Fotos © Robert Snow / Balazs Gardi
Am zweiten Red Bull Youth America’s Cup erhalten zwölf Teams die Chance, das spezielle Wettkampffieber einer international besetzten Regatta zu erleben. Einigen wird die Teilnahme an diesem Prestigeanlass das Tor zu einer Profikarriere öffnen.
„Acht junge, talentierte Regatteure, die am Youth America’s Cup 2013 teilgenommen hatten, sind heute Mitglieder von America’s-Cup- Syndikaten“, sagt der zweifache Olympiasieger Roman Hagara mit unverhohlenem Stolz. „Der Wettkampf bildet eine Brücke zu den Profiteams. Peter Burling, der heute die ETNZ steuert, ist ein typisches Beispiel. Als ich 25 Jahre alt war, gab es diese Möglichkeiten noch nicht. Der Cup war gegen aussen abgeschottet, der Zugang so gut wie unmöglich. Heute hat die Regatta sowohl bei den Syndikaten als auch beim Publikum ganz von selbst ihren Platz gefunden.“
Treffender als der Sportdirektor des Red Bull Youth America’s Cups könnte man das Wesen des „Youth“ nicht beschreiben. Er hat nach einer einzigen Ausgabe höchstes Ansehen erlangt und ist innerhalb von vier Robert Snow Jahren zu einer festen Grösse im Regattazirkus geworden. Den Rookies bietet er ein kaum zu toppendes Sprungbrett und für die Syndikate ist er ein Talentreservoir. Das gilt zumindest für die sechs Teams, die sowohl im Youth als auch im „Cup der Grossen“ mitmischen. Die anderen sechs hoffen, dass auch ihr Land in naher Zukunft einen Challenger stellen wird, bei dem sie ihre Erfahrung umsetzen können. Für manche ist aber allein schon der Gedanke, ihren Lebenslauf um eine Zeile erweitern zu können, Wertschätzung genug.
Nachwuchsförderung
Der Youth ist zum Vorzimmer der begehrten Silberkanne geworden. Louis Viat, der Betreuer des Team France, bestätigt: „Wir streben keinen One Shot an, sondern planen langfristig. Unser Ziel ist es, nach 2017 auch an den beiden nächsten Kampagnen teilzunehmen. Der Youth ist eine ideale Basis, um das Team des echten Cups mit Talenten zu versorgen. Wir werden das Selektionsverfahren alle zwei Jahre wiederholen. Für die Talentsichtung arbeiten wir mit dem französischen Segelverband zusammen und das Training übernimmt die École Nationale de Voile et de Sports Nautique.“
Die Kiwis verfolgen eine ähnliche, seit jeher auf Dauer ausgelegte Strategie. Darin spielt die Förderung der neuen Generation eine zentrale Rolle. Und die zeigt Wirkung. Nicht nur der von Roman Hagara genannte Peter Burling ist aus dem Youth 2013 hervorgegangen, sondern auch Blaire Tuke und Andy Maloney. An diesen Beispielen wird deutlich, wie wertvoll und wirksam die gesamte Struktur und insbesondere die Talentschmiede ist.
Überzeugt vom Gewinn, die eine solche Struktur darstellt, haben sich die Briten, die am Youth in San Francisco noch nicht dabei waren, mittlerweile umbesonnen und die Land Rover BAR Academy als festen Bestandteil in den Cup integriert. Die von Ben Ainslie rekrutierten Junioren segeln bei den Extreme Sailing Series und gehören zu den besten U25 des Landes.
Starke Auswahl
Die Neuseeländer, Briten und Franzosen, die alle über eine grosse Auswahl fähiger Segler verfügen, wählen die Teammitglieder nach einem ähnlichen Verfahren aus. Auf eine erste Selektion anhand der Bewerbungsunterlagen folgen ein Trainingscamp und schliesslich ein Test unter Echtbedingungen. Bei den Kandidaten, die es in die Endauswahl schaffen, handelt es sich wirklich um die Besten ihres Landes. Das Interesse sei gross, sagt Louis Viat stellvertretend. „Bei der letzten Ausschreibung sind fast 200 Dossiers eingegangen. „30 Regatteure wurden ausgewählt und auf dem Wasser beurteilt. Zehn davon haben es in die engere Auswahl geschafft und konnten in unseren Farben ein Jahr auf Flying Phantom und Diam 24 segeln. Ende 2016 sind 15 neue Segler hinzugekommen, auf die wir über andere Wege aufmerksam geworden sind. Acht haben wir schliesslich behalten. Die Entscheidung war bei dem hohen Niveau nicht einfach. Ein wichtiges Kriterium war der Teamgeist. In einem solchen Alter sucht man keine Einzelkämpfer, sondern Teamplayer.“ Tatsächlich sind unter den Namen viele Match Racer und Mitglieder von Segelmannschaften, Steuermann Robin Follin zum Beispiel, aber auch Jean-Baptiste Ducamin.
Die englischsprachigen Teams setzen hingegen eher auf Persönlichkeiten, viele stammen aus olympischen Klassen. Zu den bekanntesten zählt sicher Logan Dunning Beck. Der zweifache Worldcup-Sieger bei den 49ern und aktuelle Steuermann des neuseeländischen Teams weiss um die Chance, die er bei ETNZ erhält. „Teil des Projekts zu sein eröffnet mir viele Möglichkeiten“, sagt er. „Wenn wir gut abschneiden, kann mir das Türen öffnen. Wir müssen den Teams des AC Cups zeigen, dass wir gut genug sind, um auf ihrem Niveau zu segeln.“ Der Red Bull Youth America’s Cup geniesst zu Recht hohes Ansehen, dem die engagierten Teams auch gerecht werden. Sie überzeugen durch ein bemerkenswertes Niveau. Team Tilt beliefert zwar kein Syndikat mit Talenten, profitiert aber von der Schirmherrschaft von ETNZ und gilt als grosser Favorit für den Cup im Juni. Hoffen wir, dass die in den letzten fünf Jahren geleistete Arbeit und die erworbenen Kompetenzen auch nach dem Wettkampf auf den Bermudas gewinnbringend genutzt werden können. Vielleicht bietet ja ein neuer Schweizer Challenger den vielversprechenden Nachwuchsseglern eine Zukunft.
Red Bull Youth America’s Cup 2017:
Programm:
– 29.5.–3.6.: Training Gruppe A 12.6.–13.6.:
Qualifikation Gruppe A
– 5.6.–10.6.: Training Gruppe B 15.6.–16.6.:
Qualifikation Gruppe B
– 20.6.–21.6.: Final (Qualifizierte)
Teams :
• Candidate Sailing Team, Österreich
• Team BDA, Bermudas
• Youth Vikings Denmark, Dänemark
• Team France Jeune, Frankreich
• SVB Team Germany, Deutschland
• Land Rover BAR Academy, Grossbritannien
• Kaijin Team Japan, Japan
• NZL Sailing Team, Neuseeland
• Spanish Impulse Team, Spanien
• Artemis Youth Racing, Schweden
• Team Tilt, Schweiz
• Next Generation USA, USA