sie die drei anderen Fife-Jachten The Lady Ann (1912), Tuiga (1909) und Hispania (1909) auf die Plätze. Da ihr auch am Giraglia Rolex Cup, in Puerto Sherry und in San Remo niemand Paroli bieten konnte, sicherte sie sich in ihrer Klasse (IRC 0) logischerweise den Jahrespokal.

An diesen Regatten, „an denen es nichts zu gewinnen gibt ausser Freude am Segeln und den Spass, sich mit anderen zu messen“, wie es Regattaleiter Georges Kohrel formuliert, gewinnt der sportliche Aspekt jedes Jahr an Bedeutung, denn ein Sieg in Saint-Tropez ist in Seglerkreisen hoch angesehen. In allen Kategorien ging es deshalb am letzten Regattatag hoch her. Es wurde um jeden Zentimeter gekämpft.

Bei den grossen Traditionsjachten („Grand Tradition“), die dieses Jahr die Rolex Trophy unter sich ausmachten, gewann Moonbeam IV mit Michaël Créac’h mit hauchdünnem Vorsprung vor Moonbeam III, ihrer Vorgängerjacht in der für den Briten Charles Plumtree gebauten Serie. In einer Flotte aus neun Jachten machte der von William Fife gezeichnete 32-Meter- Gaffelkutter mit einem Sieg und drei zweiten Plätzen alles klar.

Sieg auf Anhieb

Bei den Traditionsjachten mit Gaffeltakelung („Epoque Aurique“) mischte Spartan anlässlich ihrer ersten Teilnahme das Feld auf. Der berühmte Schiffskonstrukteur Nathanael Herreshoff hatte diese NY 50 für seine Freunde vom New Yorker Yacht Club entworfen. Er wollte ihnen eine Freude machen und ihren Wunsch erfüllen, auf grösseren und schnelleren Schiffen als den für damalige Verhältnisse bereits äusserst spritzigen NY 40 zu segeln. Das Vorhaben gelang: Schon in seiner ersten Saison auf dem Mittelmeer, im Jahr 1912, lief der Racer der amerikanischen P-Class Olympian den Rang ab.

Mit 120 Einheiten bildeten die klassischen Jachten die grössten Flotte. Sie waren in zwölf Kategorien unterteilt. Bei den 2016 neu eingeführten Marconi Racern zog der ehemalige französische America’s-Cup-Challenger France 1 alle Blicke auf sich. In der Gruppe A der Traditionsjachten mit Marconi-Takelung („Epoque Marconi A“), die von Rowdy (Herreshoff 1916) dominiert wurde, belegte die Serenade des Genfer Kunsthändlers Alain Moatti den fünften Platz. Das elegante Schiff ist 1938 nach Plänen von Nick Potter entstanden und noch immer eine Augenweide. Nicht ganz so gut erging es Moattis Landsmann Cyril Pérot auf Oiseau de feu. Er bildete das Schlusslicht. Bei den „Epoque Marconi B“ klassierte sich Carron II, die 8mJI der SNG, auf dem guten 3. Platz. Vom Pech verfolgt scheint hingegen die Association Patrimoine du Léman. Sie ist mit ihrer Phoebus (1916) Stammgast in Saint-Tropez, musste aber wie schon letztes Jahr aufgrund von Materialschaden aufgeben.

In den fünf IRC-Klassen der modernen Jachten waren die Positionen hart umkämpft. Bei den Riesen der Gruppe IRC A fiel die Entscheidung sogar erst am Samstag. Velsheda und die VOR 70 SFS II von Lionel Péan machten gehörig Druck und liessen der führenden Léopard, einer 100 Fuss langen Farr-Jacht, keine Verschnaufpause. Auf der SFS II war Elodie Mettraux als Grosssegeltrimmerin an Bord. „Ich bin zum ersten Mal an den Voiles. Alle diese schönen Schiffe zu sehen ist wirklich spektakulär“, meinte sie begeistert. „Ausserdem freue ich mich, wieder einmal auf einer VOR zu segeln. Das bringt etwas Abwechslung zum Match-Race auf der M32.“ Die Genferin wird übrigens auch die Korsika-Tour mit der SFS II bestreiten. „Ich bin froh, Elodie an Bord zu haben. Sie kennt das Boot gut – ein echter Profi“, schwärmte Péan, der trotz eines unvorteilhaften Ratings Dritter wurde.

Auch bei den IRC C war ein heftiger Kampf entbrannt, schliesslich stand die Edmond de Rothschild Trophy auf dem Spiel. Die Russen auf der TP 52 Frescia Rossa und das Siegerteam um Jean-Jacques Chaubard auf Team Vision unter Schweizer Flagge schenkten sich bis zum Schluss nichts. Auch die dritte Jacht im Bunde der Swan50 fand grosse Beachtung. Das neue Vollblut-Boot von Nautor trägt die Handschrift des hochtalentierten Juan Kouyoumajian. Dieser hatte den Wettbewerb gewonnen, den die finnisch-italienische Werft zu ihrem 50-Jahr-Jubiläum organisiert hatte. Entstanden ist ein grossartiger Racer, der aber erst noch gezähmt werden muss.

Magic Carpet 3, die hundertjährige Wally von Sir Lindsay Owen-Jones, musste sich dieses Jahr der Wally 107 Open Season geschlagen geben. Nach zwei Up-and-Down- und zwei Küstenkursen vor Pampelonne gewann diese verdient die BMW Trophy. Wie das mittlerweile auf 16 Einheiten angewachsene Teilnehmerfeld der Wallys beweist, findet das Konzept der Luxus-Karbonjachten von Luca Bassani grossen Anklang.

Centenary Trophy des Gstaad Yacht Clubs

sain tropezWährend am Donnerstag alle anderen Boote einen Ruhetag einlegten, waren die über 100 Jahre alten Jachten erneut gefordert. Die vom Gstaad Yacht Club veranstaltete Centenary Trophy stand an. Sie fand schon zum sechsten Mal im Rahmen der Voiles de Saint-Tropez statt. Die Regatta wird als Verfolgungsrennen ausgetragen, das heisst die rund 20 Boote starten in einem bestimmten Abstand zueinander, der anhand des Ratings berechnet wird. Darin fliessen Länge, Alter, Takelung und Segelfläche mit ein. Bei 12 Knoten Südostwind gewann auch hier die NY 50 Spartan knapp vor Olympian.

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