Skippers

🏛 » Saphire Boats: Gut Ding will Weile haben

Saphire Boats: Gut Ding will Weile haben

von Quentin Mayerat

Fotos: ©Walter Rudin

Als „European Yacht of the Year“ hatte die Saphire 27 von Michael Tobler 2014 für Aufsehen gesorgt. Das brachte aber nicht automatisch hohe Verkaufszahlen. Mit seriösem, nachhaltigem Marketing und einem guten After-Sales-Service hat sich die Saphire AG inzwischen eine Marktnische gesichert und hofft, mit der neuen Cruising-Version ein noch grösseres Kundensegment zu erschliessen.

Es war ein mutiger Schritt, den Michael Tobler 2012 gewagt hat. Vor vier Jahren hängte er seinen guten Job in der Geschäftsleitung einer grossen internationalen Firma an den Nagel, liess nach seinen Vorstellungen ein Segelboot entwerfen und zur Serienreife entwickeln. Er gründete eine eigene Firma und begann mit der Vermarktung des eigenen Bootes. Und die Saphire 27 überzeugte. Mit der Auszeichnung „Europäisches Boot des Jahres“ in der Kategorie „Spezialboote“ anfangs 2014 durfte er hoffen, dass das Geschäft jetzt richtig losgehen würde. Dem war aber nicht so. Michael Tobler erinnert sich an eine schwierige Zeit. Er hatte das Boot an allen wichtigen Bootsmessen im In- und Ausland präsentiert, war an vielen Regatten dabei und führte Testsegeln an verschiedenen Destinationen durch. Trotzdem und obwohl ihm der Award viel Renommee eingebracht und die Bekanntheit des Bootes international gesteigert hatte, blieb der kommerzielle Erfolg vorerst aus: „Ich habe nach der boot Düsseldorf Anfang Jahr bis im September 2014 kein einziges Boot verkauft. Da kamen schon Zweifel auf. Vorinvestitionen von über einer halben Million Franken, weiterhin nur Ausgaben und keine Einnahmen – so konnte das Geschäft nicht funktionieren.“

30 Saphire ausgeliefert

Doch dann folgte plötzlich die Kehrtwende. Ab September ging jede Woche eine Bestellung ein. Die Auftragsbücher waren bis Ende Jahr voll und Tobler um einige Erfahrungen reicher: „Die Lancierung eines Einzelproduktes ist extrem schwierig. Man kann den Erfolg nicht erzwingen und muss sich und dem Markt Zeit geben. Der Aufbau einer neuen Marke dauert Jahre. Im Verkaufsprozess gibt es eine Verzögerung von 12 bis 24 Monaten.“ Während die ersten Käufer solvente, leidenschaftliche Segler waren, kamen später eher Wassersportler dazu, die eine Saphire zwar auf ihrer Wunschliste hatten, zuerst aber ihr altes Boot verkaufen mussten oder auf einen Bootsplatz warteten. Gut 30 Einheiten wurden bisher ausgeliefert, die meisten in die Schweiz oder ins deutschsprachige Ausland.

Sechs Boote verkaufte Saphire an den Genfersee, so viele, wie an keinen anderen See. Darüber freut sich Tobler besonders, weil er das Revier liebt und fasziniert ist von der Leidenschaft, mit der Segelsport hier betrieben wird: „Auf dem Genfersee wird viel ambitionierter gesegelt und die Regattafelder sind gross. Für mich ist das Revier kommerziell ein wichtiger Teil des Marktes und muss deshalb mit ganz besonderen Aktivitäten und Dienstleistungen betreut werden.“

Cruising-Version als Surprise-Nachfolger?

saphire-4Ende Sommer wurde auch im Hinblick auf das grosse Potenzial am Genfersee die Saphire Cruise lanciert. „Damit biete ich ein Modell an, das sich preislich im Bereich einer Surprise bewegt, aber technisch dem heutigen Stand entspricht und im Handling viel einfacher ist. Wenn man bedenkt, dass auf dem Genfersee über 600 Surprise segeln, hat es dort auch Platz für 60 Saphire-Boote“, meint Tobler und ergänzt: „80 Prozent des Marktes sind Leute aus dem Cruising-Segment und diese konnte ich mit der Sportversion bisher nicht erreichen.“ Durch den Einsatz von weniger exklusiven Teilen konnte überdies der Preis gesenkt werden. Alu-Rigg statt Karbonmast, Draconstatt Membransegel – damit waren schon einige Preistreiber eliminiert. Zudem erspart die Rumpfproduktion im Sandwich-Handauflegeverfahren mit Innenschalen statt im Infusionsverfahren viele Arbeitsstunden.

Ende August erhielten Pressevertreter und Interessenten Gelegenheit, beide Saphire-Versionen auf dem Urnersee zu segeln. Der Performance- Vergleich hat gezeigt, dass die Cruise trotz acht Quadratmetern weniger Segelfläche gut mithalten kann und bei etwas mehr Wind sogar höher segelt als die Saphire Sport mit dem Square-Top-Gross. Das Interesse war so gross, dass Tobler das Testsegeln um eine Woche verlängern musste. Auf der Interboot in Friedrichshafen konnte er dann mehrere neue Verträge abschliessen.

Projekt Wikinger-Route

Wenn Tobler auch weniger hektisch agiert als zu Beginn seiner Unternehmerkarriere, so hat er den Mut etwas zu machen, was nicht jedermann tut, und die Leidenschaft zum Segeln im Blut. Im nächsten Sommer möchte er mit der Saphire Cruise auf der legendären Route des Wikingers Gardar Svavarsson von Schweden nach Island und zurück segeln. Sie führt über den Polarkreis hinaus und stellt für ein so kleines Schiff natürlich eine grosse Herausforderung dar. Aber Tobler hat seine Saphire auf Herz und Nieren geprüft: „Ich weiss, dass das Boot mit Sturmfock und zweitem Reff bei 35 bis 40 Knoten Wind gesegelt werden kann und werde keine Risiken eingehen.“ Derzeit ist er auf der Suche nach Sponsoren, die in einem solchen Abenteuer Synergien sehen. saphireboats.com

Dans la meme categorie