Die diesjährige Austragung des ältesten Sportwettkampfs der Welt war unglaublich speditiv. Eine Regatta jagte die nächste und im Final machten die Neuseeländer mit den Amerikanern kurzen Prozess. Unter dem Strich war der 35. America’s Cup erfrischend modern und komplett verrückt.

Dank Velo-Seglern zum Erfolg?

Nach Schätzungen des America’s-Cup-Experten Christian Karcher war Oracle insgesamt einen Knoten langsamer und kam weniger hoch auf die Foils. Die langen symmetrischen und in der Mitte mit einer Kerbe versehenen Foils der Neuseeländer schienen deutlich leistungsstärker. Beim Stand von 0:3 nahmen die Amerikaner vor der zweiten Runde technische Änderungen an ihrem Boot vor, um Tempo zu gewinnen. Das hätte das Team aber nur durcheinandergebracht, sagt Christian „Kiki“ Karcher. „Danach brachten sie gar nichts mehr auf die Reihe. Ausserdem fehlte ihnen eine konkrete Vision, die ihnen den Weg zum Sieg hätte weisen können. Oracle Team USA hatte keinen Anführer an Land und war deshalb auch auf dem Wasser verloren“, so Karchers Einschätzung.
Elektronisch foilen

Laut Fischer war eine weitere Innovation ausschlaggebend für den Sieg der Kiwis: „Das Flügelsegel des neuseeländischen Bootes funktioniert nicht gleich wie das der Amerikaner. ETNZ verwendet einen ausgeklügelten Zylinder, eine Art hydraulische, mit dem Joystick bedienbare Winde, während die Amerikaner manuell trimmen. Dadurch konnten die Neuseeländer sowohl den Winkel als auch die Steifigkeit des Flügelsegels feiner einstellen. Wie Karcher ist Fischer überzeugt, dass die Neuseeländer bei den Schwachwindbedingungen im Vorteil waren und die Amerikaner bei mehr Wind besser abgeschnitten hätten. Am Montag, 26. Juni 2017 hat Team New Zealand seinem Land nach 1995 und 2000 zum dritten Mal den America’s Cup geschenkt. „Es war ein verrückter Tag. Wir mussten erfinderisch und kreativ sein, um diesen America’s Cup zu gewinnen“ sagte Glen Ashby, der Segeltrimmer des Kiwi-Bootes, während Champagner auf das Trampolin der AC50 spritzte und die Segler ihr Siegesbier schlürften.
ETNZ war den Challengern bereits in den Qualifiers haushoch überlegen und musste sich nur Oracle zweimal geschlagen geben. Wichtig war aber vor allem, dass sie ihr Potenzial im Final 100% abrufen konnten.

| Siege | Niederlagen | LVACW* | Total | |
|---|---|---|---|---|
| Oracle Team USA | 8 | 2 | 1 | 9 |
| Emirates Team New Zealand | 8 | 2 | 0 | 8 |
| Land Rover BAR | 4 | 6 | 2 | 6 |
| Artemis Racing | 5 | 5 | 0 | 5 |
| SoftBank Tean Japan | 3 | 7 | 0 | 3 |
| Groupama Team France | 2 | 6 | 0 | 2 |
*Louis Vuitton America’s Cup World Series
